Die HPA will Lieferketten smarter machen
14.02.2022    Martin Hintze
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Es ist eine ernüchternde Bilanz: Während die Industrie, der Handel und auch die Privathaushalte es schaffen, ihre Treibhausgasemissionen zu senken, tritt der Verkehrssektor auf der Stelle. Es ist der einzige Bereich, der heute fast genauso viele Abgase in die Luft pustet wie 1990.

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„Der Transportsektor spielt eine entscheidende Rolle für das Erreichen der ambitionierten Klimaziele für 2030“, sagt Professor Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Klimaneutralität, einer unabhängigen Denkfabrik, die auch die Bundesregierung berät. Eingespart werden müssen etwa 65 Prozent der Emissionen, also 70 bis 80 Millionen Tonnen CO2. „Das erfordert radikale und konsequente Maßnahmen der Elektrifizierung im Personenverkehr und das Ausschöpfen aller Möglichkeiten, um im Schwerlastverkehr von fossilen Kraftstoffen wegzukommen“, so Lorentz.

Anders als bei den Pkw, bei denen die meisten Hersteller auf E-Autos setzen, ist das Rennen um die beste Lösung für Lkw nicht entschieden. Es könnte auf einen Technologiemix aus Elektrifizierung über Batterien und Oberleitungen sowie Brennstoffzellen hi­nauslaufen, die mit Wasserstoff betankt werden. „Vor allem werden wir große Anteile des Güterverkehrs auf die Schiene verlegen. Die Förderung des Schienen­güterverkehrs ist eines der ganz großen Anliegen der neuen Bundesregierung“, ist sich Lorentz sicher.

Schiffsverkehr mit hohen Emissionen

Doch nicht nur der Verkehr auf den Straßen belastet die Umwelt, auch der Schiffsverkehr treibt die Erd­erwärmung voran. Laut einer aktuellen Studie der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) und der Europäischen Umweltagentur (EEA) waren Schiffe 2018 für 13,5 Prozent
aller Treibhausgasemissionen verantwortlich, die der Verkehr in der EU verursacht. Bereits heute erfolgen 77 Prozent des europäischen Außenhandels und 35 Prozent des gesamten Handels auf dem Seeweg – Tendenz steigend.

„Obwohl der Seeverkehr in den letzten Jahren seine Umweltbilanz verbessert hat, steht er bei der Dekarbonisierung und Reduzierung der Umweltverschmutzung immer noch vor großen Herausforderungen“, sagt EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean.

Wasserstoff spielt Schlüsselrolle

Doch welche Lösungen gibt es, um den Seeverkehr umweltfreundlicher zu gestalten? „Ähnlich wie im Flugverkehr müssen wir ganz konsequent auf strombasierte Kraftstoffe umsteigen und versuchen, den Verkehr zu reduzieren“, fordert Klima­experte Lorentz. Eine Schlüsselrolle dürfte dabei der Wasserstoff spielen, der mit Strom aus Wind und Sonne mittels Elektrolyse hergestellt wird und als Basis für synthetische Kraftstoffe dient. 

Einen wichtigen Beitrag kann auch Landstromversorgung leisten, durch die Schiffe ihre Motoren in den Häfen ausschalten können und ihren Bedarf über eine Stromquelle im Hafen decken. So sollen etwa Containerschiffe im Hamburger Hafen ab 2023 an zwei Terminals mit Landstrom versorgt werden. Bereits vor fünf Jahren wurde eine Landstrom­anlage am Cruise Center Altona installiert, um vor Anker liegende Kreuzfahrtschiffe zu versorgen.

Smarte Lieferketten durch stärkere Vernetzung

Um den Verkehrssektor auf Nachhaltigkeit zu trimmen, kommt es jedoch nicht nur auf die Antriebstechnologie an, sondern auch auf eine clevere Planung und Vernetzung der Transporte, Stichwort: Digitalisierung der Lieferketten. „Es gehört zu den größten Projekten bei SAP, die Supply-Chains unserer 400.000 Kunden nicht nur zu digitalisieren, sondern dort auch Nachhaltigkeitsaspekte zu implementieren“, sagt Christian Boos, Head of New Ventures & Technologies and Sustainability Engagement bei SAP. So können Logistiker dank der Software ihre Transporte dann nicht nur kostensparend gestalten, sondern auch hinsichtlich ihres CO2-Fußabdrucks optimieren.

Eine intelligente Verzahnung der Lieferketten könnte auch dazu beitragen, die Containerstaus in den Häfen aufzulösen, die derzeit der Industrie und dem Handel Sorgen bereiten. Um lange Stand- und Stauzeiten zu vermeiden, setzt der Hamburger Hafen unter anderem auf ein 5G-Netz der Telekom. „Den Standortnachteil mit der langen Elbfahrt muss der Hamburger Hafen mit perfekten Prozessen und einer effizienten Anbindung zum Lkw- und Schienenverkehr wettmachen“, sagt Hagen Rickmann, Geschäftsführer der Telekom-Geschäftskundensparte. Für den Klimaschutz ist also beides nötig: neue Antriebstechnologien und eine smarte Supply-Chain.

14.02.2022    Martin Hintze
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