Pakete laufen auf einem Fließband, welche Teil von Lieferketten eines Unternehmens sind.
29.01.2024
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Das Jahr 2024 ist für die Logistik so unruhig gestartet, wie das Vorjahr endete. Die Lage im Roten Meer sorgt für finanzielle Belastungen, Unsicherheit und bedroht die Stabilität der Lieferketten. Wo befindet sich die erwartete Ladung? Wird sie umgeleitet über das Kap der Guten Hoffnung oder wartet die Reederei ab? Die Informationslage ist komplex und die Reedereien entscheiden zum Teil für jedes Schiff individuell. Das bedeutet für Verlader nicht einfach eine Neuplanung einer einzelnen Sendung, eines Schiffes oder einer Bestellung, sondern sie müssen unter Umständen ihre gesamte Lagerlieferung oder die Planung ihrer Verkäufe komplett umstellen.

In der Krise zeigt sich, wie wichtig Transparenz bei Lieferketten ist

Die Situation erinnert an die Lieferkettenprobleme während der Pandemie oder daran, wie der Frachter Ever Given im Suezkanal feststeckte und diesen über Tage blockierte. Waren damals viele Unternehmen mit der Frage überfordert, welche ihrer Lieferungen überhaupt betroffen sein könnten, ist die Logistik heute vielerorts digitaler. Viele Unternehmen legen heute ein stärkeres Augenmerk auf die ständige Nachvollziehbarkeit ihrer Lieferketten und wissen sofort, auf welchen Schiffen oder in welchen Häfen sich ihre Lieferungen befinden. Entsprechend können sie reagieren. Aber eben nicht alle.

Zusätzlich erschwert wurde die Lage durch den Trend zur Diversifizierung von Lieferketten. Kommt beispielsweise der Lieferant aus Vietnam, die Rohstoffe stammen aber weiter aus China, hat es zur Folge, dass die Lieferketten nicht robuster geworden sind – sondern bei vielen sogar noch komplexer.

Neben der Komplexität und den Aufwänden für Krisensituationen bringt das Jahr 2024 auch EU-Emissionshandelsgebühren (EU-EHS) mit. Diese gelten seit dem 1. Januar und betreffen große Schiffe mit einer Bruttoraumzahl von über 5.000, die an EU-Häfen anlaufen. Reedereien sind verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zu erfassen und mitzuteilen sowie EU-Zertifikate für jede emittierte Tonne CO₂e zu erwerben. Als Folge werden die Reedereien diese Kosten mit einpreisen. Gleichzeitig steigen die Kosten für Treibstoff und Personal, während die Auftragslage durch die anhaltende Rezession schwierig bleibt. Wie können mittelständische Unternehmen, auch mit knappen Ressourcen, den Herausforderungen trotzen? Wie gelangen Sie zu mehr Transparenz und können die Unsicherheiten innerhalb der Lieferketten verringern?

1. Digitalisierung vorantreiben

Auch in 2024 führt diese Aufgabe die Liste weiter an. Noch immer sind Logistikdaten nur unzureichend digitalisiert, was die Nutzung von moderner Technologie erschwert. Den Vormarsch von generativer Künstlicher Intelligenz und Machine Learning kann niemand mehr ignorieren. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels sind Technologien, die der Automatisierung dienen, kein Wettbewerbsvorteil mehr, sondern überlebenswichtig für viele kleine und mittlere Unternehmen. Digitalisierte Daten bilden die Grundlage für Transparenz, die, in Ausnahmesituationen, wiederum die Voraussetzung für widerstandsfähige Lieferketten ist.

2. Mit Technologie starke Partnerschaften nutzen

Die Planung und Umsetzung von internationalen Transporten umfasst eine Vielzahl von Schritten: vom Vergleich der Angebote der Spediteure über die Buchung bis hin zur Sendungsverfolgung und dem Umgang mit Ausnahmesituationen wie streikbedingter Hafenschließungen, Verzögerungen aufgrund extremer Wetterbedingungen, geopolitischen Krisen oder Problemen beim Zoll. Unternehmen wählen Logistikpartner anhand ihrer Fähigkeit, einen echten Mehrwert zu schaffen. Digitale Plattformen bieten unter anderem den Vorteil, dass sie frühzeitig Transparenz erzeugen können, die Handlungsoptionen erlauben oder technologiebasierte, automatisierte Prozesse nutzen, die zu einer besseren Servicequalität führen.

Eine digitale Lösung ist jedoch nur so gut wie die Qualität und die Quantität der Daten, die sie sammelt und der Art, wie sie diese nutzt. Wichtig bei der Auswahl ist, dass die Plattform nicht nur ihre eigenen Daten sammelt, sondern auch mehrere externe Datenquellen von Spediteuren, Maklern und Terminals integriert. Plattformen, die darüber hinaus mit maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz arbeiten, können zusätzlichen Mehrwert bieten. Auf Basis vielschichtiger historischer und Echtzeitdaten können diese Plattformen ihren Kunden Wettbewerbsvorteile verschaffen, indem sie spezifische Handlungsempfehlungen geben, die nach Zeit, Preis oder Nachhaltigkeit geordnet sind.

3. Nachhaltigkeit bei Lieferketten mitdenken

Das veränderte EU-EHS macht deutlich: Nachhaltigkeit ist keine Kür mehr, sondern wird zunehmend zur Pflicht. Hier kommen Plattformen erneut zum Tragen, denn sie verschaffen Transparenz über die Transportemissionen. Das erleichtert nicht nur die Berichterstattung, sondern schafft die Basis erst, Emissionen langfristig zu minimieren. Auch nachhaltige Versandlösungen lassen sich über Plattformen unkompliziert buchen.

2024 gilt mehr denn je: Statt nur zu prüfen, wo weltweit am günstigsten und in der richtigen Qualität gefertigt werden kann, sind Unternehmen gut beraten, ihre Logistik strategisch zu betrachten und Verfügbarkeiten sowie Kosten gegeneinander abzuwägen. So gestalten sie die Lieferkette sowohl resilienter als auch nachhaltiger.

Zur Person

Portrait des Logistik-Experten Dr. Fabian Struck, CCO bei Forto.

Dr. Fabian Struck

ist seit 2018 bei Forto und verantwortet dort seit 2023 als Chief Commercial Officer die Bereiche Marketing und Vertrieb.

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29.01.2024
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