Portraitfoto von Christine Kiefer, Gründerin des FinTechs RIDE Capital
30.06.2022    Christian Buchholz
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Zur Person

Christine Kiefer

ist Gründerin des FinTechs RIDE Capital und der FinTech Ladies, eines Netzwerks für Frauen, die sich mit Digitalisierung und Innovation im Finanzbereich beschäftigen

Was ist Ihr Erfolgsrezept, der Motor für Wachstum, bei RIDE Capital?

Christine Kiefer: Bei RIDE geht es um steueroptimiertes Investieren über eine vermögensverwaltende GmbH. Wir machen diese für Anleger mit einem liquiden Anlagevermögen ab 80.000 Euro zugänglich. In der Regel stehen vermögensverwaltende GmbHs nur Hochvermögenden, sogenannten High-Net-Worth Individuals, zur Verfügung. Doch durch unsere Software und eine Selfservice-App können wir solche Geldanlagemöglichkeiten erschwinglicher machen. Unser Erfolgsrezept geht also auf Digitalisierung und Selfservice zurück.

Wie hat sich Ihr Business in den zurückliegenden Krisenmonaten entwickelt?

Kiefer: Aus der Coronakrise haben wir mitgenommen, dass für uns das Kunden-Onboarding, die Zusammenarbeit mit Lieferanten und das Einstellen von Mitarbeitenden weiterhin gut funktioniert haben. Was uns vor eine Herausforderung stellte, war die öffentliche Verwaltung: Auf die Steuernummern mussten wir zum Beispiel mangels digitalisierter Prozesse im öffentlichen Bereich länger warten als gewohnt. Die zweite Lehre geht auf den Beginn des Ukraine-Kriegs zurück: In der Woche nach Kriegsbeginn gingen lediglich zwei Bestellungen bei uns ein. In der Regel bestehen zwei Drittel unserer Neukunden aus Kunden, die eine GmbH mit uns gründen möchten. Doch in dieser Zeit kamen viel mehr Neukunden mit ihrer schon bestehenden GmbH zu uns, die auf der Suche nach einem Steuerberater waren, der sich mit der Vermögensverwaltung auskennt. Steuerberater waren nach wie vor gefragt, denn: Die Steuer kommt immer. Erst sechs Wochen nach Kriegsbeginn haben Kunden wieder GmbHs gegründet.

Wie bleiben Sie als Unternehmerin neugierig und innovativ? Was tun Sie, um das auch bei Mitarbeitenden zu fördern?

Kiefer: Wir akzeptieren keinen Stillstand. Digitalisierung ist ein „Way of Life“. Wenn Mitarbeitende ein Tool brauchen, laden sie es sich selbstständig herunter. In anderen Organisationen gibt es dagegen Schulungen; gegebenenfalls muss ein Tool noch akkreditiert werden. Das kostet Zeit und Ressourcen. Unsere Mitarbeitenden leben Digitalisierung. Wir unterstützen das im Management, wo wir können – greifen aber nicht viel ein.

Was ist die größte Stärke von RIDE? Und trauen Sie sich auch, eine Schwäche preiszugeben?

Kiefer: Unsere größte Stärke ist, dass wir komplexe Sachverhalte wie das Investieren über eine vvGmbH für Kunden umsetzen können – durch Software. Darüber hinaus kommen wir auch dem Bildungs- und Informationsauftrag nach und informieren Kunden über relevante Themen aus den Bereichen Steuern und investieren in Youtube-Videos. Auch eine Schwäche muss man sich als Unternehmen eingestehen können: Wir haben sehr viele Ressourcen in Software- und Produktentwicklung gesteckt. Diese Kosten müssen wir allerdings noch auf viel mehr Kunden verteilen, damit wir unsere Services günstiger anbieten können. Und das geht nur über Skalierung.

30.06.2022    Christian Buchholz
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