Münzen sind in drei Reihen gestapelt
19.10.2023
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Im ersten Quartal 2023 mussten 67 Start-ups in Deutschland Konkurs anmelden. Die Zinswende, Inflation und anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit machen die Finanzierung für Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besonders kompliziert.

Die Einstellung der traditionellen Banken zur Kreditvergabe an Unternehmen in der Eurozone hat sich in den vergangenen Monaten stark verändert. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) führt zu einer Verlangsamung der Kreditvergabe von Banken an Unternehmen.

Dieser Wandel kommt zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt. Denn Unternehmen in Deutschland und ganz Europa benötigen aktuell dringend frisches Kapital, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Selbst Unternehmen, die eigentlich gesund sind und solide wirtschaften, müssen aufgrund der schwierigen Finanzierungslandschaft notwendige Projekte verschieben oder streichen.

Alternative Finanzierungsmethoden rücken in den Fokus

Vor diesem Hintergrund zeigt sich: Die traditionellen Finanzierungsinstrumente der Banken behalten ihre Bedeutung zwar, aber sie allein reichen nicht aus. Laut einer aktuellen Studie der KfW bewertet jeder vierte deutsche Mittelständler die Kreditvergabe der Finanzinstitute als restriktiv. Daher braucht das europäische Finanzierungsumfeld dringend alternative Finanzierungsmethoden.

Alternative Finanzierung bezieht sich auf nicht-traditionelle Mittel, mit denen Unternehmen Kapital beschaffen können. Dazu gehören unter anderem Peer-to-Peer-Kredite, Crowdfunding, Factoring oder datenbasierte Finanzierung. Aus europäischer Sicht sind diese Werkzeuge sehr vielversprechend. Sie können die bestehende Finanzierungslücke überbrücken und wirtschaftlich starken KMU das Kapital für ihre weitere Entwicklung bieten.

Am Beispiel der datenbasierten Finanzierung wird der Vorteil deutlich: Auf der Grundlage von Bankdaten können Unternehmen kurzfristig Kapital beantragen. Der Finanzierer ist dabei agnostisch, wofür das Geld eingesetzt wird; was zählt, ist die wirtschaftliche Gesundheit des Unternehmens. Ein Vorteil gegenüber traditionellen Geldgebern ist auch, dass Unternehmen keine physischen Sicherheiten wie Maschinen oder Immobilien vorweisen müssen – was insbesondere für digitale Unternehmen relevant ist.

Ist der Markt dynamisch, müssen Finanzierer agiler werden

FinTechs haben das Potenzial, die Finanzierungslandschaft in Europa nachhaltig zu erweitern. Dafür gibt es drei wichtige Gründe:

1. Einsatz von Technologie

FinTechs nutzen das Potenzial von Technologie und Datenanalyse, aber auch von Künstlicher Intelligenz voll aus. Es wird einfacher, schneller und zuverlässiger möglich, die Kreditwürdigkeit von Unternehmen zu bewerten. Das bedeutet maßgeschneiderte, flexiblere und potenziell günstigere Finanzierungsentscheidungen für Unternehmen.

2. Anpassungsfähigkeit

Der Markt ist dynamisch – und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. FinTechs hingegen sind agil. Sie können sich schnell an die sich verändernde Marktdynamik anpassen, innovative Lösungen entwickeln und sicherstellen, dass die Finanzierung die Unternehmen rechtzeitig erreicht.

3. Kooperationsbereitschaft

Die zunehmenden Partnerschaften zwischen FinTechs und etablierten Finanzinstituten zeigen ein wachsendes Vertrauen der etablierten Player in alternative Finanzierungslösungen. Traditionelle Banken sehen die Lücken, die sie aktuell nicht bedienen können, wissen aber auch um die Kosten, eine eigene Lösung zu entwickeln. Diese Konvergenz von Alt und Neu bietet eine starke Mischung aus Zuverlässigkeit und Innovation.

Alternative Finanzierung als Ausweg für Unternehmerinnen und Unternehmer

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderungen im derzeitigen europäischen Finanzierungsumfeld zwar zahlreich, aber nicht unüberwindbar sind.

Für Unternehmerinnen und Unternehmer, Entscheidungsträgerinnen und -träger bieten alternative Finanzierungsformen – angeführt von wegweisenden FinTechs – einen vielversprechenden Weg. Mit dem Zusammenwachsen der traditionellen und der alternativen Finanzierungswelt stehen die europäischen KMU an der Schwelle zu einer neuen Ära.

Zur Person

Nima Karimi ist CEO des Neo-Leaders Silvr

Nima Karimi

ist Co-Founder und CEO von Silvr, Europas erstem Neo-Lender und Marktführer für datenbasierte Finanzierungen. Als Seriengründer weiß er aus erster Hand, wie schwierig es sein kann, schnelle Finanzierungszusagen von traditionellen Geldgebern wie Banken zu erhalten

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19.10.2023
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