eine Frau trinkt Kaffee in einem Café und checkt dabei den Aktienkurs auf dem Smartphone
25.09.2023    Mark Simon Wolf
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Ob zu Hause bündelweise unter der Matratze oder auf dem Girokonto bei der Hausbank – die Deutschen sind ein Volk der Sparerinnen und Sparer. Doch passt dieser Umgang mit Geld überhaupt noch in die multipolare Welt?

Mitnichten – zumindest, wenn es nach Fabian Mohr geht. Als Aktienanalyst für einen renommierten Finanzdienstleister wunderte er sich bereits Ende der 2010er-Jahre, wie wenig Menschen die Power des Kapitalmarkts für ihr Erspartes nutzten – und wie viel Potenzial ihnen dadurch verloren geht.

Feste Verzinsung dank EZB

Die starren Angebote vieler traditioneller Banken, die jahrelang so verschwindend geringe Zinsen zahlten, frustrierten ihn genauso wie die inflationsbedingt schleichende Erosion des Geldes.

Als nun immer mehr Neo-Banken, Neo-Broker und FinTechs den bis dato unflexiblen Markt digitalisierten und das klassische Banking wie auch den Aktienmarkt mit wenigen Klicks Smartphone-fähig machten, entstand bei Mohr die Idee, das Beste aus zwei Welten zu verbinden: durch eine Applikation, über die Kundinnen und Kunden ihr Geldvermögen einfach, schnell und zu attraktiver Rendite am Kapitalmarkt investieren, gleichzeitig aber aus diesem Pool auch weltweit ohne bürokratische Hürden bezahlen können. 

2020, inmitten des ersten Coronapandemie-Jahres, entwickelte er gemeinsam mit Kerstin Schneider und Sébastien Segue die App UnitPlus, deren Services sie in Deutschland im Mai 2022 launchten. Sie vereinten damit die Vorzüge eines Online-Brokers und einer Neo-Bank innerhalb einer App – und schufen weitere Vorteile: Mit dem Produkt CashPlus haben Kundinnen und Kunden etwa die Möglichkeit, über ein „weltweit einmaliges Depot“ mit ihrem Kontoguthaben direkt am Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) zu partizipieren. Aktuell entspricht die jährliche Verzinsung 3,98 Prozent. Damit ist CashPlus die Weiterentwicklung eines klassischen Tagesgeldkontos und bei der Flexibilität und Verzinsung diesem überlegen.

Kunden von UnitPlus können aus fünf ETF-Portfolios wählen

Zusätzlich lässt sich aus verschiedenen ETF-Portfolios wählen und in breit gestreute Aktien und Anleihen investieren. Der Aktienanteil ist mit rund 800 Unternehmen aus Europa, den USA, Japan sowie verschiedenen Schwellenländern diversifiziert und unterliegt strengen Nachhaltigkeitskriterien: Erfüllt ein ETF diese Standards nicht, wird er gestrichen.

Die insgesamt fünf ETF-Portfolios tragen die Namen bekannter Berge: „Zugspitze“, „Matterhorn“, „Mont Blanc“, „Kilimanjaro“ und „Mount Everest“. Dabei gilt: je höher der Gipfel, desto größer das Risiko und gegebenenfalls auch die mögliche Rendite.

Über die „Zugspitze“ investieren Kundinnen und Kunden zu je 50 Prozent in Aktien und Anleihen. Als „Achttausender“ bildet das Portfolio „Mount Everest“ die höchste Risikoklasse. Hier ist langfristig eine jährliche Rendite von bis zu acht Prozent möglich, da es weltweit zu 90 Prozent auf Aktien und nur zu zehn Prozent auf Anleihen setzt – vorausgesetzt, die Performance stimmt, wie Mohr betont: „Grundsätzlich gilt, dass Kapitalmarktanlagen immer mit Risiken verbunden sind. Das ist auch bei uns der Fall. Die erwartete Rendite und das damit einhergehende Risiko sind von Produkt zu Produkt unterschiedlich.“

Jederzeit und weltweit liquide

Die Kosten für das Kontomodell beziffert Mohr auf 0,5 Prozent des angelegten Geldes, womit Kundinnen und Kunden täglich deutlich mehr Einnahmen als Ausgaben generieren.

Die App rückt – wenig verwunderlich – das Credo „digital and mobile first“ in den Mittelpunkt. So erhebt UnitPlus für jede physische Bargeldabhebung am Schalter stationärer Banken zwei Euro Gebühr. Weitere Kosten entstehen allerdings nicht, im Gegenteil. Jede Zahlung über die UnitPlus-Karte oder über die digitalen Dienste Apple Pay sowie Google Pay belohnt die App mit einem in der Transaktion integrierten Cashback von 0,10 Prozent.

„Wir nennen das ETF-back“, erklärt Mohr. „Gleichzeitig steht unseren Kundinnen und Kunden das Geld jederzeit weltweit und flexibel für Zahlungen im Alltag wie etwa den Kaffee bei Starbucks oder den Wochenendeinkauf zur Verfügung, was einen großen Unterschied zu sonst eher starrem Anlagevermögen darstellt“, erklärt er das untypische Modell der Geldanlage.

Geschäftskonten vermutlich ab Ende 2023

Mohr verspricht: „Alles ist zu 100 Prozent sicher. Da es sich rechtlich um ein eigenständiges Depot handelt und das darauf befindliche Geld stets als Sondervermögen gewertet wird, ist damit das angelegte Geld selbst über Anlagen von 100.000 Euro geschützt.“ 

Eine Einschränkung gibt es allerdings bei der Bezahlfunktion; die dient laut Mohr aber der Sicherheit der Kundinnen und Kunden, die weltweit auf das verzinste Anlagevermögen zugreifen können: So liegt das Limit auf Tagesbasis bei 2.000 Euro, was vergleichbar mit den Karten traditioneller Banken ist. Wer mehr wolle, könne das Limit auf Vertrauensbasis für 24 Stunden erhöhen.

Was aktuell im Angebot noch fehlt, ist ein Konto für Geschäftskundinnen und -kunden. Hier bittet Mohr um Geduld. Er und sein Team planen einen entsprechenden Modell-Launch für Ende 2023. Doch wer schon heute Interesse habe, könne sich direkt bei ihm melden. „Sobald die Idee eines Geschäftskontos konkret wird, erfahren es die Early Birds als Erste“, so Mohr.

Keine Kundenhotline, keine Kommunikationsnetzwerke – das FinTech geht andere Wege: Bei UnitPlus informiert der Gründer persönlich.

Zur Person

Fabian Mohr ist CEO von UnitPlus

Fabian Mohr

ist Mitgründer von UnitPlus. Zuvor war er vier Jahre Aktienanalyst beim Finanzdienstleister Flossbach von Storch

25.09.2023    Mark Simon Wolf
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