Smartwatch steht symbolisch für Chatbots
29.02.2024    Lisa Reschka
  • Drucken

Schon jetzt kommen Chatbots weitreichend in unserem Alltag zum Einsatz: ob in sozialen Medien, im Kundenservice oder in der Telemedizin. Dabei steht diese Form von Künstlicher Intelligenz (KI) gerade erst am Anfang ihrer Entwicklung, sagt Professor Dr. Wolfgang Maaß, wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für KI (DFKI). Die Art, wie wir mit Chatbots arbeiten, werde schon bald über andere Kanäle laufen. „Aktuell spielt die auf Text basierte Kommunikation eine große Rolle.

In naher Zukunft werden wir viel mehr über gesprochene Sprache und Gesten mit Chatbots kommunizieren, etwa beim Autofahren. Später werden auch Brain-Computer-Schnittstellen eine größere Rolle spielen“, so Maaß. Dabei gehe es um neurologische Steuerungen: „Wir greifen die Gehirnströmungen von Menschen ab, mit denen dann Anwendungen gesteuert werden, wenn der Mensch nur daran denkt.“ Möglich sei auch der umgekehrte Weg, dass also der Computer Wahrnehmungen oder Gedanken des Menschen induziert.

Neurologische Einbettungen, also Sensorik, die ins oder am Gehirn integriert wird, mögen sich im praktischen Einsatz noch nach Zukunftsmusik anhören. „Wenn man jedoch eine Anwendung findet, die eine Leistung mit hohem Nutzen bringt, kann das von heute auf morgen passieren“, erklärt Maaß.

Chatbots werden allgegenwärtig sein

KI-basierten Sprachplattformen wie ChatGPT misst er in Zukunft eine riesige Bedeutung zu: „Chat bots werden in fünf bis zehn Jahren so natürlich sein wie ein Taschenrechner.“ Die „German Angst“ vor Künstlicher Intelligenz sieht Maaß in den jüngeren Generationen nicht so ausgeprägt, sodass diese einen anderen Zugang zu diesen Technologien finden. Viele Bereiche, in denen in Deutschland Defizite vorherrschen, etwa im Bildungs- oder Gesundheitswesen, ließen sich mithilfe von KI erheblich verbessern. „Schülerinnen und Schüler können individuell unterstützt werden“, so Maaß.

„Chatbots werden dazu noch ein Gedächtnis haben, sodass sie wissen, wie die Schülerin oder der Schüler sich in den vergangenen Monaten entwickelt hat.“ – sagt Wolfgang Maaß im Podcast MIT HERZ UND KI.

Intelligente Tools gegen Einsamkeit

Auch das Problem der Einsamkeit könne durch Chatbots angegangen werden. „Natürlich ist ein Partner oder ein Freund besser“, räumt Maaß ein. „Aber wenn niemand vorhanden ist, sollte man das, was dem Menschen ein gutes Gefühl gibt, nicht ablehnen, nur weil es Technologie ist.“ Für ihn ist es denkbar, dass Avatare, zu denen man eine enge Bindung aufbaut, einsamen Menschen Gesellschaft leisten werden. Wie viel Empathie dabei von Chatbots ausgehen kann, hängt für Maaß mit der Gretchenfrage zusammen, was das Besondere am Menschen ist, das KI in Zukunft nicht erreichen wird.

Zwar hofften laut Maaß viele Menschen darauf, dass Maschinen niemals die Fähigkeit zur Empathie erreichen würden. Empathie sei aber weniger eine Frage von KI, sondern eine Frage der Wahrnehmung des Menschen. „Interpretieren wir Menschen das Verhalten von KI als Lösung für unser Problem? Weisen wir diesem Verhalten Empathie zu?“ Die Voraussetzung dafür, nämlich die Herstellung eines durchgängig glaubhaften Verhaltens der Maschine, das wir als empathisch und intelligent wahrnehmen, hält Maaß für überaus wahrscheinlich.

Mehr zum Thema ChatBots hören Sie im Podcast „Mit Herz und KI“.

 

29.02.2024    Lisa Reschka
  • Drucken
Zur Startseite