Avatar befindet sich in einem futuristischen Umfeld im Metaverse und winkt
27.09.2023
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Vor Kurzem brach ich zu einer Reise auf. Ein Trip zu den Korallenriffen von Palau im westlichen Pazifik. Dort bin ich durch ein wahrhaftes Wunderland unter Wasser getaucht. Es wimmelte nur so vor Fischschwärmen um mich herum, während ich durch das Wasser glitt. Ich habe Mantarochen, Meeresschildkröten und Haie aus nächster Nähe gesehen und war schier überwältigt von der Schönheit und Vielfalt dieses Ökosystems, versteckt unter Wasser am anderen Ende der Welt.

Was Sie vielleicht überrascht: Bei diesem Tauchtrip trug ich meine normalen Bürokleider, und der Weg auf die Inselgruppe Palau dauerte nicht 36 Stunden und ich brauchte nicht drei Flüge, sondern nur wenige Sekunden.

Wie? Ich habe Virtual Reality (VR) genutzt. Mein Headset hat mich direkt aus meinem Büro in diese unglaubliche Unterwasserwelt gebracht. Keine teuren Langstreckenflüge, keine Zeitverschiebung, keine aufwendigen Hotelaufenthalte. Nicht einmal ein Bade-Outfit war notwendig. Ein VR-Entwickler hat stattdessen diese „Reise“ programmiert und eine Welt geschaffen, die Palaus Korallenriffe so authentisch wie kaum zuvor erscheinen lässt.

Damit kommt diese Anwendung der Idee eines Metaverse schon sehr nahe und ist ein kleiner Schritt in Richtung dieser nächsten Entwicklungsstufe des Internets insgesamt.

Zweidimensionales Internet entwickelt sich weiter

In den letzten Jahrzehnten haben wir miterlebt, wie Technologie fast alle Hindernisse für menschlichen Austausch und soziale Kontakte beiseite gewischt hat. Wir können unsere Freunde live auf eine Bergwanderung in die Alpen mitnehmen, binnen Sekunden eine Videokonferenz über drei Kontinente aufsetzen und Fotos, Videos, Erfahrungen, Meinungen und Ideen um den Globus schicken.

Kurzum: Digitale Tools haben die Möglichkeiten demokratisiert, überall und jederzeit miteinander in Verbindung zu treten, fast unbeachtet von Entfernungen und Kosten. Technologie hat viele und vieles näher zusammengebracht – und das Metaverse ist der nächste Schritt.

Entscheidend wird der Grad der Immersion sein: Wir werden das Gefühl haben, uns wirklich physisch im Internet zu befinden. Wir werden dieselben Dinge tun können, mit denen wir uns auch in der physischen Welt beschäftigen, zum Beispiel Spiele- oder Filmabende mit Freundinnen und Freunden oder Unterrichtsstunden über Geschichte und Biologie. Und eben auch Reisen wie die Erkundungstour ins Korallenriff von Palau.

Unser heutiges zweidimensionales Internet entwickelt sich so zu einer dreidimensionalen Erfahrung weiter. Dabei soll das Metaverse aber keinesfalls eine reine Kopie unserer physischen Welt darstellen. Vielmehr wird es unsere Welt um 3-D-Landschaften, -Spiele und virtuelle Welten erweitern, ergänzen und sich stetig neu erfinden.

Alle könnten kreative, spannende Inhalte erstellen

Das Metaverse ist kein einzelnes Produkt und kann nicht von einem Unternehmen allein erschaffen werden. Und genau wie das Internet wird auch das Metaverse nicht über Nacht entstehen. Viele der technologischen Innovationen, die ein der Vision nahe kommendes Metaverse erst ermöglichen, können erst innerhalb der nächsten Jahre realisiert werden.

Denn für hochqualitative Echtzeit-Inhalte braucht man flächendeckende, schnelle, stabile, einfache sowie kostengünstig zugängliche Netze. Die benötigte Hardware muss verfügbar und erschwinglich sein. Es braucht Rahmenparameter wie einen internationalen Datentransfer und einen regulatorischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsens bei Themen wie Sicherheit oder Datenportabilität.

Und zu guter Letzt braucht es Anbietende, die kreative Inhalte erstellen, vertreiben und kontinuierlich weiterentwickeln. Das können unter anderem große Konzerne sein, die ihren Content ins Metaverse integrieren – etwa Microsoft mit seiner Teams-Anwendung oder NBC Universal mit seinen ikonischen Film- und Serien-Inhalten. Beide experimentieren mit Inhalten auf der VR-Brille Quest. Es braucht aber auch Creator, kreative Einzelpersonen oder Kleinunternehmerinnen und -unternehmer, die sich eine gute Idee, einen spannenden Inhalt oder eine wertstiftende Anwendung ausdenken und sie im Metaverse anbieten.

Damit würde die Welt einmal mehr näher zusammenrücken, und die Hürden für Kreativität und Erfindergeist würden dramatisch sinken.

Das Metaverse bietet einen hohen Grad an Immersion

Dass vieles davon heute noch nicht verfügbar ist – von Konnektivität über Hardware bis Software –, soll uns aber nicht davon abhalten, schon jetzt erste Erfahrungen mit dieser neuen Welt zu machen und darüber nachzudenken, wie das Metaverse aussehen könnte und sollte. Denn schon bis zum Jahr 2026 sollen 25 Prozent der Menschen weltweit mindestens eine Stunde pro Woche im Metaverse verbringen, folgt man zumindest Prognosen des auf Zukunftsforschung spezialisierten internationalen Marktforschungsinstituts Gartner.

Anstatt wie heute auf einen Bildschirm zu blicken, wird uns das Metaverse ermöglichen, echte Erfahrungen in einer virtuellen Welt zu sammeln. Auch Kommunikation und Interaktion werden viel einfacher und natürlicher sein als im heutigen Internet. Das Metaverse vermittelt uns das Gefühl, dass wir uns tatsächlich mit Freunden in einem Café, mit Arbeitskollegen in einem Coworking-Space oder mit Familienmitgliedern zu Hause befinden.

Keine andere Form der digitalen Kommunikation war bisher in der Lage, einen solchen Grad von Immersion und Authentizität zu erreichen.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch Next.2030.

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Während man im heutigen digitalen Raum hauptsächlich über E-Mails oder Textnachrichten kommuniziert, können Avatare im Metaverse unsere realen Körperbewegungen widerspiegeln. Sie ermöglichen es uns, ausdrucksvoller zu kommunizieren, unsere Hände zur Erschaffung und Bearbeitung digitaler Objekte zu benutzen und mit unserer virtuellen 3-D-Umgebung zu interagieren.

Was bietet das Metaverse Unternehmen?

Auch Unternehmen werden sich durch das Metaverse verändern und vor allem nach vorne entwickeln. Ich glaube sogar, dass das Metaverse die größte Chance für die moderne Geschäftswelt seit der Erfindung des Internets bieten wird.

Unternehmen werden künftig in der Lage sein, digitale Räume und Welten zu erschaffen, um sowohl physische als auch digitale Waren zu verkaufen. Dabei wird das Metaverse die physischen Beschränkungen aufheben, denen der Handel heute noch unterliegt, und völlig neue Geschäftsmodelle ermöglichen.

Beispielsweise könnte ein Unternehmen im Metaverse seinen Online-Shop in einen virtuellen Raum verwandeln, in dem Menschen Produkte und Marken genauso erleben können wie in einem physischen Geschäft. So könnten Autohändlerinnen und -händler digitale Probefahrten anbieten oder Creator Inhalte in Form von Non-Fungible Token (NFT) global vermarkten.

Laut der US-Bank Goldman Sachs bot alleine der Markt mit NFT schon im Jahr 2021 ein Marktvolumen von 17 Milliarden Dollar. Für die kommenden Jahre rechnet etwa Goldman Sachs mit einem Durchbruch auch in den weniger mit der Technologiebranche verzahnten Gesellschaftsschichten und -bereichen.

Bereits heute kann man beobachten, wie Unternehmen versuchen, im Metaverse ähnliche Erfahrungen für ihre Kundinnen und Kunden zu erzeugen. Dieses Experimentieren, Pilotieren und Iterieren ist genau das, was wir brauchen.

Ein gutes Beispiel unter vielen ist das MINIverse des gleichnamigen Automobilherstellers. Bis zu vier Personen können darin dem Reiz des Fahrens in einem MINI spüren, indem sie in der virtuellen Realität über eine aufregende, der Schwerkraft trotzende Strecke fahren. Das mag freilich noch nicht die Endausbaustufe eines Metaverse sein, aber darum geht es auch nicht. Sondern darum, dass Unternehmen Potenziale einer neuen Technologie wie der des Metaverse frühzeitig erkennen, mögliche Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell für sich ableiten und selbst proaktiv mit den technologischen Neuerungen experimentieren und sie verinnerlichen, bevor es andere tun.

Denn diesen großen Potenzialen für Unternehmerinnen und Unternehmern steht auch die Gefahr gegenüber, mit den sich schnell entwickelnden Innovationen eines Metaverse nicht Schritt halten zu können. Wie bereits bei der Etablierung des Internets kann eine so marktdurchdringende Innovation für Unternehmen, die sich nicht rechtzeitig mit den Chancen und Risken des Metaverse auseinandersetzen und ihre Wertschöpfungsketten und Marktpositionen entsprechend anpassen, zur Bedrohung werden.

Wie werden wir im Metaverse arbeiten?

Stellen Sie sich vor, Sie könnten von überall aus und mit jeder und jedem zusammenarbeiten und hätten das Gefühl, gemeinsam in einem Raum zu sein. Genau diese Möglichkeit eröffnet das Metaverse und überwindet so die Grenzen von Geografie und physischer Zugänglichkeit. Wenngleich dies zu einem gewissen Grad bereits jetzt möglich ist – man denke an die 2-D-Videokonferenz –, wird das Metaverse dank Hologrammen und Avataren – einer Art digitalem oder animiertem Ich – ein Quantensprung auf diesem Gebiet sein.

Wir werden realitätsnahe Arbeitserfahrungen kreieren können, die uns ein viel stärkeres Gefühl der Kollaboration geben. Subtile Handgesten, ein Augenkontakt zwischen Meeting-Teilnehmenden sowie menschliche Mimik werden sich in digitaler Kommunikation wiedergeben lassen.

Bei Meta kommen wir schon heute regelmäßig in unseren Horizon Workrooms zusammen. Das sind VR-Räume, in denen Teams zusammenarbeiten und gemeinsam Ideen entwickeln können. Durch das einfache Aufsetzen eines VR-Headsets wie der Quest 2 ist es möglich, sich als Avatar am Konferenztisch zu treffen und etwa gemeinsam am Whiteboard Projekte zu besprechen.

Die Orte für solche virtuellen Arbeitsräume können dabei ziemlich beeindruckend sein. Beispielsweise hatte ich ein solches Meeting auch schon auf dem Mond. Die Audiofunktion von Horizon Workrooms ist dabei bereits unglaublich authentisch, und man kann selbst mit geschlossenen Augen genau erkennen,

  • wo im Raum eine Person sitzt,
  • ob diese Person beispielsweise dem Whiteboard zugewandt spricht,
  • wie sich die Äußerungen im Raum akustisch verbreiten und widerhallen.

Ganze Branchen könnten umgekrempelt werden

Wie ich bereits erwähnt habe, ist das Potenzial des Metaverse für Unternehmertum und Arbeitswelt enorm. Ganze Branchen könnten auf der Grundlage neuer, innovativer Geschäftsideen umgekrempelt werden. Ein Whitepaper der unabhängigen Wirtschaftsberatungsfirma Analysis Group, welches von Meta in Auftrag gegeben wurde, schätzt, dass die globale Metaverse-Wirtschaft in einem Jahrzehnt mehr als drei Billionen Dollar wert sein könnte. Weiter könnten die Einnahmen, die das Metaverse generiert, ab 2030 jährlich bis zu 13 Billionen Dollar betragen; das ergeben Prognosen von Citi und KPMG.

Besonders vielversprechend scheinen dabei die Märkte in den USA und China. Während Morgan Stanley Einnahmen von bis zu acht Billionen Dollar erwartet, schätzt Goldman Sachs diese auf bis zu 12,5 Billionen Dollar. McKinsey prognostiziert fünf Billionen weltweit. Jensen Huang, Gründer und CEO von NVIDIA, einem der weltweit führenden Hersteller von Grafikkarten und Chips, erwartet gar, dass das BIP des Metaverse irgendwann das der „physischen Welt“ übersteigen wird.

Durch dieses wirtschaftliche Potenzial, unabhängig von seiner genauen Größe, wird das Metaverse auch ein Motor für die Entstehung von Arbeitsplätzen sein. Die stetige Entwicklung von Metaverse-Technologien wird nicht nur die Branchen beanspruchen, die die notwendige Infrastruktur herstellen – etwa Hardware, Software, Zahlungssysteme, Breitbandanbieter –, sondern auch Sektoren wie E-Commerce, Bildung und natürlich auch die Gamingbranche, die das Metaverse mit Leben füllen.

Unternehmen vom Wohnzimmer aus gründen – egal ob in Delhi oder Dresden

Soziale Räume, die das Metaverse schafft, müssen schließlich verwaltet und organisiert werden, ganz ähnlich wie auch in der physischen Welt. Dabei sei nochmal betont, dass die angesprochenen Bereiche nicht nur für große Konzerne erschließbar sind. Auch und vor allem Start-ups können von dieser Innovationswelle beflügelt werden und sie so selbst mit verstärken.

Die Arbeitsplätze, die diese Aufgaben abbilden, werden aufgrund der Dezentralität und der niedrigen Zugangsschwellen eines Metaverse auch keineswegs nur an einem Ort entstehen. Schon jetzt hat Meta die Schaffung Tausender neuer Arbeitsplätze in Europa angekündigt, um den Aufbau des Metaverse voranzutreiben.

Und im Zuge der Ausweitung der wirtschaftlichen Möglichkeiten, die das Metaverse mit sich bringen wird, werden Menschen unabhängig von ihren Wohnorten dazu in der Lage sein, ihre Ideen und Angebote in einem Metaverse anzubieten oder gleich eigene Unternehmen von ihrem Wohnzimmer aus zu gründen – egal ob in Delhi oder Dresden. So werden sich weltweit die Wettbewerbsbedingungen und der Zugang zu wirtschaftlichen Chancen verbessern.

So werden Bildung, Gesundheitswesen und die grüne Transformation beeinflusst

Abseits der bereits diskutierten Vorteile, die eine nachhaltige und florierende Wirtschaft im Metaverse mit sich bringen wird, werden auch andere wichtige Gesellschaftsbereiche von der Entwicklung profitieren können. Dabei denke ich vorrangig an Sektoren wie Bildung und Gesundheit, aber auch beim Thema Nachhaltigkeit wird das Metaverse in der Zukunft Fortschritte ermöglichen.

Das Bildungswesen etwa wird durch die Möglichkeit bereichert, Schulstunden anschaulicher, aktiver und zugänglicher gestalten zu können. So wird es einer Schülerin aus München möglich sein, kurzerhand eine Exkursion nach Stonehenge zu unternehmen, in einen Vulkan auf Island zu blicken oder ein kleines Museum am anderen Ende der Welt zu besuchen – und das alles innerhalb eines einzigen Schultags. Ebenso wird es laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) möglich sein, Menschen noch enger in aktive Bildungsarbeit einzubinden, und zwar unabhängig von ihrem Aufenthaltsort.

Auch das Gesundheitswesen könnte durch Innovationen im Metaverse grundlegend revolutioniert werden. Die Ausbildung von Fachkräften wie Pflegerinnen und Pflegern sowie Ärztinnen und Ärzten, die momentan noch entweder an simplen Modellen oder echten Patientinnen und Patienten durchgeführt werden, könnten durch VR-Technologien in ein digitales Umfeld gebracht werden. Übungen von Operationen würden so möglich sein, ohne Patientinnen oder Patienten dabei in Gefahr zu bringen.

In puncto Nachhaltigkeit – man denke etwa daran, dass man für einen Besuch des Korallenriffs von Palau keinen Flieger mehr nehmen müsste –, birgt das Metaverse ebenfalls weitreichendes Potenzial. Beispielsweise müssten durch die hybride Gestaltung menschlicher Interaktion weniger Waren um den Globus geschickt werden und weniger Menschen physisch unterwegs sein. Technologien wie das Metaverse haben also eine geradezu transformative Kraft, wenn man bedenkt, dass wir etwa in Deutschland laut Digitalverband Bitkom alleine mit digitalen Tools die derzeit für 2030 prognostizierten CO2-Emissionen um fast die Hälfte reduzieren könnten.

Augmented-Reality-Technologien (AR), die neben den VR-Anwendungen eine weitere wichtige Komponente des Metaverse darstellen, haben ebenfalls das Potenzial, transformative Effekte zu erzeugen. Damit sind Technologien gemeint, die die reale Bildgebung um eine digitale Ebene im Alltag erweitern. So könnte AR etwa Menschen mittels hybrider Hinweise in ihrem Sichtfeld in 3-D zeigen, wie Medikamente richtig eingenommen werden, oder Studierende in der Medizin bei der Visualisierung anatomischer Modelle unterstützen.

Wird das Metaverse gefährlich sein?

Bei all den scheinbar grenzenlosen Vorteilen, die das Metaverse mit sich bringen kann, kann und darf man eine solch fundamentale technologische Entwicklung nicht frei von Bedenken betrachten. So schlimm, wie einige Romane eine solche technologische Revolution allerdings zeichnen, wird es nicht sein.

Dennoch sollten wir uns frühzeitig zu Standards und Rahmenbedingungen für das Metaverse austauschen. Das Metaverse wird, genau wie unser Internet, sowohl positive als auch potenziell negative Erfahrungen mit sich bringen. Eine solche Technologie kann für sich allein weder als gut noch schlecht bewertet werden.

Menschen nutzen diese, wie sie es für richtig halten – und Missbrauch gehört da leider zwangsläufig dazu. Deshalb müssen wir bereits im Zuge der Entwicklung Regeln festlegen, um das Potenzial des Guten zu maximieren und das des Schlechten zu begrenzen. Dabei wird, kann und darf der Prozess der Entwicklung eines Governance-Systems für das Metaverse nicht alleine durch Technologieunternehmen wie Meta gestaltet werden.

Der Privatsektor insgesamt muss zusammenkommen und außerdem mit Gesetzgebern, der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und den Menschen, die diese Technologie nutzen, eng zusammenarbeiten. Besonders wichtig ist das auch deshalb, weil ein kluges Governance-System entscheidend für den Erfolg des Metaverse sein wird. So sollten schon jetzt Diskussionen geführt werden, um mögliche Ideen im Aufbau des Metaverse berücksichtigen zu können.

Wann und von wem wird das Metaverse erschaffen?

Wenngleich schon erste Schritte in Richtung Metaverse gegangen wurden, so wird das Erreichen eines Entwicklungsstadiums, das der zuvor beschriebenen Vision gerecht wird, noch Jahre in Anspruch nehmen. Dabei wird die reibungslose und ereignisgetriebene Zusammenarbeit zwischen den am Bau des Metaverse beteiligten Stakeholdern ganz essenziell sein. Denn das Metaverse als technologisches Konstrukt ist zu dezentral, zu umfangreich und zu vielschichtig, als dass es von einem einzelnen Unternehmen oder einer einzelnen Branche entwickelt werden könnte.

Das Metaverse ist darauf angewiesen, dass sich Menschen, Entwickler, Unternehmen und Organisationen weltweit an seiner Entwicklung beteiligen und ihr jeweiliges Fachwissen einbringen. Metas Aufgabe auf diesem Weg wird sein, die Entwicklung der grundlegenden Technologien, Plattformen und kreativen Werkzeuge zu beschleunigen und das Metaverse mit unseren Social-Media-Anwendungen mit Leben zu füllen.

Dennoch hat das Metaverse – selbst wenn wir als Unternehmen ganz bestimmte Ziele in der Entwicklung verfolgen – keine einheitliche Roadmap. Wie bei der Entstehung des Internets ist vieles in Bezug auf die Entwicklung noch ungewiss, dadurch aber auch von uns allen gemeinsam bestimmbar und beeinflussbar, und das sollte unsere Aufgabe in der nächsten Zukunft sein.

Frei nach Abraham Lincoln: „Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten.“

Zur Person

Potrait Foto von Angie Gifford, Vizepräsidentin von Meta

Angie Gifford

ist die Vizepräsidentin für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei Meta. Sie ist verantwortlich für die Geschäftsentwicklung von Diensten wie Facebook, Instagram, WhatsApp und Oculus. Bis 2020 war sie die Vizepräsidentin für Zentraleuropa. Vom „Manager Magazin“ wurde Gifford als eine der 100 einflussreichsten Wirtschaftsfrauen benannt. Sie ist zudem Vorstandsmitglied der Atlantik-Brücke und im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp tätig

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