ein Mann schaut lächelnd auf sein Smartphone
16.06.2023    Lisa Reschka
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Hierzulande nehmen immer mehr Menschen medizinische Leistungen aufgrund von psychischen Erkrankungen in Anspruch. Laut der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung war die Anzahl der Patientenanfragen im Sommer 2022 etwa um 40 Prozent höher als vor Corona. Das stellt das Gesundheitssystem vor Herausforderungen.

Digitale Angebote bieten die Chance, den aktuellen Versorgungsengpässen entgegenzuwirken. Wie das funktioniert, erklären Swantje Borsutzky und Dr. Lara Rolvien von der Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf.

Zur Person

Swantje Borsutzky

Swantje Borsutzky

ist Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe klinische Neuropsychologie am UKE

Zur Person

Lara Rolvien

Dr. Lara Rolvien

ist Psychologin und Wissenschaftlerin in der Arbeitsgruppe klinische Neuropsychologie am UKE

Welchen Einfluss hat Digitalisierung auf die mentale Gesundheit?

Dr. Lara Rolvien: Die Digitalisierung bietet Menschen schneller Informationen sowie Möglichkeiten, um an ihrer mentalen Gesundheit zu arbeiten, etwa durch Apps und Online-Programme. Doch Studien zeigen, dass die übermäßige Nutzung von sozialen Medien durch die ständige visuelle Reizung auch zu Stress führen kann – welcher den Nährboden für psychische Erkrankungen bildet.

Wie können Apps das Wohlbefinden verbessern?

Swantje Borsutzky: Mithilfe von kurzen Übungen können Apps die Stimmung und den Selbstwert positiv beeinflussen. Unsere App „Cogito“ arbeitet mit kurzen Anleitungen und Erinnerungen durch Push-Benachrichtigungen. Nutzerinnen und Nutzer werden dazu angeleitet im Alltag an ihrer mentalen Gesundheit zu arbeiten. Die Grenzen liegen aber ganz klar in der akuten Versorgung, beispielsweise wenn es um Suizidät geht. Dann sollte eine App nicht die von Therapeuten geleitete Intervention ersetzen.

Sie haben die App „Cogito“ entwickelt. Wie funktioniert diese?

Rolvien: Mithilfe von Pushbenachrichtigungen werden Nutzerinnen und Nutzer daran erinnert, die Übungen zu absolvieren. Wir nutzen Gamification-Elemente sowie multimediale Inhalte um Menschen zu animieren, die Übungen in ihren Alltag zu integrieren. Wichtig ist: Die Übungen werden in der Realität durchgeführt, damit die Nutzerinnen und Nutzer nicht zu viel Zeit in der App verbringen und durch visuelle Reize Stress erleben oder Suchtfaktoren getriggert werden.

Was ist notwendig, um mehr Menschen den Zugang zu psychologischen Therapien zu ermöglichen?

Rolvien: Es müssen neuartige Therapiemethoden erforscht und entwickelt werden. Digitale Therapien bieten den Vorteil, dass sie flexibel eingesetzt werden können. Es ist wichtig, die Bekanntheit der digitalen Angebote wie Apps zu steigern, um Hürden abzubauen.

Podcast-Tipp

Mehr zum Thema Digitale Gesundheitsanwendungen hören Sie im Podcast „Mit Herz und KI“.

„Mit Herz und KI“ gibt es auch bei Apple Podcast, Spotify und weiteren Podcast-Plattformen.

16.06.2023    Lisa Reschka
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