Arzt vor PC
23.08.2023    Lisa Reschka
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Die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte steht digitalen Angeboten im Gesundheitswesen grundsätzlich positiv gegenüber. Laut einer gemeinsamen Studie des Digitalverbands Bitkom und des Ärzteverbands Hartmannbund sehen 76 Prozent diese als Chance für die Medizin. Gut zwei Drittel glauben, dass digitale Technologien die medizinische Versorgung verbessern können. So weit die Theorie.

In der Praxis zeigt sich allerdings, dass die Digitalisierung zumindest in einigen Fachbereichen schleppend vorangeht. Doch was bedeutet das für Ärzte, und was braucht es, damit das Gesundheitswesen flächendeckend digitaler wird?

Status quo der Digitalisierung

Im Podcast „Mit Herz und KI“ spricht Dr. Alexandra Widmer über die Transformation des Arztberufs. Sie ist Fachärztin für Neurologie und Psychotherapie.

In ihrem beruflichen Alltag als Psychotherapeutin nutzt sie KI-basierte Symptomtracker. Andere Fachbereiche sind da schon deutlich digitaler aufgestellt. Radiologen nutzen Künstliche Intelligenz schon sehr intensiv. Auch Gastroenterologen nutzen KI etwa während der Darmspiegelung, um mehr zu sehen“, sagt Widmer. „Ich denke, es gibt Kliniken, die diesbezüglich schon deutlich weiter sind und zum Beispiel automatisierte Entscheidungsprozesse für Ärztinnen und Ärzte in Notaufnahmen haben. Besonders für junge Assistenzärzte ist es sehr hilfreich, diagnostische Unterstützung zu bekommen.“

Die Digitalisierung bringe viele Vorteile – aber nicht alle Menschen seien neuen Technologien gegenüber positiv gestimmt. „Aktuell muss man sagen, dass viele noch das Wort Digitalisierung und die Themen, die damit einhergehen, als Belastung empfinden. Besonders jene, die in der Versorgung arbeiten.“

Stakeholder vernetzen

Derzeit sei die Ärzteschaft noch in einer Selbstfindungsphase. Wohin der Weg führt? „Wir Ärztinnen und Ärzte müssen Technologieverständnis entwickeln und das auch in unsere Arbeit einfließen lassen“, so Widmer. Und: „In der Entwicklung von Technologien müssen wirklich die Anwenderinnen und Anwender – und damit meine ich Patientinnen und Patienten, aber auch Ärztinnen und Ärzte – einbezogen werden“, fordert Widmer. Nur so könnten Produkte auf die Bedürfnisse der Nutzenden zugeschnitten werden.

Und was bedeutet das für den nächsten Arztbesuch? Der Arzt sagt, was zu tun ist – und der Patient folgt den Anweisungen: So war es einmal. Die Zukunft gehöre laut Widmer dagegen dem Shared-Decision-Making. „Wir werden eher eine Art Coach und Begleiter sein – ein Übersetzer für die Daten, die rund um die Gesundheit erhoben werden“, betont die Fachärztin.

Podcast-Tipp

Mehr zum Thema Pflegenotstand hören Sie im Podcast „Mit Herz und KI“.

Mit Herz und KI Podcast-Logo

„Mit Herz und KI“ gibt es auch bei Apple Podcast, Spotify und weiteren Podcast-Plattformen.

Zur Person

Dr. Alexandra Widmer, Porträt

Dr. Alexandra Widmer

ist Senior Medical Advisor und Founder von Docsdigital sowie Fachärztin für Neurologie und Psychotherapie

23.08.2023    Lisa Reschka
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