Mit den Tugenden des Hasen zurück in die Erfolgsspur

Am 22. Januar 2023 beginnt das „Jahr des Hasen“: Im chinesischen Horoskop gelten Menschen, die im „Jahr des Hasen“ geboren sind, als talentiert und ehrgeizig
Wasserstoff als Motor der Energiewende, der Gender Shift, die Blockchain-Technologie und NFTs, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und vor allem die Verbesserung der Cybersicherheit: Die zentralen Megatrends unserer Zeit werden auch das Jahr 2023 prägen.
Denn sie bieten in der Krise neue Chancen für Unternehmen. Ein Blick in die deutsche Wirtschaft zeigt: Es gibt hierzulande viele kluge Köpfe, die bereits genau auf diese Zukunftsthemen setzen. Sie wollen mit innovativen Ideen sowie der richtigen Strategie die aktuelle Situation bestmöglich meistern und ihr Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig machen – vor allem international.
Diese Vordenkerinnen und Vordenker begreifen die aktuellen Herausforderungen als Impuls für einen Wandel und zeigen, dass sich Investitionen, Mut und nicht zuletzt Optimismus jetzt durchaus lohnen können. Dabei geben die Prognosen der Expertinnen und Experten eigentlich wenig Anlass zu Optimismus: Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone soll nach der Herbstprognose der EU-Kommission 2023 nur noch um 0,3 Prozent wachsen, in Deutschland gar um 0,6 Prozent zurückgehen – so stark wie in keinem anderen Land in der Europäischen Union.
Immerhin: Bundesregierung (minus 0,4 Prozent) und Wirtschaftsweise (minus 0,2 Prozent) sind ein klein wenig zuversichtlicher, was die Entwicklung der deutschen Wirtschaft angeht. Vor allem die hohen Energiepreise und die Energieknappheit infolge des Ukraine-Kriegs bremsen nicht nur in Deutschland das Wirtschaftswachstum und befeuern die Inflation.
Unternehmerinnen und Unternehmer sind zum Umdenken gezwungen – das gilt auch für einstige Musterschüler aus dem Tech-Bereich. Denn die Wirtschaftskrise traf 2022 auch die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley. Nach jahrelangem exponenziellem Wachstum verkündeten zuletzt Meta, Amazon, Salesforce und – nach der Übernahme durch Elon Musk – auch Twitter, dass sie Tausende Mitarbeitende entlassen müssten.
Der Grund: zu hohe Investitionen durch das starke Wachstum während der Coronapandemie. Anders als erwartet haben sich die Geschäfte der Tech-Riesen mittlerweile aber rückläufig entwickelt. Die Börse hat entsprechend reagiert. Neue Ideen sind auch im Silicon Valley gefragt. Höchste Zeit also, auf die Megatrends 2023 zu setzen.
Das sind die Megatrends 2023
1. Wasserstoff

„Wasserstoff bietet die Möglichkeit, Industrienation zu bleiben und dennoch die Klimaziele zu erreichen.“
Katherina Reiche, Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats
Der Bundestag hat im November 2022 die Verlängerung der Laufzeiten von drei Atomkraftwerken beschlossen. Kohle und Öl sollen wieder vermehrt zur Stromerzeugung eingesetzt werden, um kurzfristig die Gasknappheit zu überbrücken. Energiepolitisch gab es zuletzt – wohlgemerkt unter Regierungsbeteiligung der Grünen – einen Rückfall in Zeiten, die längst überwunden schienen. Die Abhängigkeit von Russlands Energie ließ jedoch keine anderen Optionen zu, um kurzfristig die Energieversorgung für die Bevölkerung und die Unternehmen zu sichern.
Langfristig aber sind neue Lösungen gefragt. Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Politik sehen vor allem in grünem Wasserstoff eine vielversprechende Energiequelle. Für Katherina Reiche, Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats, ist das Element nichts weniger als die industriepolitische Antwort auf die Klimawende: „Wasserstoff bietet die Möglichkeit, Industrienation zu bleiben und dennoch die Klimaziele zu erreichen.“
2. Gender Shift

„Mithilfe von Solidarität der Frauen untereinander werden wir weibliche Werte wie Empathie, Mitgefühl und Gemeinschaft stärker in die Arbeitswelt bringen und unseren ganz eigenen weiblichen Karriereweg erschließen können.“
Jenny Gruner, Director Global Digital Marketing bei Hapag-Lloyd
Die tradierten Geschlechterrollen für Männer und Frauen verlieren immer stärker an gesellschaftlicher Verbindlichkeit – weltweit, wie die Protestwelle im Iran zeigt. Der Gender Shift hat aber auch hierzulande massive Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Arbeitswelt. Väter übernehmen immer häufiger die Kinderbetreuung; zugleich drängen mehr Frauen in Führungspositionen – nicht nur, weil die Quotenregelung es vorschreibt.
Managerinnen und Manager müssen beim Recruiting umdenken – auch wegen des zunehmenden Fachkräftemangels. Der Gender Shift führt dann zu einem Mehr an Diversität. Das bereichert die Firmenkultur, lässt neue Absatzmärkte entstehen, und dadurch bieten sich Wachstumschancen.
Unternehmen sollten Diversität als Chance begreifen, meint auch Jenny Gruner, Director Global Digital Marketing bei Hapag-Lloyd: „Mithilfe von Solidarität der Frauen untereinander werden wir weibliche Werte wie Empathie, Mitgefühl und Gemeinschaft stärker in die Arbeitswelt bringen und unseren ganz eigenen weiblichen Karriereweg erschließen können.“
3. Blockchain und NFTs

„Wichtig ist, dass CEOs und Vorstände Blockchains und NFTs verstehen lernen und auf ihren individuellen Case beziehen“
Mike Hager, NFT-Experte
2022 war kein gutes Jahr für Kryptowerte. Im November brachen die Kurse von Bitcoin & Co. in einer Woche um bis zu 20 Prozent ein. Zuvor gab es bereits große Ernüchterung auf dem gehypten Markt der Non-Fungible Tokens (NFTs). Der Handel mit Kryptokunst, die ebenso wie Kryptowährungen auf der fälschungssicheren Blockchain-Technologie basiert, versprach in den vergangenen zwei Jahren unfassbar lukrative Gewinne. Es herrschte Goldgräberstimmung, auch bei Mike Hager.
Der NFT-Experte und Autor des Buchs „Reich mit NFTs“ glaubt trotz der jüngsten Crashs und anhaltender Katerstimmung weiterhin daran, dass sich NFTs langfristig durchsetzen werden. Gut möglich, dass es schon im neuen Jahr wieder steil bergauf geht: „Die aktuellen Zyklen von Krypto-Crash und plötzlichen Hype-Phasen sind für die Experimentierphase normal.“ Hager vergleicht die Entwicklung der NFTs mit der des Internets, das ab 1990 rasant aufgestiegen, 2000 während der Dotcom-Blase brutal abgestürzt und schließlich wieder auferstanden sei.
Auch Unternehmen könnten dafür sorgen, dass NFTs die Auferstehung gelingt. Sie nutzen die digitale Kunst immer öfter für innovatives Marketing. Zum Beispiel, um neue Zielgruppen zu erschließen oder um Kundinnen und Kunden mit eigens kreierten digitalen Produkten an sich zu binden. Die Möglichkeiten sind vielfältig. „Wichtig ist, dass CEOs und Vorstände Blockchains und NFTs verstehen lernen und auf ihren individuellen Case beziehen“, so Hager.
4. Künstliche Intelligenz

„Jeden Tag wird weltweit etwa eine Milliarde Businessdokumente erstellt, an deren Bearbeitung über drei Millionen Menschen arbeiten. Das Problem wollen wir lösen und Fachkräfte entlasten.“
Johannes Korves, Gründer von Natif.ai
Science-Fiction ist längst Realität. Denn Künstliche Intelligenz (KI) ist im Alltag vieler Menschen und Unternehmen angekommen. Und KI setzt ihren Siegeszug auch 2023 fort. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels kann die Technologie entstandene Personallücken schließen und die Produktivität steigern. Vor allem dort, wo hoher Aufwand durch wiederkehrende Prozesse entsteht und eine objektive Sichtweise benötigt wird.
Johannes Korves hat mit seinem 2019 gegründeten Start-up Natif.ai einen Weg gefunden, Dokumente mithilfe von KI deutlich schneller zu verarbeiten. „Jeden Tag wird weltweit etwa eine Milliarde Businessdokumente erstellt, an deren Bearbeitung über drei Millionen Menschen arbeiten. Das Problem wollen wir lösen und Fachkräfte entlasten“, so Korves.
Doch das ist nur ein Beispiel, wie Unternehmen KI für sich nutzen können. Schon heute gibt es unzählige clevere Lösungen in den Bereichen Bildung, Energie, Gesundheit, Produktion, Verkehr und Verwaltung. Und es werden immer mehr. Daran arbeiten weltweit vor allem Start-ups, die im Megatrend KI ihre Zukunft sehen.
5. Cybersicherheit
Die Zahlen sind erschreckend: Durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten, durch Spionage und Sabotage entsteht der deutschen Wirtschaft jedes Jahr ein Schaden von rund 203 Milliarden Euro. Der Digitalverband Bitkom hatte dazu im Spätsommer 2022 rund tausend Unternehmen aller Branchen befragt. Experten prognostizieren einen weiteren Anstieg der Cyberattacken, vor allem auf kritische Infrastruktur. Und mit zunehmender Konnektivität, Datenverarbeitung und dem breiteren Einsatz von KI werden die Angriffsflächen für Hacker immer größer.

„Wir kehren den Return on Investment des Angreifers um. Das heißt, einen Angriff durchzuführen wäre viel teurer als dessen Nutzen.“
Yuval Porat, KAZUAR Advanced Technologies
Cybersicherheit ist und bleibt deshalb 2023 eines der dominierenden Themen für Unternehmen und Organisationen. Die Ausgaben zur Sicherung der digitalen Infrastruktur werden und müssen weiter steigen.
Doch wie können sich Firmen am besten schützen? IT-Sicherheitsexperte Yuval Porat vom israelischen DeepTech Kazuar Advanced Technologies empfiehlt eine ganzheitliche Lösung, die Soft- und Hardware kombiniert und so die Arbeitsumgebung vom Server bis zum Endpunkt schützt.
Sven Janssen vom Cybersecurity-Spezialisten Sophos setzt dagegen auf sogenannte MDR-Services – und damit zusätzlich auf menschliches Know-how. MDR-Services kombinieren technische Security-Lösungen mit einem Expertenteam, das auf Prävention, Früherkennung und Schadensbeseitigung spezialisiert ist. Doch die Sicherheit von heute ist längst nicht die von morgen. Cybersicherheit ist ein Prozess – und das macht den Megatrend als Geschäftsfeld lukrativ.
Wie geht es weiter, Herr Köhler?






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