Elon Musk plant die Übernahme von Twitter
17.05.2022
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Multimilliardär Elon Musk will es wirklich tun: Er plant, Twitter für 44 Milliarden Dollar zu kaufen – und sorgt damit für Spekulationen über die Zukunft des Kurznachrichtendiensts. Eines scheint zum jetzigen Zeitpunkt schon sicher: Twitter steht eine neue Ära bevor. Doch in welche Richtung sich der Dienst durch die Übernahme entwickeln wird, bleibt vorerst ungewiss.

Kritische Stimmen befürchten, dass Twitter in der Hand eines einzigen Menschen seine bisherige Funktion als moderner virtueller Stammtisch einbüßen könnte und Musk den Kurznachrichtendienst nutzen möchte, um seine Marktmacht auszubauen. Musk hingegen fordert mehr Meinungsfreiheit auf Twitter.

Was auch immer passieren wird: Unternehmen und Organisationen, die ein Profil auf Twitter haben, sind bereits jetzt verunsichert. Wie wird sich der Deal auswirken? Und welche Motive stecken womöglich hinter der Übernahme durch Elon Musk?

So kam es zum Deal zwischen Twitter und Musk

Musks Forderung nach mehr Redefreiheit auf Twitter ist einem der reichsten Menschen der Welt 44 Milliarden Dollar wert. Nach kurzem Zögern aufseiten Twitters erfolgte Ende April die Einigung und der Vorstand empfiehlt den Aktionären die Transaktion. Perspektivisch möchte Musk Twitter komplett von der Börse nehmen. Wesentliche Akteure begrüßen das, denn so könnten einige Änderungen, die Musk bereits angekündigt hatte, einfacher umsetzbar sein.

Twitter hat die Übernahme durch Musk inzwischen offiziell bestätigt und der Deal soll noch in diesem Jahr finalisiert werden – vorausgesetzt, die Verhandlungen gehen weiter. Denn Mitte Mai hieß es zunächst, der Deal liege auf Eis. Der Grund: Musk hat angeblich Zweifel an der offiziellen Zahl der Fake-Accounts. Analysten sehen darin jedoch Kalkül; sie glauben, Musk wolle durch den temporären Stopp des Übernahmeprozesses den Kaufpreis noch drücken.

Welche Pläne verfolgt Musk mit Twitter?

Nach eigenen Angaben verfolgt Musk mit der Übernahme keine finanziellen Ziele. Im Vergleich mit anderen Social-Media-Plattformen scheint Twitter aus finanzieller Sicht ohnehin wenig attraktiv. Die Nutzerzahlen konnten in der Vergangenheit bei Weitem nicht so skaliert werden wie etwa bei Facebook. Den Großteil der Einnahmen erzielte der Kurznachrichtendienst bisher über Werbung. Musk möchte Twitter nun aber unabhängiger von Werbeeinnahmen machen und deutet bereits die Einführung eines Abonnements an.

Mit über 90 Millionen Followern gehört Elon Musk selbst zu den einflussreichsten Twitterern. Entsprechend äußerte er sich direkt nach Bestätigung der Übernahme auf Twitter und gewährte einen ersten Einblick in seine möglichen Pläne. Musk spricht davon einige neue Funktionen zu integrieren. Zudem plane er die Veröffentlichung des zugrundeliegenden Algorithmus, um das Vertrauen der Community in den Kanal zu stärken. Dies würde Twitter deutlich von Plattformen wie Facebook, Instagram oder TikTok abheben, die ihren Algorithmus nicht preisgeben.

Außerdem möchte Musk gegen Spam-Bots und Fake-Profile vorgehen, deren Zahl in letzter Zeit weiter gestiegen ist. Musk schlägt in diesem Zusammenhang die Authentifizierung aller User vor. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet zudem davon, dass bei der Vorstellung des Finanzierungsplans neue Wege zur Monetarisierung von Tweets diskutiert wurden. Demnach soll eine Gebühr anfallen, sobald Webseiten von Drittanbietern Tweets von verifizierten Usern oder Organisationen zitieren.

Oberstes Ziel scheint aber die größtmögliche Redefreiheit auf Twitter zu sein. Aktuell bleibt unklar, was freie Meinungsäußerung für Musk im Detail bedeutet. Ohne Regeln besteht allerdings die Gefahr, dass Hassreden, Diskriminierungen und Verschwörungstheorien Tür und Tor geöffnet werden. Dies wiederum könnte zu Abwanderungsbewegungen zahlreicher User führen – vor allem von Prominenten, Unternehmen und Organisationen, die in solch einem Umfeld um ihr Image fürchten. Langfristig könnte dies das Aus von Twitter bedeuten.

Kritische Stimmen zur Übernahme Twitters

Gerade in den USA kommt Twitter eine große gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung zu. Im Gegensatz zu anderen Social-Media-Plattformen werden auf Twitter keine Belanglosigkeiten miteinander geteilt, sondern es findet meist ein Diskurs über Themen statt, an dem sich Politiker, Journalisten und Wissenschaftler beteiligen und miteinander interagieren.

Mit der Übernahme des Kurznachrichtendiensts durch Elon Musk würde die Entscheidungsmacht über eines der mächtigsten Kommunikationsmittel weltweit bei einer einzigen Person liegen. Viele User sehen entsprechend eine Gefahr der einseitigen Einflussnahme. Zudem scheint es problematisch, wenn ein Mensch darüber entscheidet, was freie Meinungsäußerung für eine Plattform mit weltweit 328,6 Millionen Usern bedeutet.

In Deutschland spielt Twitter bei Weitem keine so große Rolle wie in den USA. Außerdem wurde erst im April der Digital Services Act in der EU beschlossen. Dieser enthält erhebliche Auflagen für digitale Dienste wie strengere Regeln für Onlinewerbung, illegale Inhalte und vieles mehr, um die Transparenz im digitalen Raum zu verbessern. Diese Auflagen müsste Twitter auch in Zukunft erfüllen, um weiterhin in Europa relevant zu bleiben.

Unternehmen und Organisationen, die über einen Twitter-Account verfügen, können ihr Profil vorerst also wie gewohnt weiterführen. Es bleibt abzuwarten, wie und ob sich die Übernahme durch Elon Musk auswirken wird. Vor Ende 2022 ist eigentlich mit keinen großen Änderungen zu rechnen. Doch schon jetzt gilt: Behalten Sie die Entwicklungen gut im Auge.

Zur Person

Hartmut Deiwick ist Online-Marketingexperte

Hartmut Deiwick

ist seit Februar 2020 CEO der Löwenstark Digital Group. Bereits im November 2018 hat er die Position des CEO der Löwenstark Online-Marketing GmbH übernommen. Die Full-Service-Agentur entwickelt und betreut Online-Marketingkampagnen für Kunden aller Branchen. Zuvor war Deiwick Geschäftsführer sowie Sales and Marketing Director bei PharmaHera Service

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17.05.2022
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