Der Vorstandsvorsitzender der BIG Direkt gesund Peter Kaetsch ist illustriert dargestellt.
11.04.2022    Olivia Schlumm
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Zur Person

Peter Kaetsch

ist seit 2014 Vorstandsvorsitzender der BIG direkt gesund. Zuvor war er bereits für andere Krankenkassen, etwa die AOK und die Novitas BKK, tätig

Welche Digitalisierungsprojekte haben Sie in Ihrem Unternehmen bereits angeschoben?

Peter Kaetsch: Die Bedeutung der Digitalisierung kann man kaum überschätzen. Digitale Transformation ist nach unserer Erfahrung jedoch im Rahmen von Kooperationen einfacher. So haben wir den Healthy Hub gegründet, mit dem wir Innovationen von Start-ups in den streng regulierten Markt der gesetzlichen Krankenversicherung einführen wollen. Auch die kassenartenübergreifende Zusammenarbeit steht übrigens nicht im Widerspruch zum Wettbewerb. Denn mit den Innovationen gelingt es den teilnehmenden Kassen schneller, Produkte und Services zum Endkunden zu bringen, weil sie ihre Kräfte bündeln.

Stolz sind wir nicht nur, weil wir den GKV-Branchenpreis gewonnen haben, sondern weil wir mittlerweile viele Produkte mit Mehrwerten für GKV-Kundinnen und -Kunden nutzbar gemacht haben. Ein Beispiel: Unsere intelligente Telefonanlage kann erkennen, was unsere Versicherten mit größter Wahrscheinlichkeit wünschen, wenn sie bei uns anrufen. Letztlich ist Digitalisierung auch ein Kulturthema; das Mindset unserer Mitarbeitenden ist entscheidend.

Welche Maßnahmen zur Förderung von Innovationen haben Sie in Ihrem Unternehmen umgesetzt?

Kaetsch: Krankenkassen müssen eine Persönlichkeit haben. Innovationen werden letztlich den Unterschied machen – besonders in der Qualität der Versorgung, also im Kerngeschäft der GKV. Wenn wir unseren Kundinnen und Kunden neue Versorgungsangebote machen, dann sind das Innovationen. So haben wir als erste Krankenkasse einen integrierten Versorgungsvertrag auf den Weg gebracht, der die roboterassistierte und mikroinvasive Operationstechnik bei Prostataleiden so einsetzt, dass die Qualität gesteigert wird und Risiken wie Impotenz und Inkontinenz reduziert werden. Die Innovationskultur fördern wir mit Veranstaltungsangeboten wie etwa Hackathons.

Wo sehen Sie aktuell Chancen und Risiken in Ihrer Branche?

Kaetsch: Größte Herausforderung wird es sein, Kundinnen und Kunden auf neue digitale Produkte wie die elektronische Patientenakte, das E-Rezept oder die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung so einzustellen, dass diese gerne angewendet werden. Erfolgreich sind am Ende zudem die Kassen, denen es gelingt, die Finanzmittel so zu steuern, dass sie die Versorgung genau an der Stelle optimieren können, die den Bedarf der Versicherten am besten deckt.

Der Nachholbedarf bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen lockt auch Anbieter aus anderen Branchen an. Diese neuen Wettbewerber werden etwa Wertschöpfungsketten, die bisher verteilt waren, in einem Unternehmen bündeln. Es werden Plattformen entstehen, zum Beispiel für bestimmte Indikationen. Und die großen Tech-Player wie Google oder Apple werden immer stärker in unserem Gesundheitsmarkt mitmischen. Wir Krankenkassen müssen hier jenseits von Technologie empathisch und menschlich unsere Versicherten betreuen.

Eine weitere Herausforderung: das Thema Nachhaltigkeit. Durch die Regulierung der GKV – insbesondere im Bereich Wirtschaftlichkeit – sind Nachhaltigkeitsaspekte nur schwer mit den Aufgaben einer gesetzlichen Krankenkasse übereinander zu bringen. Hier ist die Politik gefordert, den Krankenkassen Spielräume für mehr Nachhaltigkeit zu eröffnen.

Wo haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitenden?

Kaetsch: Für uns stehen unsere Kundinnen und Kunden immer im Mittelpunkt jeder Entscheidung. Dementsprechend setzen wir auf einen sehr starken First-Level-Support. Zudem arbeiten für die Versorgungsverträge, die digitalen Produkte und das Versicherungs- und Beitragsgeschäft sowie den Leistungsbereich sehr viele Menschen mit unterschiedlichsten Skills und Neigungen. Mit Blick in die Zukunft und auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens kommt den IT-nahen Berufsbildern eine besondere Bedeutung zu.

Was zeichnet Sie als Arbeitgeber aus? Womit können Sie bei Nachwuchstalenten punkten?

Kaetsch: BIG direkt gesund ist ein modernes Unternehmen und die jüngste Krankenkasse Deutschlands. Wir sind zwar eine Körperschaft öffentlichen Rechts, pflegen jedoch eine unternehmerorientierte Führung. So setzen wir auf innovative Zusammenarbeit mit agilen Methoden und auf zeitgemäße Technologie. Unsere Vergütungsmodelle sind leistungsbezogen; unsere Arbeitsmodelle mit Homeoffice und mobilem Arbeiten bieten unseren Mitarbeitenden größtmögliche Flexibilität. Daraus erwächst ein toller Teamspirit.

Auf welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit setzen Sie?

Kaetsch: Am Ende macht es das Paket der Maßnahmen. Besonders attraktiv sind flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Lösungen, die wir schon vor der Pandemie umgesetzt hatten, und die sehr gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wichtig ist zudem das Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten, die den Mitarbeitenden eine Perspektive geben. Zudem müssen wir unseren Mitarbeitenden das Gefühl geben, dass wir alle an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten. Denn der tägliche Einsatz unserer Teams für eine bessere Gesundheit macht nicht nur Sinn, sondern auch Spaß. Und das schafft Entwicklungsperspektiven und vor allem Zufriedenheit. Abgerundet wird dieses Paket durch regelmäßige Maßnahmen im Rahmen unseres Beruflichen Gesundheitsmanagements.

11.04.2022    Olivia Schlumm
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