Porsche Mission X auf der IAA Mobility 2023
10.11.2023    Michael Neher
  • Drucken

„To be, or not to be“, fragte einst William Shakespeares Hamlet. „Sein oder Nichtsein“, das ist in gewisser Weise auch die Frage, die sich eine rasant wandelnde Automobilbranche stellt. Nirgendwo ließ sich das in diesem Herbst besser beobachten als bei der diesjährigen IAA Mobility 2023 in München.

Zwar ist die siebentägige Leistungsschau nach wie vor DAS Automobil-Event des Jahres. In Deutschland sowieso, aber auch in Europa und darüber hinaus. Gleichzeitig ringt die ehemalige Mustermesse jedoch um ihren Weltruf. Dabei halten sich Patina und Politur die Waage. Noch. Denn zur weißblauen Wahrheit gehört zugleich, dass die Branchentransformation deutliche Spuren hinterlassen hat – sowohl positive als auch negative.

Verändertes Mobilitätsverhalten sorgt für weniger Aussteller

Am besten lassen sich die Auswirkungen des veränderten Mobilitätsverhaltens am Ausstellerverzeichnis ablesen: wer kommt und wer eben nicht (mehr). Zu besten Frankfurter Zeiten war die Teilnahme für die Automobilkonzerne quasi ein Muss. In den vergangenen Jahren war aber ein wahrer Herstellerexodus zu beobachten. Und Covid-19 war dabei höchstens der letzte Tropfen auf dem ausgekühlten Messestein.

Bei der zweiten Auflage der bayrischen IAA Mobility waren zwar die deutschen Platzhirsche alle vertreten. Die Liste der No-Shows aber war lang und schmerzhaft.

So zeigten BMW, Ford, Mercedes, Mini, Opel als einziger Stellantis-Vertreter, Rimac und der Volkswagen-Konzern unter anderem mit den Marken Audi, Cupra, Porsche sowie VW mit seinen Pkw- und Nutzfahrzeugmodellen standesgemäß Flagge. Dazu gesellten sich Renault sowie einige Newcomer wie die chinesischen Hersteller BYD, Dongfeng, Hozon, Leap­motor, MG und Xpeng. Nicht fehlen durften zudem Zulieferer wie Bosch, Brose, Continental, Hyundai Mobis, Magna, Siemens, Webasto und ZF, um nur einige zu nennen.

Deutlich länger fiel allerdings die Absageliste aus. Auf ihr standen renommierte Autobauer wie Bentley, Chrysler, Citroën, Ferrari, Fiat, General Motors, Honda, Hyundai, Jaguar, Jeep, Kia, Lamborghini, Maserati, Mazda, McLaren, Peugeot, Suzuki, Toyota und Volvo. Andere wiederum – beispielsweise Lotus, Lucid, Polestar und Tesla – präsentierten sich nur als Miniaussteller in der Innenstadt im frei zugänglichen Open Space.

Themenspektrum auf der IAA Mobility 2023 ist umfassender geworden

Nun hat sich die IAA immer wieder verändert, um den aktuellen Strömungen und Bedürfnissen der Automobilindustrie Rechnung zu tragen und gerecht zu werden. Hinzu kommt, dass der Herstellerschwund nun wahrlich kein exklusiv deutsches Problem ist. Freilich, der große und weiterhin stark anhaltende Wandel der Branche hat den Rückgang mehr als beschleunigt und das Themensetting spürbar verändert – positiv ausgedrückt: deutlich erweitert. Das Spektrum ist merklich größer und umfassender geworden.

Ein verstärkter Fokus liegt jetzt auf alternativen Antrieben im Allgemeinen und auf der Elektromobilität im Besonderen. Zu den weiteren Schwerpunkten zählen inzwischen autonomes Fahren und vernetzte Fahrzeuge.

Darüber hinaus halten auch zunehmend Technikthemen und damit eine ganze Schar auf den ersten Blick branchenfremder Unternehmen Einzug. Tendenz weiter steigend. So finden sich nicht nur auf der IAA Mobility immer öfter namhafte Global Player wie unter anderen Accenture, Amazon, Goo­gle, IBM, JP Morgan Mobility Payment Solutions, LG, Luminar, Samsung und Zeiss unter dem Stichwort Digitalisierung in den Ausstellerlisten. Von den etwa 100 Start-ups, die ihre Ideen präsentierten, ganz zu schweigen.

Die Fahrradabteilung wird ebenfalls immer größer und prominenter. Dienst- und Lastenräder, E-Bikes, Pedelecs und Co. werden gezeigt.

Immer mehr Fahrzeuge mit E-Antrieb

Zum mittlerweile gar nicht mehr so neuen Messekonzept und zum Spagat zwischen Ford und Fahrrad, B2B und B2C gehörte auch bei der zweiten Münchner IAA-Ausgabe die Zweiteilung der Schau. Wie beim Erstling 2021 wurde in der Innenstadt mit dem Open Space ein großflächiger Begegnungsraum geschaffen, zu dem Interessierte kostenfrei Zutritt erhielten, um die neusten Mobilitätskonzepte und Produkte auf Testparcours, in Pavillons und an Info-Ständen hautnah erleben zu können.

Fachbesucher zog es dagegen an den Stadtrand zum Messegelände nach Riem. In sechs Hallen präsentierten dort die Aussteller ihre Neuheiten. Das nicht mehr ganz so gleißende Rampenlicht fing dabei die gesamte Range und Produktvielfalt ein – vom Klein- und Sportwagen bis zum stylischen Full-Size-SUV, vom biederen Firmenkombi bis zur rassigen Luxuskarosse und von der visionären Studie bis zum seriennahen Konzeptfahrzeug.

Darunter fanden sich jedoch immer weniger Modelle mit klassischem Verbrennungsmotor. Klar die Oberhand hatten Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, in der Hauptsache Elektroautos. Neben etlichen Deutschland-Debüts gab es im Vergleich zu den einstigen Frankfurter IAA-Events nur sehr wenige Europa- und Weltpremieren. Immerhin zeigte Opel gleich drei davon.

10.11.2023    Michael Neher
  • Drucken
Zur Startseite