Wasser fließt durch eine Brücke
29.04.2021    Andreas Busch
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Vorsorgen und gleichzeitig in ökologische Projekte wie etwa im Wind-, Wasser- oder Sonnenenergie-Bereich investieren? Bei Pangaea Life ist dies möglich. Die Tochter der Versicherungsgruppe die Bayerische verbindet Vorsorge und Sachversicherungen auf nachhaltiger Basis. Konzernvorstand Martin Gräfer erklärt die Hintergründe der 2017 gegründeten Gesellschaft und warum nachhaltige Investments in Sachwerte durchaus mit Anlagen am Aktienmarkt mithalten können.

Zur Person

Porträt von Martin Gräfer

Martin Gräfer

Der gelernte Versicherungskaufmann ist seit 2010 im Vorstand der Versicherungsgruppe die Bayerische. Zuvor arbeitete Gräfer 22 Jahre für die Gothaer

Die Bayerische bietet über ihre Tochter Pangaea Life nachhaltige Versicherungen und Anlagen an. Worin investiert die Gesellschaft?

Martin Gräfer: Hinter allen Produkten unserer grünen Tochtergesellschaft steht unser konsequent nachhaltiger Pangaea Life Fonds. Damit investieren wir zu 100 Prozent in Sachwerte aus dem Zukunftsmarkt der erneuerbaren Energien – ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt für grüne Versicherungsprodukte. Unser Anlageportfolio umfasst aktuell diverse regenerative Energieanlagen aus den Bereichen Photovoltaik, Windenergie und Wasserkraft in Spanien, Portugal, Dänemark und Norwegen.

Mit dem Pangaea Life Fonds eröffnen wir unseren Kunden eine Anlagemöglichkeit, die bislang überwiegend institutionellen Anlegern vorbehalten war: Sachwert-Investitionen in die grüne Energiewende und eine stabile Rendite fernab der volatilen Aktienmärkte. Kurz gesagt: attraktive Rendite und effektiver Klimaschutz in einem Produkt.

Sind mit dem Pangaea Life Fonds ähnliche Renditen wie mit Aktienfonds drin?

Gräfer: Mit dem Pangaea Life Fonds erwirtschaften wir seit Auflage unseres Fonds eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,8 Prozent – und das bei deutlich geringeren Schwankungen als auf den Kapitalmärkten. Somit können wir durchaus mit vielen großen Aktienfonds und ETFs mithalten. Sicherlich bieten spekulativer angelegte Fonds in der Spitze höhere Renditechancen, dafür jedoch auch deutlich höhere Risiken. Besonders frappierend zeigte sich das im „Corona-Crash“ im ersten Quartal 2020. Während der Dax um 26 Prozent einbrach, verbuchte der Pangaea Life Fonds ein erstmaliges Minus von lediglich 2,6 Prozent.

Generell muss sich unser Fonds auch in Sachen Rendite nicht vor Aktienfonds verstecken –bei gleichzeitig höherer Stabilität. Ein Vergleich: Der beliebte MSCI World ETF erzielt seit 1970 eine durchschnittliche Rendite von 7,1 Prozent, was nur minimal über den 6,8 Prozent des Pangaea Life Fonds liegt. Zwischen den Jahren 2000 und 2020 lieferte der Deutsche Leitindex Dax sogar eine deutlich geringere Durchschnittsrendite von 3,9 Prozent – und das mit höherer Volatilität und ohne den entscheidenden Faktor Nachhaltigkeit.

Welche nachhaltigen Produkte führen Sie?

Gräfer: Unser Produktangebot ist mittlerweile sehr breit: Mit unseren Pangaea-Life-Vorsorgelösungen, wie der „Investment-Rente“, bieten wir unseren Kunden eine Möglichkeit, ihre Alters- und Zukunftsvorsorge auf nachhaltige Beine zu stellen – und das im steuerbegünstigten Versicherungsmantel. Auch in der reinen Geldanlage stellen wir flexible und maßgeschneiderte Lösungen zur Verfügung, um vom Zukunftstrend erneuerbare Energien zu profitieren.

Darüber hinaus führt Pangaea Life nachhaltige Sachversicherungen in den Bereichen Kfz für E-Autos, Hausrat und Haftpflicht, die über den Pangaea Life Fonds gedeckt sind. Somit fließen die Beiträge unserer Kunden auch hier ausschließlich in Erneuerbare-Energie-Anlagen, die Europa Tag für Tag mit klimafreundlichem Strom versorgen. Grüne Zusatzleistungen machen die Policen noch nachhaltiger: Bei unserer Hausratversicherung leisten wir beispielsweise bis zu 20 Prozent mehr, wenn Kunden sich im Schadenfall für die Anschaffung eines nachhaltigeren Ersatzprodukts entscheiden.

Es gibt auch spezielle Versicherungen für Unternehmer. Worum handelt es sich dabei?

Gräfer: Für Unternehmer offerieren wir verschiedene Möglichkeiten, mit einer nachhaltigen betrieblichen Altersvorsorge soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen. Als Arbeitgeber bieten Unternehmer ihren Mitarbeitenden zum Beispiel mit unserer Direktversicherung eine nachhaltige und steuerbegünstigte Zukunftsvorsorge, steigern die Mitarbeiterbindung und positionieren sich auf dem Markt als besonders innovativ und verantwortungsbewusst denkendes Unternehmen.

Unsere Basis-Rente richtet sich vor allem an gut verdienende Angestellte und Selbstständige. Damit profitieren Unternehmer von einer steuerbegünstigten Altersvorsorge und einem schon heute garantierten Rentenfaktor zum Renteneintritt – und das auf umweltfreundlicher Basis.

Werden solche Produkte stark nachgefragt?

Gräfer: Wir erleben eine sehr große Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen für Unternehmen. Denn sowohl auf Kundenseite als auch auf Mitarbeiterseite wächst das Bewusstsein für ökologische und soziale Verantwortung mit jedem Jahr spürbar. Die globale Klimabewegung und jüngst Corona haben diesem Trend zusätzlichen Schub verliehen.

Immer mehr Unternehmen werden sich bewusst: Nur wenn wir uns heute glaubwürdig und transparent nachhaltig positionieren, werden uns Kunden und Mitarbeitende auch in Zukunft ihr Vertrauen schenken. Soziale und ökologisch verantwortungsbewusste Leistungen, wie die nachhaltige betriebliche Altersvorsorge, werden daher in Zukunft zunehmend zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Welchen Anteil hat das Volumen von Pangaea Life am Konzernumsatz?

Gräfer: Bezogen auf den Gesamtumsatz des Mutterkonzerns die Bayerische beträgt der Anteil von Pangaea Life mittlerweile 14,5 Prozent. Besonders relevant ist der Anteil unserer nachhaltigen Produkte im Bereich Altersvorsorge: Hier bringt es Pangaea Life auf aktuell bereits 34,5 Prozent.

Arbeitet die Bayerische auch selbst nachhaltig?

Gräfer: Pangaea Life ist unser grünes Zugpferd, aber auch die Bayerische selbst treibt das Thema Nachhaltigkeit mit großem Elan voran. Mit einer ambitionierten Nachhaltigkeitsstrategie möchten wir uns langfristig an der Spitze der nachhaltigen Versicherer etablieren. So wirtschaften wir als Gesamtunternehmen bereits seit 2019 über Ausgleichszertifikate vollständig klimaneutral und weisen das mit einem Klimaneutralitätssiegel nach. Unsere Energieversorgung ist bereits seit längerer Zeit komplett auf Ökostrom umgestellt. Außerdem drehen wir viele weitere Stellschrauben auf nachhaltig, darunter zum Beispiel unseren Papierverbrauch, unsere Firmenwagen-Flotte sowie unseren Einkauf von Lebensmitteln für die Mitarbeiter-Gastronomie. Ein entscheidender Hebel für mehr Nachhaltigkeit liegt bei einem Versicherer in der Kapitalanlage: Hier richten wir unsere Investitionstätigkeiten streng nach ESG-Kriterien aus. Dank einer detaillierten Negativliste haben Investitionen in ökologisch, sozial oder ethisch fragwürdige Bereiche bei uns keine Chance. Als die Bayerische verpflichten wir uns in der Kapitalanlage außerdem den Principles for Responsible Investment, kurz PRI, der Vereinten Nationen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Bayerischen im Hinblick auf die Digitalisierung? Sind Versicherungsvertreter eine „aussterbende Spezies“?

Gräfer: Die Digitalisierung zwingt Versicherer zum Umdenken. Was gestern noch Erfolg hatte, kann heute schon ins Abseits führen. Wir bei der Bayerischen haben dies zum Anlass genommen, uns zu fragen: Welche Rolle möchten wir zukünftig im Leben der Menschen einnehmen? Unsere Antwort mag einige überraschen: Wir von der Bayerischen möchten deutlich über die Grenzen des klassischen Versicherns hinausdenken. Wir rücken das Thema Vorsorge in den Vordergrund und möchten dazu beitragen, das Versichern vielleicht sogar überflüssig zu machen.

Was meinen Sie damit?

Gräfer: Menschen erwarten zu Recht mehr von ihrer Versicherung als reine Schadenregulierung. Die Digitalisierung stattet uns mit den nötigen Tools aus, um unsere Kunden zukünftig in der Rolle eines Risikomanagers durch den Alltag zu begleiten. Ein Beispiel: In Kürze bieten wir unseren Kunden im Bereich Berufsunfähigkeit kostenlos eine eigene Gesundheits-App an. Damit erhalten Kunden alles, was sie für einen gesunden und ausgeglichenen Alltag brauchen: Achtsamkeitskurse, gesunde Kochrezepte, Entspannungs-Coaches und Sport-Work-outs. Denn Balance, Bewegung und Zufriedenheit sind der beste Schutz vor Krankheit.

Und wie steht es künftig um die Versicherungsvertreter?

Gräfer: So gut Bots und Künstliche Intelligenz auch werden – ich bin der festen Überzeugung, dass der persönlichen Beratung weiterhin die Zukunft gehört. Der Mensch als soziales Wesen wird über zentrale Themen seiner Zukunft immer lieber mit einem anderen Menschen sprechen als mit einer Maschine. Somit verändert die Digitalisierung die Rolle von Versicherungsvertretern, nicht deren Daseinsberechtigung. Gerade in der Coronazeit waren und sind unsere Kunden glücklich, über virtuelle Beratungs-Tools weiterhin persönlich in Kontakt mit ihren Ansprechpartnern treten zu können. Mit neuen digitalen Beratungsansätzen, wie beispielsweise unserer digitalen „Pangaea Life Investmentreise“ per VR-Brille, statten wir unsere Berater daher mit innovativen Werkzeugen aus, um die persönliche Beratung auf ein neues Level zu hieven.

29.04.2021    Andreas Busch
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