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20.06.2019    Ulrike Feldhusen
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Dienstwagen, Smartphone, Fahrkartenzuschüsse, Tankgutscheine: Die Liste der Goodies, die Unternehmen ihren Mitarbeitern jenseits des Gehalts anbieten, ist lang. Ein weiteres Beispiel, das in die Aufzählung passt, ist die betriebliche Krankenversicherung (bKV). Doch im Gegensatz zu anderen Extras fristet diese Form der Unterstützung bislang ein Schattendasein. Laut einer Untersuchung des Beratungsinstituts „Heute und Morgen“ bieten lediglich rund neun Prozent der Betriebe mit mehr als zehn Mitarbeitern hierzulande eine bKV an. Dabei ist sie 
ein Plus, das bei den Beschäftigen besonders gut ankommt, so das Ergebnis einer Studie der Gothaer Versicherung. 64 Prozent der Arbeitnehmer gaben an, dass eine Krankenzusatzversicherung ihre Loyalität zum Unternehmen steigern würde. Damit rangiert sie weit vor Anreizen wie Firmenwagen oder Diensthandy.

Für eine bKV schließt der Arbeitgeber bei einem privaten Krankenversicherer einen Gruppenvertrag für seine Mitarbeiter ab. Dieser sichert allen gesetzlich Versicherten einen erweiterten Schutz im Gesundheitsbereich zu. In den meisten Fällen übernimmt der Betrieb die Beitragskosten für die Versicherung voll oder teilweise. Das Unternehmen kann dabei zwischen verschiedenen Absicherungsbausteinen wie Zahntarifen, Wahlleistungen im Krankenhaus oder Vorsorgeleistungen wählen.

Plus für Alle Seiten

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Umfangreiche Unterstützung: Bei einer bKV wählen Mitarbeiter aus einem Baukasten von Gesundheitsleistung

So vielfältig die Tarifvarianten, so groß sind auch die Vorteile der bKV – für beide Seiten. Arbeitnehmer bekommen eine kostenfreie beziehungsweise vergünstigte Krankenzusatzversicherung ohne Wartezeiten. Der Versicherungsschutz beginnt sofort ab Vertragsabschluss. „Damit profitieren Angestellte, anders als bei der betrieblichen Altersversorgung, unmittelbar von den Leistungen“, sagt Frank Nobis, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), das unabhängig Vorsorgeprodukte und Beratungsprozesse vergleicht und bewertet. Zudem entfällt bei der bKV die Gesundheitsprüfung, die bei privaten Krankenpolicen normalerweise Standard ist. Somit führen Vorerkrankungen nicht zu höheren Beiträgen oder einem Ausschluss von der Versicherungsleistung.

Unternehmen dagegen, die sich um die gesundheitliche Absicherung ihrer Beschäftigten kümmern, präsentieren sich als attraktive Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt. Das zahlt sich zum einen bei der Suche nach Nachwuchskräften aus, zum anderen steigert es die Bindung des vorhandenen Personals an den Betrieb. Ein weiterer Aspekt ist die Reduzierung von Fehltagen. „Die bKV hilft mit einem schnelleren Zugang zu Behandlungsmethoden oder umfangreichen Vorsorgemaßnahmen, dass Beschäftigte weniger oft krankheitsbedingt fehlen. Das wiederum reduziert die Kosten für Unternehmen“, so Nobis.

Damit die bKV ihre volle Wirkung entfalten kann, ist neben der Qualität der Versicherungsbausteine auch die Kompetenz des Anbieters ausschlaggebend. Für ein bKV-Rating identifizierte das IVFP wichtige Merkmale, die einen guten Versicherer ausmachen: Bekommen Arbeitgeber bei der Verwaltung der bKV ein Key-Account-Management, also einen direkten Ansprechpartner, zugewiesen? Gibt es einfach zu bedienende digitale Tools wie etwa eine App zur Einreichung von Rechnungen oder ein Arbeitgeberportal für die Verwaltung der Mitarbeiterverträge? Wie flexibel lässt sich die bKV anpassen, beispielsweise wenn ein Mitarbeiter in eine private Krankenversicherung wechselt oder ins Ausland geht? Diese Kriterien können Unternehmen erste Anhaltspunkte bei der Suche nach einem passenden Versicherungspartner bieten.

 

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Gemeinsam abgesichert: Über einen Gruppenvertrag erhalten Mitarbeiter einen erweiterten Gesundheitsschutz

Sinnvolles Zusammenspiel

Ein Betrieb, der seit mehreren Jahren erfolgreich auf eine bKV für seine Mitarbeiter setzt, ist der IT-Dienstleister doubleSlash aus Friedrichshafen am Bodensee. „Unsere betriebliche Krankenzusatzversicherung, 
die wir seit 2015 anbieten, ist vollständig arbeitgeberfinanziert. Sie wirkt bei Vorsorgethemen wie Zahn- und Hautkrebsprävention sowie bei weiteren Gesundheitsuntersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten“, sagt Leonie Hlawatsch, Leiterin Human Resources. Die Rückmeldung der Angestellten zu diesem Angebot ist positiv. „Besonders gut kommt der schlanke Prozess bei der Kostenerstattung an. Sie erfolgt via App, ist also ein digitalisierter Prozess, was zu uns als Softwareunternehmen im Umfeld Digitalisierung wunderbar passt“, so Hlawatsch.

Wenn es um die betriebliche Gesundheitsvorsorge geht, ist die bKV eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), das gesundheitsfördernde Maßnahmen am Arbeitsplatz vorsieht. Auf diesem Gebiet tun sich besonders die gesetzlichen Krankenkassen hervor. Doch das bedeutet nicht, dass private und gesetzliche Angebote nicht miteinander vereinbar wären. Im Gegenteil: Gerade in der Kombination von bKV und BGM kann sich die ganze Kraft der Gesundheitsvorsorge im Betrieb entfalten. Spannend sind etwa smarte Services, die junge Start-ups an der Schnittstelle zwischen bKV und BGM anbieten. So stellte kürzlich das Unternehmen Bodylabs auf der Global InsurTech Roadshow von TechQuartier und Goethe Business School seine digitalen Präventionsprogramme auf Basis von gemessenen Risikoprofilen vor.

Damit sich in Zukunft jedoch mehr Unternehmen bereit erklären, in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu investieren, sind neben intelligenten Produkten und guter Beratung auch bessere gesetzliche Rahmenbedingungen nötig. So erhofft sich Leonie Hlawatsch, dass das Thema bKV „künftig stärker unterstützt wird und sich die Möglichkeiten der Kooperation zwischen Unternehmen und öffentlichem Bereich weiter positiv entwickeln“. Und IVFP-Geschäftsführer Frank Nobis ergänzt: „Wünschenswert wäre eine eigene staatliche Förderung der bKV, ähnlich der der betrieblichen Altersversorgung, um den Arbeitgebern einen zusätzlichen finanziellen Anreiz zur Etablierung zu geben.“ Gesundheit ist schließlich Chefsache.

20.06.2019    Ulrike Feldhusen
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