platzende Seifenblase als Symbol für das drohende Platzen der Aktienblase
15.02.2022    Arne Gottschalck
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Preis ist was man zahlt, Wert was man bekommt. So wird sinngemäß Anlage-Altmeister Warren Buffett immer wieder zitiert. Kein Wunder: Denn bei der Geldanlage geht es immer um den Einstiegspreis. Diese Frage war zuletzt immer schwieriger zu beantworten. Immerhin stiegen die Kurse auch 2021 kräftig, was wiederum die Bewertungen anziehen ließ. Zu sehr?

Auf jeden Fall – davon ist Jeremy Grantham überzeugt. Der Star-Investor aus den USA, Herr über das Investmentunternehmen GMO, warnt vor einer „Superblase“. Superblase, weil entsprechende Symptome nicht nur bei Aktien, sondern auch bei Anleihen, Rohstoffen und Immobilien zu sehen sein. Ein „Stinkstiefelansatz“, wie er sinngemäß sagt – quasi gegen die grundsätzlich gute Anlegerlaune gerichtet.

Ist Aktienblase nur ein Buzzword?

Statt des Blicks auf den US-Investor, den das Magazin „New Yorker“ wegen seiner steten Skepsis schon als „Dauerbären“ bezeichnet hat, lohnt auch die Lektüre des Blasenindikators. Dahinter steht Emiel van den Heiligenberg vom Asset-Manager LGIM. „Blasen sind das neue Buzzword an den Finanzmärkten“, sagte er zuletzt gegenüber DUP-magazin.de.

„Ich liebe Geschichte und ich liebe die Märkte. Das Studium von Blasen kombiniert beides. Faszinierend sind sie, weil sie das Herdenverhalten der Anleger eindrucksvoll zeigen. In den vergangenen 30 Jahren habe ich Indikatoren von Wissenschaftlern und Marktteilnehmern zusammengetragen und daraus meinen eigenen Index kreiert, den ich in aller Bescheidenheit den Heiligenberg-Index genannt habe“, so van den Heiligenberg.

Absolute Bewertungen sind der falsche Indikator

Und was sagt der Index derzeit aus? Die aktuellste Variante, Stand Dezember 2021: Aktien sind nicht mehr billig, zumindest auf absoluter Basis. „Der US-Markt ist der teuerste entwickelte Aktienmarkt; die absoluten Price Earnings sind oberhalb des langfristigen Schnitts, sogar in gefährlich teurem Territorium“, ordnet van den Heiligenberg ein.

Hat Skeptiker Grantham also recht? Nein, hält van den Heiligenberg entgegen. Zum einen, weil die Price Earnings im Schnitt sinken – „und wir erwarten weiteres Sinken.“ Dazu kommt ein positiver Aktienausblick.

Außerdem, so van den Heiligenberg: „Wir sind der Meinung, dass absolute Bewertungen der falsche Indikator sind. Unserer Ansicht nach sind nicht die absoluten Bewertungen für die Märkte entscheidend, sondern die relativen Bewertungen wie die Aktienrisikoprämie. Viele Anleger müssen ihr Geld irgendwo anlegen. Wenn Anleihen eine niedrige oder sogar negative Rendite abwerfen, wirkt sich das auf die Bewertung aller anderen Anlageklassen aus, da das Geld auf der Suche nach einer angemessenen Rendite auf der Risikokurve weiter nach oben wandert.“

Mit anderen Worten: Tina rules. Tina steht für „there is no alternative“; das Konzept also, dass Aktien alternativlos sind. Immerhin, van den Heiligenberg sagt auch, es werde nun „aufregend“, der Index sei so hoch wie zuletzt 2007. Aufregend bleibt es also in der Tat. Mindestens bis zur nächsten Auflage des Index.

15.02.2022    Arne Gottschalck
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