Ein Luftballon schwebt über einer Nadel.
01.04.2021    Martin Hintze
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Emiel van den Heiligenbergs Meinung hat Gewicht: Mit einem verwalteten Vermögen von 1,7 Billionen Dollar gehört die britische Fondsgesellschaft Legal & General Investment Management (LGIM) zu den größten Vermögensverwaltern der Welt. Und van der Heiligenberg leitet die Asset Allocation. Um zu beurteilen, wie groß die Gefahr einer Blase an den Kapitalmärkten ist, hat er einen eigenen Index entwickelt.

Zur Person

Emiel van den Heiligenberg, LGIM

Emiel van den Heiligenberg

Leiter der Asset Allocation bei LGIM

Was ist die Geschichte hinter dem Blasenindex?

Emiel van den Heiligenberg: Blasen sind das neue Schlagwort an den Finanzmärkten. Ich liebe Geschichte und ich liebe die Märkte. Das Studium von Blasen kombiniert beides. Faszinierend sind sie, weil sie das Herdenverhalten der Anleger eindrucksvoll zeigen. In den vergangenen 30 Jahren habe ich Indikatoren von Wissenschaftlern und Marktteilnehmern zusammengetragen und daraus meinen eigenen Index kreiert, den ich in aller Bescheidenheit den Heiligenberg-Index genannt habe.

Aus welchen Komponenten setzt sich der Index zusammen?

van den Heiligenberg: Einige dieser Komponenten sind subjektiv, um die verhaltensorientierten Aspekte zu erfassen. Zum Beispiel bewerte ich, ob Aktien zu einem sozialen Gesprächsthema werden. Andere Komponenten sind quantitativ, um zum Beispiel die Überbewertung von Aktien zu erfassen. Der Index soll frühzeitig davor warnen, wenn an den Aktienmärkten eine Blase auftritt.

Besteht diese Gefahr momentan?

van den Heiligenberg: Tatsächlich ist Wahrscheinlichkeit, dass der Markt eine Blase bildet, in letzter Zeit gestiegen.

Einer der Gründe für die steigende Gefahr sind die sogenannten Spacs. Was macht sie so gefährlich?

van den Heiligenberg: Es sind weniger die Spacs selbst von denen die Gefahr ausgeht. Bei den „Special Purpose Acquisition Companies“ handelt es sich zunächst nur um leere Firmenhüllen, die an die Börse gebracht werden, um später mit dem Kapital der Investoren Firmen zu übernehmen. Das Problem ist eher die üppige Kapitalbeschaffung der Spacs. Der Markt für Börsengänge wird dadurch aufgebläht. Und es sind die Firmen, die so an die Börse gebracht werden. Denn wenn mehr Unternehmen an die Börse gehen, die Verluste machen, ist es ein Zeichen für Übertreibung. Beobachten sollte man auch die Wertentwicklung an den ersten Tagen nach dem Börsengang: Ein massives Kursplus würde mehr und mehr Investoren anziehen und die Gier entfachen.

Sehen Sie Unterschiede zwischen Nebenwerten und Blue Chips beziehungsweise verschiedenen Sektoren oder bewegt sich der Aktenmarkt insgesamt in Richtung Blase?

van den Heiligenberg: Ganz eindeutig ist die Blasenbildung beim Bitcoin, aber das ist eine andere Geschichte. Und bei Technologiewerten. Es gab starke Kursteigerungen bei Tech-Unternehmen, die keine Gewinne erwirtschaften. Das heißt, dass immer mehr zukünftiges Wachstum bereits eingepreist wird. Auch ein Zeichen von Übertreibung. Außerhalb der USA und abgesehen von Tech-Aktien sind die Bewertungen aber ziemlich normal.

Was bedeutet das für Investoren?

van den Heiligenberg: Blasen können für Anleger ziemlich lukrativ sein – vorausgesetzt, man steigt zum richtigen Zeitpunkt wieder aus. Der aktuelle Bullenmarkt hat durchaus Risiken, aber: Erstens befinden wir uns in einem frühen Stadium des Konjunkturzyklus. Blasen platzen normalweise nie zu einem solchen Zeitpunkt. Zweitens erwarten wir eine Normalisierung der Wirtschaft mit fantastischen Gewinnsteigerungen in ein paar Monaten. Und drittens gibt es starken Rückenwind von der Politik, sowohl fiskalisch als auch geldpolitisch.

Wie groß ist das Inflationsrisiko für die Märkte?

van den Heiligenberg: Die Inflation steigt ja momentan bereits an. Ein Großteil davon ist jedoch auf Basiseffekte zurückzuführen. Wir gehen davon aus, dass die Notenbanken an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten werden. Angesichts der aktuellen Blasengefahr ist es für Anleger wichtig zu wissen, wann sie besser an die Seitenlinie treten sollten. Dabei sollte unser Research und der Blasenindex eine wertvolle Hilfe sein.

01.04.2021    Martin Hintze
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