Illustration: Zwei Buttons einer Tastatur, auf dem einen steht AI für KI und auf dem rechten ein neu laden Pfeil.
01.12.2023    Christian Buchholz
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No- und Low-Code-Entwicklungsplattformen stehen derzeit im Fokus. Mit ihnen lassen sich Anwendungen deutlich wirtschaftlicher und effizienter entwickeln, auch wenn die User keine Programmiersprache beherrschen. „Taylorisierte Softwareentwicklung“ und „near shore sourcing“ erhalten frischen Aufwind und damit auch der Aufbau von Digitalisierungs-Ökosystemen. Wie Rationalisierungspotenziale durch die Kombination von menschlicher und Künstlicher Intelligenz realisiert werden können.

Zur Person

Portraitfoto Guido Dostert

Guido Dostert

ist seit 2020 Geschäftsführer von Business Operation Systems, einem Unternehmen aus dem hessischen Neu-Isenburg, das mit TopLogic eine No-Code-Plattform anbietet

DUP UNTERNEHMER: Die Softwareindustrie steht vor der Herausforderung, kostengünstiger und schneller Produkte zu entwickeln. Aktueller Trend ist der Einsatz von No- und Low-Code-Plattformen. Welche Rationalisierungseffekte werden damit erreicht?

Guido Dostert: Unternehmen sind gezwungen, notwendige und erforderliche Digitalisierungsaktivitäten schneller und günstiger umsetzen zu können. No- und Low-Code-Plattformen bieten Chancen, die Softwareentwicklung signifikant zu rationalisieren. Unsere Erfahrungswerte sprechen von bis zu 50 Prozent weniger Aufwand. In Bezug auf unsere TopLogic-Engine bedeutet das: Mit Standardmodellierungsmethoden erstellte Anwendungsmodelle können in betriebsfähige Anwendungen interpretiert werden, ohne dass eine Zeile Softwarecode geschrieben werden muss.

Künstliche Intelligenz ist längst in der Lage, Softwarecode zu produzieren. Ist das eine Bedrohung für die klassische Softwareentwicklung?

Dostert: Grundsätzlich ja, die KI ist eine ernst zu nehmende Konkurrenz, aber auch eine gewaltige Chance. Versuche haben gezeigt, dass die durch KI erzeugten Anwendungen bereits in hohem Maße verwendbar sind. Aber der erfahrene Softwareingenieur muss die letzten Meter bewältigen. Bereits heute können eine Vielzahl von Softwareentwicklungsaufgaben nicht nur durch Frameworks, sondern mehr und mehr durch intelligente Algorithmen gelöst werden. Der Automatisierungsgrad der Softwareentwicklung wird nochmals deutlich steigen und damit auch das Rationalisierungspotenzial für Unternehmen.

Wie ist denn Ihre Antwort auf die KI-Welle, die vor der Softwareindustrie nicht haltmachen wird?

Dostert: Wir haben zu dem Thema viele Gespräche mit Anwendern und Service-Providern geführt. Die einen sehen darin den heiligen Gral, und die anderen tun sich sichtlich schwer, nicht nur ein Infrastrukturangebot zu formulieren, sondern konkrete, für Anwender nutzbare Services anzubieten, mit denen in deren Domains Optimierungspotenziale realisiert werden können. Wir arbeiten an dem nächsten Booster für die Softwareentwicklung. Konkret werden wir drei Mehrwertdienste schaffen, die die Anwendungsentwicklung weiter automatisieren werden. Erste Laborversuche haben gezeigt, dass KI-Algorithmen aus unstrukturiert gestellten Anforderungen Anwendungsmodelle erzeugen können, die von TopLogic in Anwendungen interpretiert werden können.

Ist KI nun eine Bedrohung oder eine Chance?

Dostert: Innovationen und Hypes setzen sich nie per se durch. Es gilt, ganz klassisch, realisierbare Mehrwerte nachzuweisen. Wir gehen davon aus, dass der Einsatz lernender Algorithmen die Softwareentwicklung weiter revolutionieren kann. Durch die Verwendung von Frameworks oder von No- und Low-Code-Plattformen wirtschaftliche Effekte zu erzielen war erst der Anfang der Automatisierung in der Softwareindustrie, in Kombination mit KI werden dann signifikante Mehrwerte erzielt werden können.

01.12.2023    Christian Buchholz
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