Illustration von Sven Wellbrock der Aktiengesellschaft VGT.
25.04.2022
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Zur Person

Sven Wellbrock

ist seit 2019 als Chief Operating Officer Europe & Chief Safety Officer im Vorstand von VTG. Er verantwortet die Geschäftsfelder Rail Europe und Rail Logistics sowie die Zentralfunktionen im Bereich Sicherheit. Dazu zählen Arbeitssicherheit, Datenschutz und Umweltmanagement

Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Ihre Branche im Allgemeinen sowie für VTG im Speziellen?

Sven Wellbrock: Für die gesamte Branche überwiegen die Chancen, wenn es darum geht, die Klimaziele in Deutschland und Europa zu erreichen. Das heißt, wir sind ein Gamechanger für das Klima. Aber nachhaltige Transportkonzepte brauchen Innovationskraft und Know-how. So haben wir bei VTG zum Beispiel als erstes Unternehmen der Branche damit begonnen, die gesamte europäische Flotte mit Telematiksystemen auszustatten. Mithilfe von digitalen Prozessen optimieren wir dadurch die Bereiche Logistik und Instandhaltung. Neben modularen Tragwagen und Wagenaufbauten entwickeln wir auch Prototypen für den Transport der Energieträger LNG und Wasserstoff auf der Schiene.

Dennoch muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Erstens: Die Infrastruktur muss ausgebaut und modernisiert werden. Das gilt speziell für den kombinierten Verkehr – sprich: den längeren und gebündelten Transport über Schiene, Straße und Wasserstraße. Zweitens: Es müssen faire Wettbewerbsbedingungen für alle Verkehrsträger herrschen. Drittens: Die Digitalisierung der Schiene muss vorangetrieben werden. Dazu gehören der Ausbau des europäischen Zugkontrollsystems ETCS, um grenzüberschreitenden Transport zu verbessern, sowie die rasche europaweite Einführung der digitalen automatischen Kupplung. Denn der vernetzte Schienenverkehr der Zukunft stoppt nicht an einem Grenzübergang.

Was macht Ihr Unternehmen zukunftsfähig?

Wellbrock: Wir sind schon jetzt eines der führenden europäischen Unternehmen für Waggonvermietung und Schienenlogistik. Wir haben über 1.000 Wagentypen im Portfolio. Wir entwickeln digitale Innovationen und nachhaltige Logistiklösungen für unsere Kundinnen und Kunden. Außerdem ist das Potenzial der Schiene für die Entlastung von Klima und Straße nach wie vor groß. Nun geht es darum, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Dafür ist es notwendig, dass die Bundesregierung weiterhin ihr Ziel verfolgt, einen Modal-Split – also den Anteil eines Verkehrsträgers am gesamten Verkehrsmarkt – von 25 Prozent für den Schienengüterverkehr zu erreichen.

Bei einem derart großen Marktpotenzial sind Innovationen umso wichtiger. Wie gelingt es Ihnen, sich von Ihrer Konkurrenz abzusetzen?

Wellbrock: Wir haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Innovationen vorangetrieben, um die Anforderungen einer modernen, digitalen und flexibleren Supply Chain mit Fokus auf die Kundenbedürfnisse abdecken zu können. Das umfasst digitale Lösungen wie unsere mehrfach ausgezeichnete Kundenplattform traigo oder modulare Systeme, wie dem zusammen mit DB Cargo entwickelten innovativen Tragwagen m2.

Ein weiteres Beispiel ist das mit unserem Partner VEGA entwickelte intermodale Transportsystem roadrailLink. Durch spezielle Verladekörbe können auch nicht kranbare Lkw-Trailer in wenigen Minuten bahnfähig gemacht werden. Dies ist relevant, da aktuell in Europa noch rund 95 Prozent der Sattelauflieger wegen fehlender Kranbarkeit nicht für den kombinierten Verkehr geeignet sind. Auch an dieser Stelle liegt enormes Potenzial, um klimaverträglicher zu werden. Dabei haben wir für uns festgestellt, dass viele Innovationen nur durch Partnerschaften mit anderen innovativen Unternehmen möglich sind. Ein Player allein kann dies häufig nicht bewerkstelligen.

Wie weit sind Sie und Ihre Branche generell im Hinblick auf die digitale Transformation der Geschäftsprozesse?

Wellbrock: Das Potenzial zur Steigerung von Effizienz ist noch enorm. Mit unserer Plattform traigo können Nutzende beispielsweise schon heute digital Echtzeitinformationen zu angemieteten Waggons und deren Ladung abrufen. Das hilft Unternehmen dabei, ihr Logistikmanagement noch effizienter und sicherer abzuwickeln. Der größte Hebel liegt aus unserer Sicht jedoch in der Einführung der digitalen automatischen Kupplung, kurz DAK: Mit dieser werden künftig Güterwagen automatisch verbunden. In Deutschland wird das heute noch per Hand gemacht. Die Automatisierung erhöht die Kapazität und die Qualität des sicheren und zuverlässigen Güterverkehrs. Ohne konkrete europaweite Förderprogramme wird sich die DAK aber nicht durchsetzen können, da die Umrüstkosten pro Waggon erheblich sind. Eine solche Innovation braucht daher gerade zu Beginn Unterstützung durch die öffentliche Hand.

Mit welcher Strategie schaffen Sie es, Talente auf Ihr Unternehmen aufmerksam zu machen?

Wellbrock: VTG ist definitiv ein Hidden Champion. Dafür haben wir jedoch als Marktführer mit der größten privaten Güterwagenflotte in Europa eine gute Stellung in der Branche. Wir entwickeln und treiben Brancheninnovationen in den Bereichen Digitalisierung, Modularisierung und Nachhaltigkeit voran. Darüber hinaus bietet VTG auch markt- und positionsgerechte Gehälter in Kombination mit attraktiven Benefits sowie einer wertschätzenden und kollegialen Unternehmenskultur. Im Bewerbungsgespräch und beim persönlichen Kennenlernen geben dann letztlich die Kolleginnen und Kollegen sowie unsere Hiring-Manager den Ausschlag. Sie brennen förmlich für ihren Aufgabenbereich. Das spüren auch die Talente, die sich bei uns bewerben.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten bieten Sie Ihren Mitarbeitenden und mit welchen Maßnahmen stellen Sie die Zufriedenheit in der Belegschaft sicher?

Wellbrock: Unsere Entwicklungsmöglichkeiten bestehen zum einen aus internen Trainingsmaßnahmen zu aktuellen Themen wie New Work sowie aus ganzheitlichen Programmen – zum Beispiel für die Vorbereitung auf eine Führungsposition. Zum anderen gibt es individuell abgestimmte Einzel- oder Gruppenmaßnahmen. Das können zum Beispiel Coachings oder Team-Workshops zu konkreten Fachinhalten sein. Bei den genannten Entwicklungsmaßnahmen handelt es sich jedoch nicht nur um klassische Trainingsformate, sondern auch um aktive Austauschformate. Damit soll es unseren Mitarbeitenden ermöglicht werden, über ihre Abteilungsgrenzen hinauszuschauen und durch ein unternehmensweites Netzwerk eine ganzheitliche Perspektive einnehmen zu können.

Die Mitarbeiterzufriedenheit fördern wir durch ein Angebot an zusätzlichen Corporate-Benefits. Hierfür haben wir unter anderem mit moderner Ausstattung wie höhenverstellbaren Tischen und Stühlen die richtige Arbeitsumgebung geschaffen. Darüber hinaus sollen unsere flexiblen Arbeitsmodelle eine ausgeglichene Work-Life-Balance fördern. Weitere Benefits sind Einkaufsrabatte und Menü-Checks, Sport- und Freizeitangebote, Leasingangebote für Diensträder, Fahrtkostenzuschuss und die betriebliche Altersvorsorge.

25.04.2022
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