Weg durch Wiese
15.10.2020    Madeline Sieland
  • Drucken

Wann eine Innovation wirklich eine Innovation ist – daran scheiden sich die Geister. Für Markus Benz vom Polstermöbelhersteller Walter Knoll muss eine wirkliche Innovation eine gewisse Fallhöhe haben. „Es muss eine deutlich bemerkbare neue Leistung sein. Nur Optimierung von Bestehendem reicht nicht“, sagt er. Bettina Rotermund von Siemens Advanta hingegen betont, Innovation müsse nicht zwingend disruptiv sein. Auch Tesla sei nicht disruptiv; Elon Musk entwickle lediglich die Themen Automotive und Mobilität weiter.

Was ist Innovation?

Der Duden definiert Innovation als die „Realisierung einer neuartigen, fortschrittlichen Lösung für ein bestimmtes Problem, besonders die Einführung eines neuen Produkts oder die Anwendung eines neuen Verfahrens“. Was das nun in der Praxis heißt? 

„Innovation kann viele Formen annehmen. Es muss nicht eine einzelne große Idee sein, die den Kurs Ihres Unternehmens über Nacht verändert, sondern kann stattdessen bedeuten, sich auf eine Reihe von Tests einzulassen“, sagt Kim Spalding, Leiterin des Produktmanagements bei Google. Die Suche nach Neuem beginne mit der Analyse von Kundenbedürfnissen und der Identifikation von Schwachpunkten. „Für kleine und mittelständische Unternehmen kann dies bedeuten, ein Marktbedürfnis zu erkennen und ein einzigartiges Produkt oder eine Dienstleistung zu kreieren, neue Prozesse einzuführen, um die Produktionsleistung zu steigern, oder neue Wege zu finden, um Kunden anzusprechen.“

Innovationstreiber Nr. 1? 

Weshalb Unternehmen sich auf die Suche nach Neuem machen – das hat Deloitte in einer europaweiten Studie untersucht. 92 Prozent der Befragten sehen neue Technologien als Haupttriebkraft für Innovationen. Je 86 Prozent nannten eine Steigerung der Kosteneffizienz respektive veränderte Kundenerwartungen. Kunden sind durch die Digitalisierung besser vernetzt und informiert, fordern stärker personalisierte Angebote ein, legen Wert auf Nachhaltigkeit.

So weit die Theorie. Und die Praxis? Zeigt, dass Unternehmer es damit durchaus ernst meinen. Reeder Christian Oldendorff hat sich vorgenommen, die Schifffahrt nachhaltiger und effizienter zu machen. Und Frank Sportolari, Deutschland-Chef des Logistikunternehmers UPS, sagt: „Wir sind natürlich an genormte Rahmenbedingungen gebunden. Trotzdem experimentieren wir stets mit neuen Technologien, um effizienter und nachhaltiger zu arbeiten. Dies beinhaltet neue Konzepte, etwa die Nutzung von Lastenrädern in Städten oder alternative Antriebe bei Zustellfahrzeugen.“ Zuletzt lief ein Pilotprojekt mit elektrischen Cargobikes erfolgreich an. Nach einer Testphase in Hamburg fahren diese nun auch international. 

Drei Stellschrauben sind entscheidend

Die Experten von Deloitte kommen zu dem Ergebnis, dass drei Stellschrauben über die Innovationskraft entscheiden. Faktor eins ist die Technologie und wie diese verwendet wird. Faktor zwei sind die Mitarbeiter und deren Offenheit gegenüber Veränderungen und einer neuen Art der Arbeit. Der dritte Faktor ist die Organisation selbst – und damit die Frage, wie Prozesse gestaltet sind, um Innovationen zu fördern.

Und nun die schlechte Nachricht für Unternehmer: Es gibt kein Patentrezept für Innovation, keinen Weg, der alle zum gewünschten Ziel führt. Etwas Neues kann zusammen mit externen Partnern entstehen, etwa mit Hochschulen oder Start-ups. Dann ist von Open Innovation die Rede. Paravan, spezialisiert auf Fahrzeugumbauten, hat sich beispielsweise in einem Joint Venture mit dem Automobilzulieferer Schaeffler zusammengetan. Bei Hagebau hingegen geht man – mit Erfolg – bewusst einen anderen Weg und setzt auf Closed Innovation, quasi die Weiterentwicklung hinter verschlossenen Türen.

So geht Innovationsmanagement

  • Ob Open oder Closed Innovation: Jede Firma muss ihren eigenen Weg finden.
  • Immer gut zuhören: Ob Kunden, Mitarbeiter oder Geschäftspartner – Impulse für Weiter- oder Neuentwicklungen kann jeder zu jeder Zeit liefern.
  • Geduld haben: Etwas Neues entsteht nicht von heute auf morgen.
  • Trial and Error: Manch eine Idee klingt in der Theorie gut, hält dem Praxistest aber nicht stand. Es ist vollkommen okay, eine Entwicklung zu stoppen.
15.10.2020    Madeline Sieland
  • Drucken
Zur Startseite