29.09.2021    Kai Makus
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„Alarmstufe rot“ gilt für UN-Generalsekretär António Guterres, seit er die Ergebnisse aus dem jüngsten Bericht des Weltklimarats (IPCC) gelesen hat. Hitzewellen, wie sie einst alle 50 Jahre vorkamen, drohen wegen der Aufheizung der Erdatmosphäre künftig in jedem Jahrzehnt, warnen Klimawissenschaftler in dem im Sommer veröffentlichten ersten Teil ihres Sachstandsberichts eindringlich.

Die darin enthaltene Zusammenfassung gilt als Basis für den nächsten UN-Klimagipfel, der mit einem Jahr Corona-Verspätung im November im schottischen Glasgow stattfinden soll. Dort werden die Unterzeichner des Klimavertrags von Paris verbindlich neue Vorgaben dafür verabschieden, wie viel Treibhausgas noch ausgestoßen werden darf, damit die Folgen der Erderwärmung für die Menschheit noch beherrschbar bleiben.

Drei Fakten aus dem Bericht:

  • Einige Auswirkungen des Klimawandels halten die Wissenschaftler schon jetzt für nicht mehr umkehrbar. Dazu zählen sie das Abschmelzen der Gletscher und den damit zusammenhängenden Anstieg des Meeresspiegels. Damit sind etwa Inseln im Südpazifik, aber auch Metropolen in Meeresnähe
  • Die durch den Menschen ausgestoßenen Treibhausgase haben bereits heute zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 1,1 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter gesorgt. Im Pariser Klimavertrag haben sich die Staaten das Ziel gesetzt, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
  • Starkregenereignisse, die zum Beispiel im Sommer die Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg auslösten, aber auch andauernde Dürreperioden nehmen zu. Laut der an dem Report beteiligten Klimaforscherin Friederike Otto, die an der Uni Oxford lehrt, gibt es für den Zusammenhang von Extremwetterereignissen und Klimawandel „zum ersten Mal Evidenz“, also gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse.

Fazit des Klimarats: Die Erdatmosphäre erwärmt sich noch schneller als befürchtet. Und: Das Temperaturplus wird sich nur dann auf 1,5 oder 2 Grad begrenzen lassen, wenn Treibhausgasemissionen rasch und umfassend gesenkt werden – und zwar nachhaltig.

Welt-Klimagipfel tagt

Damit hat die globale Elite der Klimawissenschaft ihr Urteil abgegeben. Was für die Weltbevölkerung daraus folgt, müssen nun andere entscheiden: die Regierungen der Staaten des Pariser Akkords bei ihrem Gipfel in Glasgow. Angesichts der ernsten Warnungen des IPCC-Berichts scheint es möglich, dass die Politik noch schärfere Vorgaben für die Einsparung von CO2-Emissionen beschließt – und diese schneller umsetzen will.

Dabei hat zum Beispiel die EU gerade erst ihre Ziele hochgesetzt: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen der Mitgliedstaaten nun um 55 statt zuvor um 40 Prozent gesenkt werden. In Deutschland hatte bereits das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom April dieses Jahres eine Verschärfung der Einsparziele im Rekordtempo angeschoben.

Die für die Kraftanstrengung nötigen Investitionen sind schon jetzt enorm und könnten nach dem Klimagipfel sogar noch anwachsen. Wie die Transformation zur nachhaltigen Wirtschaft gelingen kann und welche Auswirkungen der Prozess auf Gesellschaften und Unternehmen haben wird, das müssen die Mächtigen der Welt vorerst ohne wissenschaftliche Zuarbeit taxieren: Diese Themen werden erst in zwei weiteren Teilen des IPCC-Reports abgehandelt, die im Frühjahr 2022 veröffentlicht werden sollen.

 

29.09.2021    Kai Makus
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