eine junge und eine ältere Frau arbeiten gemeinsam
25.10.2023    Kai Makus
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Der Fachkräftemangel entwickelt sich zu einer immer ernsteren Herausforderung für die deutsche Wirtschaft: Unternehmen, die offene Stellen nicht besetzen können, droht der Verlust von Wachstum. Die schon angespannte Lage am Arbeitsmarkt dürfte sich sogar noch verschärfen. Denn nach und nach verabschieden sich die Babyboomer, die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge bis 1964, in den Ruhestand. Innovative Lösungen sind gefragt.

eine Grafik mit Daten aus der Studie „Silver Workforce 2023“Ein Ansatz kann der stärkere Fokus auf ältere Beschäftigte sein. Doch viele Unternehmen haben die Altersgruppe 50+ bisher kaum im Blick, wie die aktuelle Studie „Silver Workforce 2023“ zeigt, die der Personaldienstleister ManpowerGroup Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung erstellt hat.

Demnach setzen nur 13,2 Prozent der insgesamt 417 befragten Unternehmen auf spezielle Maßnahmen, um ältere Mitarbeitende fit für den Job zu halten und möglichst lange an sich zu binden.

Silver Worker hoch geschätzt

Dabei wird der Beitrag der Silver Worker zum Unternehmenserfolg von den teilnehmenden Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern, HR-Verantwortlichen, Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern hoch geschätzt. Jeweils rund 60 Prozent gaben an, Verantwortungsbewusstsein und Verlässlichkeit älterer Mitarbeitender überzeugten sie.

Vor allem aber stechen für 89,9 Prozent der Teilnehmenden die Silver Worker durch ihr großes Fachwissen hervor. Doch dieses ist gefährdet. Denn wenn es in Unternehmen überhaupt spezielle Programme für die ältere Belegschaft gibt, sind es bei 61,8 Prozent flexible Arbeitszeitmodelle und bei 50,9 Prozent hybrides Arbeiten.

Im Ranking folgt die Weiterbeschäftigung nach Verrentung mit 45,5 Prozent – erst dann kommen bei 32,7 Prozent Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung. Dabei sind Re- und Upskilling unerlässlich, um das Fachwissen der Silver Worker up to date zu halten und es für digitale Herausforderungen zu adaptieren.

eine Grafik mit Daten aus der Studie „Silver Workforce 2023“

Fortbildung ist auch intern möglich. Darauf setzen 14,5 Prozent der Unternehmen mit Trainee-Programmen, bei denen jüngere Mitarbeitende ältere Kolleginnen und Kollegen schulen – vor allem im Digitalbereich.

Doch bleibt dieser Ansatz oft eine Einbahnstraße: Der Anteil der Befragten, bei denen durch Mentoring-Programme Silver Worker junge Talente an ihrem Wissen und ihrer Erfahrung teilhaben lassen, ist nur etwa halb so hoch. Die Diskrepanz steigt mit der Betriebsgröße.

Studie „Silver Workforce 2023“ zeigt: diverser Generationenmix gewinnt

Dabei würden solche Programme das Arbeiten im Generationenmix stärken, sagt Iwona Janas, Country Managerin Deutschland der ManpowerGroup. Dies sei nötig, um auch in Bezug auf das Alter möglichst diverse Teams zu bilden, von deren Vielfalt Unternehmen profitieren könnten, so Janas.

Unterschiedliche Denkweisen und Perspektiven sorgten für mehr Zugehörigkeitsgefühl und Arbeitsmoral – sowie bessere Entscheidungen. „Und vielfältige Teams sind kreativer: Probleme werden unterschiedlich wahrgenommen, was zu schnelleren und oft auch innovativeren Lösungen führt“, betont die Expertin. Das könne Anstoß sein, die Recruiting-Strategie mehr auf Silver Worker auszurichten.

Diesen Weg verfolgten Unternehmen schon, so Janas: „39 Prozent der für unser globales Arbeitsmarktbarometer MEOS zum vierten Quartal 2023 befragten Unternehmen haben in den vergangenen zwölf Monaten bereits verstärkt ältere Bewerberinnen und Bewerber eingestellt.“

Dies könnte auch ein Weg für den Mittelstand sein, um den Fachkräftemangel zu lindern, sagt Ines Woermann, Geschäftsführerin des Deutschen Innovtionsinstituts für Digitalisierung und Nachhaltigkeit: „Gerade kleinere und mittelgroße Unternehmen müssen beim Recruiting sichtbarer werden und mit der richtigen Strategie punkten.“

Hier finden Sie die Studie „Silver Workforce 2023“ zum Download

25.10.2023    Kai Makus
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