Illustration zeigt, dass Mann beruflich durchstartet
02.02.2022    Olivia Schlumm
  • Drucken

Zur Person

Porträt von Harald Christ, Unternehmer und FDP-Politiker

Harald Christ

hatte über 25 Jahre verschiedenen Führungspositionen in der Finanzbranche inne. Darüber hinaus gründete er eigene Unternehmen, ist Lehrbeauftragter an zwei Hochschulen und hat verschiedene Aufsichtsratsmandate und Ehrenämter. Seit September 2020 ist er Bundesschatzmeister der FDP. Im gleichen Jahr gründete er die „Harald Christ Stiftung für Demokratie und Vielfalt“

Sie waren in Führungspositionen für Banken, Versicherungen, Investmentgesellschaften und einer Bausparkasse tätig. Welcher ist Ihr wichtigster Rat für junge Mitarbeitende im Finanzbereich, um die Karriere in Schwung zu bringen?

Harald Christ: Das Wichtigste ist eine hohe fachliche Expertise. Es gilt, immer auf der Höhe der Zeit zu sein – die Branche befindet sich ja auf einem großen Weg der Veränderung. Zudem sollte man Freude an der Sache und den Themen haben. Wichtig ist es über den Tellerrand der eigenen Themen zu schauen und offen für neue Dinge zu sein sowie vernetzt zu denken und auch zu handeln. Als Führungskraft von morgen muss ich den Anspruch und den Ehrgeiz haben, die Herausforderungen der Zukunft auch gestalten zu wollen – und vor allem muss ich die Menschen dabei mitnehmen. Hilfreich ist es, sich frühzeitig um Mentoren zu bemühen, um sich fachlich weiterzubilden.

Was sind – neben Fachwissen – wichtige Eigenschaften von Menschen, die eine erfolgreiche Karriere anstreben?

Christ: Sie sagen es: Ohne fundiertes Fachwissen geht es nicht. Genauso wichtige Punkte sind Belastbarkeit sowie kommunikative Eigenschaften – besonders beim Netzwerken. Außerdem sind auch die Freude an Entscheidungen und Durchhaltevermögen wichtige Merkmale. Man muss Widerstände als Ansporn verstehen und Lust haben, Dinge auch umzusetzen. Darüber hinaus ist eine gewisse Neugier für neue Entwicklungen und Themen immer vorteilhaft. Und Erfahrungen mit Transformationen sind von großem Vorteil.

Woraus haben Sie Motivation geschöpft, wenn die Geschäfte einmal nicht so gut liefen?

Christ: Motivation ist in meinem Leben ein ständiger Begleiter. Ich bin überzeugter Optimist. Daher habe ich jede Phase – egal ob es gut oder mal weniger gut lief – als Ansporn verstanden und Probleme immer als Herausforderung. Wichtig war immer der Blick nach vorne. Ich fand solche Phasen für mich teilweise beruflich lehrreicher als die Phasen, in denen alles perfekt war. Denn man wächst an den Herausforderungen – ganz nach dem Motto: Einfach kann jeder!

Wird die Digitalisierung den Vertrieb im Finanzbereich nachhaltig verändern?

Christ: Natürlich. Schon seit Längerem zeichnet sich ja ab, dass viele Bereiche des Vertriebs über Plattformen abgewickelt werden. Dieser Trend wird sich zunehmend verstärken, die Zahl von Bankfilialen oder Agenturen wird sich weiter drastisch verkleinern. Die Digitalisierung wird zu einem großen Umbruch in den Vertriebsstrukturen auch von etablierten Marktteilnehmern führen, da diese sonst irgendwann im Vergleich zu jungen und agilen FinTechs nicht mehr konkurrenzfähig sind.

Auch das Kundenverhalten ändert sich. Junge Menschen wollen immer seltener Finanz- oder Anlageberater bei sich zu Hause empfangen. Ihnen ist auch größtenteils eine persönliche Beziehung zum Finanzberater nicht mehr so wichtig. Sie wollen Versicherungen und Finanzprodukte sicher und einfach im Internet abschließen. Als ehemaliger Vorstand von Banken und Versicherungen weiß ich aber auch, dass qualifizierte Beratung weiterhin wichtig und notwendig ist – und dass diese Beratung auch einen berechtigten Preis hat. Am Ende ist und bleibt die Lösung eine Mischung aus digital und persönlich. Davon bin ich fest überzeugt.

Sie sind als Bundesschatzmeister in der FDP engagiert. Wird die neue Bundesregierung die digitale Bildung junger Menschen verbessern?

Christ: Die neue Bundesregierung wird konsequent in den Ausbau digitaler Angebote und die digitale Infrastruktur – insbesondere im Bildungsbereich – investieren. Der Koalitionsvertrag gibt einiges her. Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf, der für unseren Wohlstand mittelfristig gefährlich wird. Wir befinden uns in einem globalen Wettbewerb – und wir müssen den Anspruch haben, führend zu sein. Hier dürfen wir als Regierung und als Gesellschaft keine Zeit mehr verlieren.

02.02.2022    Olivia Schlumm
  • Drucken
Zur Startseite