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27.10.2021    Miriam Rönnau
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Derzeit ist klimapolitisch weltweit viel in Bewegung. Der britische Premierminister Boris Johnson versprach vergangene Woche, Großbritannien zum „Geburtsort der grünen industriellen Revolution“ zu machen und die Welt auf dem Weg zu Net Zero anzuführen. Australiens Premierminister Scott Morrison hat nun doch ein konkretes Datum für das Erreichen der Klimaneutralität in seinem Land vorgelegt: Bis 2050 will Australien den Ausstoß von Treibhausgasen auf null reduzieren.

Und auch die Vereinigten Staaten von Amerika haben sich im Vorfeld der UN-Klimakonferenz zu einer deutlichen Reduzierung der Treibhausgasemissionen verpflichtet. Bereits im Juli sagte John Kerry, Sonderbeauftragter des US-Präsidenten: „Immer mehr Länder setzen sich ehrgeizigere Klimaziele – und ihre Bürgerinnen und Bürger und ihre Volkswirtschaften profitieren davon.“ Konkret machten über 90 Staaten Zusagen zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen, darunter etwa auch Costa Rica, die Staaten der Europäische Union und Gambia.

Doch was erwarten GreenTech-Gründer von der COP26? Und wie lassen sich aus ihrer Sicht die Klimaziele von Paris noch erreichen? Wie viel Hoffnung setzt die grüne Szene in die Versprechen der Politik? Vier Meinungen.

Das erhoffen sich GreenTechs von der UN-Klimakonferenz 2021

 

Alexander Piutti

Alexander Piutti ist ein impact-orientierter Seriengründer, Business Angel und Innovationscoach. Er baute mehrere Technologie- und Impact-Unternehmen auf, darunter Overture, SirPlus und SPRK.global

„Als Innovator hoffe ich, dass die auf der Klimakonferenz in Glasgow versammelten Führungsspitzen sich dazu verpflichten, die Verringerung der Treibhausgasemissionen rasch voranzutreiben. Unternehmen tragen dabei eine große Verantwortung: Geschäftsmodelle müssen überdacht und angepasst werden, um Ökonomie und Ökologie wirtschaftlich erfolgreich und nachhaltig zu harmonisieren. Die Länder müssen bei der COP26 dafür die Voraussetzungen schaffen – ebenso wie für den Aufbau einer langfristigen und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, denn diese hat einen direkten Effekt auf den Klimaschutz. Allein durch die Schaffung eines Kreislaufs für überschüssige, aber noch genießbare Lebensmittel kann das Klima erheblich geschützt und zugleich die globale Lebensmittelversorgung verbessert werden. Die Anzahl an GreenTech- und KlimaTech-Unternehmen steigt stetig. Aus diesem Grund ist die Schaffung von kurzfristigen Fördermaßnahmen und finanzieller Unterstützung als nachgelagertes Ziel der Konferenz absolut notwendig.“

Zum Unternehmen:

SPRK.global ist ein Impact-Start-up aus Berlin, das mittels einer KI-basierten Distributionsplattform Lebensmittelüberschüsse umverteilt und langfristig reduziert sowie unnötige CO2-Emissionen eingespart.

 

Drazen Nikolic

Drazen Nikolic ist seit 2020 Managing Director der deutschen Entity von Envision Digital. Er verantwortet sowohl die strategische Ausrichtung als auch die operative Leitung des Deutschlandgeschäfts

„Meine Erwartungshaltung zur Klimakonferenz ist, dass die Politik klare Pläne mit kurzfristigen, messbaren Meilensteinen entwickelt – und diese auch umsetzt. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass das 1,5 Grad-Ziel nicht mehr zu erreichen ist. Statt reden sind deshalb nun aktive Maßnahmen erforderlich. Statt auf Verbote zu setzen, sollten sinnvolle Konzepte, Technologien und Programme im Vordergrund stehen. Die GreenTech-Branche in all ihren Facetten hat bereits heute die richtigen Lösungen im Angebot, um Net Zero zu erreichen. Nur wenn wir proaktiv daran arbeiten, Investitionen in GreenTech und die damit verbundene nachweisbare Reduktion der CO2-Emissionen zu fördern und zu fordern, werden wir eine Chance haben, den irreparablen Schaden in Grenzen zu halten.“

Zum Unternehmen:

Envision Digital ist ein weltweit tätiges GreenTech, das durch die Kombination von Artificial Intelligence und dem Internet of Things den Weg hin zu einem globalen smarten Energiemanagement in Gebäuden und Städten ebnen möchte. Durch diese AIoT-Technologie lässt sich Energie intelligent und vor allem effizient nutzen.

 

Andreas Booke

Andreas Booke ist Mitgründer und Geschäftsführer des Smart-Grid-Unternehmen gridX. Während seiner vorherigen Tätigkeiten als Ingenieur in einem großen Technologieunternehmen und als Forscher an der Universität entwickelte er neue IoT- sowie Cloud-Technologien und führte diese zur Marktreife

 

„Was ich sehen möchte, sind konkrete Maßnahmen, wie die Länder die Industrie dabei unterstützen wird klimafreundliche Lösungen einzuführen. Die COP26 bietet die perfekte Bühne für Akteure aus aller Welt, um ehrgeizige Klimaziele festzulegen und konkrete Schritte in Richtung Net-Zero-Emissionen festzulegen. Die nötigen Technologien sind bereits vorhanden. Speziell in der Energiewirtschaft gibt es viel Potenzial, Emissionen zu reduzieren. Einfach konventionelle Erzeuger stillzulegen und erneuerbare Energien auszubauen reicht nicht. Die Regierung muss sowohl internationale Kooperationen fokussieren als auch Anreize herausstellen sowie aufeinander abstimmen, damit daraus folgende Herausforderungen – etwa die Überlastung des Stromnetzes – auch gelöst werden können und nicht übergeordnete Ziele gefährden.“

Zum Unternehmen:

gridX ist ein Smart-Grid-Unternehmen mit Sitz in München und Aachen. Es bietet mit seiner digitalen Energieplattform XENON skalierbare Infrastruktur zur Verbindung und Steuerung dezentraler Energieressourcen.

Kilian Kaminski

Kilian Kaminski ist Co-Gründer und CEO von refurbed. Der gebürtige Hamburger war vor der Gründung unter anderem Leiter des Certified Refurbished  Program bei Amazon Deutschland und ist Teil eines EU-Expertenzirkels für Elektronik zum Thema Kreislaufwirtschaft

„Wir erhoffen uns, dass Klimaschutz künftig häufiger in positiv konnotierten Diskussionen auftaucht. Konkret bedeutet das, dass das Thema Klimaschutz nicht nur mit Verboten verbunden wird, sondern vielmehr mit der Chance für Innovationen, neue Märkte und Technologien. Deswegen sind Konferenzen wie die COP26 so wichtig. Wünschenswert wäre auch, dass neue Unternehmens- und Wirtschaftsmodelle stärker unterstützt werden, die zum Erreichen der Pariser Klimaziele beitragen. Generell sollte eine größere Verpflichtung für die Kreislaufwirtschaft verabredet werden. Denn ich bin mir sicher: Genau in diesem Modell liegt unsere grüne Zukunft.“

Zum Unternehmen:
Das 2017 gegründete Wiener Scale-up refurbed ist ein Online-Marktplatz für refurbished Elektronikprodukte. Die Plattform bietet vollständig erneuerte elektronische Geräte an.
27.10.2021    Miriam Rönnau
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