Lächelnder Mann in Auto
17.08.2023    Michael Neher
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Alles ist in Bewegung. Das gilt besonders für die Mobilität. Eigentum ist schon lange nicht mehr alles, Teilen gerade auch in puncto Fahrzeug immer weiter auf dem Vormarsch. Das Motto: Mieten statt Kaufen.

Innerhalb nur weniger Jahre hat sich aus dem zarten Mauerblümchen Auto-Abo mittlerweile ein beachtlicher Spross entwickelt, der kräftig weiter wächst und seine Nische längst verlassen hat. So prognostiziert das renommierte Institut Center for Automotive Research (CAR) eine rasant ansteigende Nachfrage. Laut den Duisburger Marktforschern wurden 2022 hierzulande rund 63.000 Pkw-Abonnements von privaten Verbrauchern abgeschlossen. Der Marktanteil stieg der Analyse zufolge von 5,3 auf 6,6 Prozent.

Zahl der Anbieter von Auto-Abos steigt

Schon Ende dieses Jahres soll erstmals die Marke von 100.000 Abos geknackt werden. Und damit noch nicht genug: Bis 2030 sollen bereits rund 40 Prozent des Autoabsatzes in Form von Abos erfolgen. Inzwischen haben sich etliche Plattformen und Anbieter etabliert.

Kein Wunder also, dass sich die Branchenteilnehmenden allerorten auf diese noch relative junge Vertriebsform einstellen. Immer mehr Hersteller, wie beispielsweise Audi oder Volvo, bieten eigene Formate an. Andere wiederum kooperieren mit Fremddienstleistern, wie zum Beispiel Ford oder Kia mit der Kölner Branchengröße Fleetpool. Bei klassischen Mietwagenfirmen und Leasingunternehmen tut sich ebenfalls einiges. Schließlich fischen die Abo-Anbieter im selben Teich.

Auf den ersten Blick erscheint die neue Branchenlösung dennoch für alle Beteiligten, sowohl für Handel und Vertrieb als auch für Gewerbe und Privatleute, eine Win-win-Lösung zu sein. Gleichwohl gibt es dabei vieles zu beachten und zu bedenken. Speziell das Kleingedruckte. Doch dazu später mehr…

Eigenes Auto – ja, lange Vertragsbindung – nein

Die Idee hinter den Auto-Abos ist wie so oft bei erfolgreichen Konzepten simpel und einfach: Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher, insbesondere aus der jüngeren Zielgruppe, nutzen bereits Abo-Modelle wie Spotify oder Netflix und fühlen sich auf Vermietungsplattformen wie Airbnb zu Hause. Der analoge Autokauf hat dagegen nur noch den Charme eines Gummibaums und ist in vielen Fällen im Mindset der 1980er-Jahre stehen geblieben.

Dessen ungeachtet können sich vier Fünftel der Deutschen hierzulande ein Leben ohne eigenes Auto nicht vorstellen. Und: Trotz großer Absatzdellen bleibt der Wunsch nach individueller Mobilität groß. Dies hat nicht zuletzt die Coronapandemie gezeigt, als selbst die fürs Auto scheinbar verloren gegangene Generation Z die Vorzüge eines eigenen Wagens durchaus zu schätzen gelernt hat.

Regelrecht nervig ist hingegen auch weiterhin der ausufernde Papierkrieg – trotz zunehmender Digitalisierung erstickt der Autohandel förmlich daran. DSGVO und Co. lassen grüßen. Allein bei Kauf und Finanzierung sind nach wie vor bis zu zehn Vertragsunterschriften zu leisten. Zudem ist die Fahrzeug-Bindung zu lang, selbst beim Leasing.

Die Vorzüge von Auto-Abos liegen auf der Hand

Da sind die Vorzüge eines Auto-Abos schnell erklärt: Ich nutze ein Auto, besitze es, aber nur für einen bestimmten Zeitraum. Weitere Vorteile: Alles ist aus einer Hand, es gibt flexible Laufzeiten, Verfügbarkeit innerhalb weniger Tage. Und beim „ersten Rendezvous“ können die Abonnenten Marke, Modell und Technik ausführlich und alltagsgerecht erleben. Erfahrungen, die für einen später möglichen Neuwagenkauf weit über die üblichen Probefahrtsequenzen hinaus authentischer kaum gesammelt werden können.

Auto-Abos sind auch für Fuhrparkmanager und Flottenkunden interessant, die ihren neuen Mitarbeitern während der Probezeit einen Firmenwagen stellen müssen. Sie können über diesen Vertriebskanal eine Art Full-Service-Leasing abschließen. Nur eben mit deutlich kürzeren und flexibleren Laufzeiten.

Genauso profitieren Autofahrer, die nur zeitweise ein Fahrzeug benötigen, egal ob beruflich (Saisonarbeiter, Monatspendler) oder privat (Rentner, Rad- und Motorradfahrer).

Apropos Flexibilität: Abonnenten nutzen ein Fahrzeug für einen bestimmten Zeitraum, meist auf monatlicher Basis, und sind nicht an langfristige Verträge gebunden. Die monatliche Abonnementgebühr beinhaltet zumeist verschiedene Positionen wie Versicherung, Wartung und Reparaturen. Das vereinfacht die Kostenkontrolle.

Neben einem hohen Maß an Servicequalität und dem Komfort des Sich-um-nichts-kümmern-Müssens bleiben die Kosten transparent und besser kontrollierbar, da nicht mit zusätzlichen Ausgaben zu rechnen ist.

Darüber hinaus bietet ein Auto-Abo die Möglichkeit, verschiedene Modelle und Fahrzeugtypen auszuprobieren. Je nach Bedarf und Vorlieben lassen sich in bestimmten Zyklen Autos wechseln. Eine langfristige Bindung an ein bestimmtes, unter Umständen mittlerweile ungeliebtes Modell entfällt somit. Des Weiteren kommen Abonnenten oft in den Genuss von Zusatzleistungen wie der Lieferung des Fahrzeugs oder einem Wartungsservice. Dadurch ist der gesamte Prozess für den Nutzer bequem und zeitsparend.

Wichtig: Immer auch das Kleingedruckte lesen

Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Und die Liste der Nachteile ist beim Auto-Abo nicht gerade kurz. Vor Vertragsabschluss empfiehlt sich, in jedem Fall das Kleingedruckte sehr genau und ausführlich zu studieren, versteckt sich dort doch oft der eine oder andere einschränkende Haken.

Vorher genau hinschauen und rechnen sollten Interessenten gerade auch bei den Kosten. Denn ist das Engagement kurzfristiger Natur und zeitlich überschaubar, bleibt es gegenüber anderen Formaten interessant. Bei langfristigen Abo-Abschlüssen sollte aber mit spitzem Bleistift nachgerechnet werden. Der Grund: Obwohl Auto-Abos bequem sind, können die monatlichen Gebühren im Vergleich zu herkömmlichen Finanzierungsoptionen oder Leasingverträgen höher sein. Auf lange Sicht könnte ein Auto-Abo somit teurer werden als der Kauf eines Fahrzeugs.

Darüber hinaus findet kein Vermögensaufbau statt, denn der Anbieter bleibt Eigentümer des Autos. Beim klassischen Leasing besteht hingegen am Ende der Laufzeit die Möglichkeit, das Fahrzeug zu dem dann festgelegten Restwert zu erwerben. Insofern wären Anzahlung und monatliche Raten dann nicht gänzlich verloren.

Aus der Welt der Mietwagen haben einige Abo-Anbieter die sogenannte Kilometerbegrenzung übernommen und bieten lediglich eine begrenzte Kilometerzahl pro Monat an. Wer dann mehr Kilometer verfährt als festgelegt, zahlt zusätzliche Gebühren. Nicht auszuschließen ist auch, dass die vollmundige Werbung mit der Verfügbarkeit von Modellen nicht immer mit dem tatsächlich vorhandenen Fahrzeugangebot übereinstimmt. Es kann deshalb durchaus vorkommen, dass die Auswahl begrenzt und das Wunschmodell eben doch nicht zu haben ist.

Fazit: Auto-Abos sind bei kurzer Laufzeit und schnellem Bedarf empfehlenswert

Egal ob geschäftlich oder privat: Letztlich muss jeder selbst klären, ab wann ein Auto-Abo lohnenswert ist oder nicht. Dabei gilt: Je kürzer die Laufzeit und je kurzfristiger die Anfrage, desto eher kommt ein Auto-Abo in Betracht.

Die Preise ändern sich häufig, der Wettbewerb unter den zahlreichen Anbietern ist hoch. Ein typisches All-inclusive-Auto-Abo-Paket geht ab etwa 200 bis 300 Euro pro Monat los. Dafür gibt’s zumeist nur Kleinwagen oder Kompakt-SUVs. Für größere Modelle kommen schnell mehr als 500 Euro zusammen. Im Premiumbereich sind 2.000 Euro und mehr nicht unüblich. Zudem hängen die Abo-Kosten auch von der Laufzeit und der Kilometerregelung ab.

Die Anbieter setzen sich aus Start-ups, etablierten Mobilitätsdienstleistern und Herstellern zusammen. Dazu zählen unter anderem Fleetpool, Faaren, Finn Auto, MHC Mobility, Smive, ViveLaCar, Sixt und die Stellantis-Gruppe.

17.08.2023    Michael Neher
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