Symbolbild zur Dax Reform
20.12.2021    Martin Hofberger
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Unternehmer wissen, dass Innovation, Agilität und Tatkraft die Treiber des wirtschaftlichen Erfolgs sind. Deswegen sollten sie auch bei der Anlage des eigenen Vermögens das Segment der Small und Micro Caps, auf deutsch auch „Nebenwerte“ genannt, genauer betrachten. Warum in behäbige Großkonzerne investieren, wenn es auch kleine, agile Wachstumsunternehmen in Zukunftsmärkten gibt?

Es gibt zwei wesentliche Gründe, die für ein Investment von Unternehmern in Nebenwerte sprechen:

  1. Unternehmerisch gesinnte Investoren sprechen dieselbe Sprache, da sie geschäftlich ähnlich agieren. Das bedeutet, sie können sich viel leichter mit kleineren und mittelständischen Unternehmen identifizieren.
  2. Kleinere Unternehmen können als sognannte „Pure Plays“ viel gezielter Trends in Wachstumsnischen oder durch neue digitale Geschäftsmodelle ausnutzen ohne Altlasten aus historischen Strukturen mitzuschleppen.

Der Markt für Nebenwerte hat eigene Gesetze

Der Aktienmarkt für Small und Micro Caps hat jedoch seine eigenen Gesetze. Deshalb sollten Sie bei der Auswahl interessanter Investments folgende Punkte beachten, um sich nicht in Fallstricken zu verfangen.

Teaser-Kolumne-hofberger-Eine der wichtigsten Fragestellungen beim Investieren in diesem Segment ist: Gibt es einen Interesseneinklang zwischen dem Unternehmer und den Investoren? Ist das Management bestrebt, die Geschäfte signifikant weiterzuentwickeln, um den langfristigen Wert des Unternehmens zu steigern? Wenn die Entscheider wie Unternehmenseigentümer agieren, kann durch eine gleichgerichtete Motivation sowie intelligente Kapitalallokation eine außerordentliche Wertsteigerung gelingen.

Nebenwerte: Incentivierung des Managements wichtig

Ein wichtiges Indiz hierfür ist die Incentivierung, die sich an der Unternehmensbeteiligung ablesen lässt. Je breiter sich die Beteiligung über den Aufsichtsrat, die Geschäftsführung sowie die Mitarbeiter erstreckt, desto größer ist das Potenzial der Wertschöpfung. Faustformel: Der Wert des Aktienanteils sollte mehr als ein 10-faches der laufenden Vergütung der führenden Unternehmer ausmachen. Als klassisches Indiz gilt auch der Anteil des Managements und der Mitarbeiter an der Aktionärsbasis. Dieser sollte meiner Erfahrung nach idealerweise zwischen 20 und 40 Prozent liegen. Dadurch erhöht sich auch die Vertrauenswürdigkeit in das Management, da sich die operativ tätigen Personen als Aktionäre gegenseitig kontrollieren.

Illustration Martin Hofberger, Barius Capital

Martin Hofberger, geschäftsführender Partner der Barius Capital Management GmbH, ist Experte für globale Kapitalmärkte und Unternehmensbeteiligungen. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Investmenterfahrung. Zusammen mit Götz Mäuser gründete er 2018 Barius Capital Management und initiierte den Aktienfonds Barius European Opportunities (WKN A2JF87), der langfristig in skalierbare Wachstumsfirmen im Segment der Small und Micro Caps in Europa investiert.

Der Interessenseinklang ist auch entlang der Wertschöpfungskette des Investierens bei kleineren Unternehmen von zentraler Bedeutung. Bei der Auswahl der Investments in unseren Fonds Barius European Opportunities (WKN A2JF86) achte ich nicht nur auf die Beteiligungshöhe der Geschäftsführung sowie der Mitarbeiter, sondern evaluiere auch die möglichen Interessen anderer Aktionäre:

  • Wie haben sich diese in unterschiedlichen Marktphasen verhalten?
  • Sind sie ebenfalls am langfristigen Erfolg des Unternehmens interessiert oder spekulieren sie auf kurzfristige Veränderungen?
  • Befinden sich Ankerinvestoren oder namhafte Qualitätsinvestoren unter den Aktionären?

Sind bereits andere Fonds in dem Zielunternehmen investiert, stellen sich für mich zwei weitere wichtige Fragen:

  • Sind die Fondsmanager selbst substanziell im eigenen Fonds investiert und haben langfristige Performance-abhängige Vergütungsstrukturen?
  • Sind die Investoren in den jeweiligen Fonds langfristig orientiert oder schrecken sie bei aufziehenden Unsicherheiten zurück und ziehen Gelder ab, wodurch die Fonds in Folge Aktien abverkaufen müssen und somit die Aktienkurse unverhältnismäßig unter Druck setzen?

Der letzte Punkt wird in Zeiten des verstärkten Einsatzes passiver Produkte, also ETFs, und kurzfristigen „Risk-on“/“Risk-off“-Algorithmen institutioneller Investoren immer prominenter. Glücklicherweise gibt es im Segment der kleinsten Unternehmen am Aktienmarkt, den sogenannten Micro Caps, bis dato keine passiven Produkte. Somit nimmt die Korrelation zu den Large Caps ab beziehungsweise erfolgt zeitversetzt.

Fazit: Kleine Aktienwerte bieten Unternehmern hohe Renditechancen. Dabei ist die Zusammensetzung der Aktionärsbasis ein starkes Signal für potenzielle Investoren und nicht selten ausschlaggebend für die Volatilität einer Aktie.

In meiner nächste Kolumne stelle ich Ihnen ein bewährtes Auswahlverfahren für die Identifikationen von interessanten Wachstumsunternehmen vor.

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20.12.2021    Martin Hofberger
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