Ein Aktienkurs stürzt ab.
26.11.2021    Martin Hintze
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Fast 20 Jahre dauert der Rechtsstreit um die T-Aktie nun schon an. Jetzt soll er abgehakt werden. Jedenfalls für die T-Aktionäre, die beim dritten Börsengang im Jahr 2000 eingestiegen waren. Und zwar mit einem Vergleich: Kläger, die das Angebot akzeptieren, erhalten die vollen Erwerbskosten für die Aktien – abzüglich der erfolgten Dividendenzahlungen und der möglicherweise zwischenzeitlich erzielten Verkaufserlöse.

Darüber hinaus werden 70 Prozent der Prozesszinsen erstattet. Erhaltene Bonusaktien werden ebenfalls berücksichtigt. „Damit werden – bis auf einen kleinen Teil der Zinsen – nahezu 100 Prozent der geltend gemachten Ansprüche befriedigt“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz). „Wir raten betroffenen Aktionären, diesen Vergleich anzunehmen.“

Wer nicht akzeptiert, dem muss klar sein, dass der weitere Rechtsweg lang, steinig und kostspielig werden dürfte. Zudem sei die Chance, am Ende ein deutlich besseres Ergebnis zu erzielen, nicht sonderlich hoch, unterstreicht der Anlegerschützer.

„So sicher wie eine vererbbare Zusatzrente“

Mit diesem Vergleich soll ein besonders schmerzhafte Kapitel deutscher Börsengeschichte geschlossen werden. Mehr als zwei Jahrzehnte ist es inzwischen her als der damalige Telekom-Chef Ron Sommer proklamierte: „Die T-Aktie wird so sicher wie eine vererbbare Zusatzrente sein.“ Mit einer groß angelegten Werbeoffensive lenkte das Unternehmen tatsächlich die Aufmerksamkeit vieler Kleinanlegerinnen und Kleinanleger auf die „Volksaktie“.

Zunächst war der Erfolg groß: Rund 1,9 Millionen Menschen investierten in 285 Millionen T-Aktien im Wert von umgerechnet 4,2 Milliarden Euro. Doch dann platzte im Jahr 2000 die sogenannte Dotcom-Blase und die extrem hohen Kurse von Unternehmen aus dem Tech-Sektor rauschten in die Tiefe. Auch die T-Aktie war davor nicht gefeit. Vom Ausgabepreis von 66,50 Euro fiel sie auf den Tiefstand von 7,70 Euro. Ein Desaster: Viele Kleinanlegerinnen und Kleinanleger – von denen sich viele zum ersten Mal an die Börse wagten – mussten herbe Verluste einstecken.

Ist die Causa T-Aktie ein unrühmlicher Einzelfall? Nein. Allein bei der Insolvenz des ehemaligen Dax-Konzern Wirecard haben 12.700 Gläubiger Ansprüche in Höhe von 14,3 Milliarden Euro gestellt. Ob und wann sie ihr Geld wiedersehen ist höchst ungewiss. Und auch beim Thema Dieselgate stehen langwierige Prozesse an.

26.11.2021    Martin Hintze
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