Gold- und Silberbarren
25.10.2021    Arne Gottschalck
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Die meisten Gold-Anleger sind sich einig: Das Edelmetall ist eine Art Versicherung gegen das, was schief gehen kann. Ein Für-alle-Fälle-Investment. Nur funktioniert das derzeit nicht so recht. Im Gegenteil: Ende September notierte der Goldpreis in Dollar gerechnet knapp sieben Prozent unter seinem Jahresanfangswert. Sogar der erklärte Rohstoff-Fan Jim Rogers winkt derzeit ab.

Der Grund: Das Edelmetall wirft bekanntlich keine Zinsen ab, keine Dividenden. Punkten kann es allein mit dem Wertzuwachs. Und der war historisch gesehen erheblich, gerade in Krisenzeiten. 2009 etwa sackten die Börsen weltweit immer tiefer, während Gold einen glänzenden Sternenflug hinlegte. Kein Wunder, dass derzeit so manch Anleger an Gold denkt – etwa angesichts hoher Aktienbewertungen. Doch Gegenwind bekommt das Edelmetall derzeit aus gleich zwei Richtungen.

Zinswende und starker Dollar lasten auf Goldpreis

Zum einen ist da die geldpolitische Wende, schreibt Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Vereinfacht gesagt: Höhere Zinsen, wie sie sich nach der Septembersitzung der US-Notenbank Fed herauskristallisieren, belasten den Goldpreis. Denn steigende Zinsen bedeutet auch, dass Gold im Vergleich zu Anleihen an Glanz verliert – einfach, weil der Rohstoff keine Zinsen abwirft. Dazu kommt, Gegenwind Nummer zwei, nach Meinung des Chef-Anlagestrategen der Deutschen Bank der im Vergleich zum Euro starke US-Dollar. Eine Daumenregel besagt: Ein schwacher Dollar treibt den Goldkurs nach oben, anders als ein starker Greenback.

Schützt Gold vor Inflation?

Kurzfristig ist die Goldabstinenz daher verständlich, langfristig für viele Experten eher nicht. Denn ein oft verkannter Vorteil des Edelmetalls liegt darin, zu Aktien eher gering korreliert zu sein. Mehr noch, sie bieten langfristig einen Inflationsschutz, heißt es im Kapitalmarktbericht der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Seit 1973 sei der Goldpreis im Schnitt um über sechs Prozent im Jahr gestiegen und damit stärker als die US-Inflation.

Und das Inflationsthema wird bleiben, ist man sich bei Flossbach von Storch sicher. Unter anderem, weil Zweitrundeneffekte die Entwicklung weiter befeuern – Arbeitnehmer, die höhere Löhne unter Verweis auf die steigenden Lebenshaltungskosten fordern und erhalten. Dazu kommen Effekte wie die Deglobalisierung: Weil Unternehmen ihre Lieferketten nicht mehr auf maximale Effizienz straffen, sondern auf Resilienz trimmen, steigen tendenziell die Kosten und damit auch die Verbraucherpreise. Mit anderen Worten: Gold ist eben für den Fall der Fälle da. Zum Beispiel Inflation.

 

25.10.2021    Arne Gottschalck
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