Red Hat Vordenker 2022
27.06.2022    Holger Reher
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Zur Person

Robert Lindner

verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der deutschen Software- und Consulting-Branche und verantwortet seit Mitte 2019 als Regional Manager Germany das Deutschland-Geschäft von Red Hat.

Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt?

Robert Lindner: Red Hat steht wie kein anderes Unternehmen für eine offene Unternehmenskultur – das ist unsere DNA. So wie Open-Source-Software von der Kommunikation, Zusammenarbeit und Kreativität aller Beteiligten lebt, werden in einer offenen Organisation Veränderungen als Chance gesehen, um immer wieder etwas zu versuchen und dann laufend Anpassungen vorzunehmen. Diese Denkweise sorgt dafür, dass wir generell sehr agil aufgestellt sind und damit quasi nahezu unbeschadet durch Krisen navigieren können. Als es darum ging, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Arbeiten im Homeoffice in allen nur erdenklichen Punkten zu unterstützen, mussten wir keine großen strategischen Änderungen vornehmen. Nichtsdestotrotz gab es auch für uns einige Learnings: Beispielsweise wurde erst mit der Zeit deutlich, wie sich Remote Work langfristig auf das körperliche und seelische Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirkt.

Auch in Sachen virtuelles Zusammengehörigkeitsgefühl haben wir viel dazugelernt. Dabei konnten wir auf bereits vorhandene Best Practices zurückgreifen, die wir um zahlreiche neue Maßnahmen ergänzt haben. Auch die Umstellung auf digitale Services für unsere Kunden stellte vor diesem Hintergrund kein Problem dar. Eine Erkenntnis, die mich insgesamt besonders optimistisch gestimmt hat, war der Ruck, der durch viele Branchen ging: Deutschland kann Digitalisierung – und diese Aufbruchstimmung hat einiges in Bewegung gebracht.

Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business?

Lindner: Der Open-Source-Gedanke ist Enabler und Beschleuniger für das Innovationstempo in Unternehmen – und damit der Motor für Wachstum. In einer offenen Unternehmenskultur kann jeder seine Meinung einbringen, am Ende des Tages zählt die beste Idee und nicht die Ansichten des am höchsten bezahlten Managers im Raum. Innovation lebt von dieser Meinungsvielfalt und davon, dass sich viele Menschen motiviert und inspiriert in ein Projekt einbringen. So kann man schon sehr frühzeitig erkennen, ob eine Idee Potenzial hat oder nicht. Ein anderes Erfolgsrezept ist das Partner-Ökosystem. Unser Partnernetzwerk spielt eine zentrale Rolle dabei, wie Red Hat einen geschäftlichen und technischen Mehrwert für Kunden entwickelt und bereitstellt. Es bietet eine Community, um Kundenherausforderungen zu adressieren, integrierte, zertifizierte Lösungen zu entwickeln und tiefe Beziehungen zu pflegen, die wiederum eine kontinuierliche Weiterentwicklung sicherstellen.

Wie bleiben Sie als Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie als Management, um das zu fördern?

Lindner: Bei Red Hat werden die Prinzipien von Open Source – offener Austausch von Ideen und Transparenz – in allen Abteilungen und damit auch im Führungsmanagement ganz selbstverständlich gelebt. Meinungsvielfalt setzt erst einmal Inklusion voraus. Diversität und Inklusion sind in Sachen Innovation treibende Faktoren. Jeder Mensch hat ganz individuelle Vorstellungen davon, was ein gutes Produkt oder Feature ist. Viele Innovationen entstehen, wenn das Team auch out of the box denkt. Ein möglichst vielfältiges Team bringt die besten Voraussetzungen für diese Denkweise mit sich. Es arbeitet insgesamt kreativer, durchbricht Gedankenmauern und hinterfragt etablierte Denkmuster. Genauso wichtig ist eine positive Fehlerkultur. Viele Unternehmen adressieren Pannen nicht konstruktiv, sondern suchen sofort nach Schuldigen. Doch wer Angst vor Fehlern hat, traut sich nicht, Neues auszuprobieren. Dabei ist Trial and Error ein grundlegendes Element, um Innovationen voranzutreiben. Die Gewissheit, dass es in einem Projekt auch Raum zum Experimentieren gibt oder ein Vorschlag nicht immer ganz ausgereift sein muss, erlaubt es uns erst, gewohnte Denkmuster zu verlassen und neue Wege zu beschreiten. Den eigenen Horizont erweitern wir auch im regelmäßigen Austausch mit unserer Kunden- und Partner-Community. Ein Netzwerk, in dem offen über Ideen und neue Wege gesprochen wird, ist unglaublich bereichernd.

Was ist die größte Stärke der Company? Was zeichnet Sie aus? Trauen Sie sich eine Schwäche preiszugeben?

Lindner: Die größte Stärke von Red Hat sind die passionierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sowohl aufgrund des hundertprozentigen Fokus auf Open Source als auch aufgrund unserer offenen Kultur sowohl von Kunden als auch von Partnern eine sehr hohe Wertschätzung erfahren. Die zweite wichtige Stärke von Red Hat ist aus meiner Sicht unser Leitbild „Freedom of Choice“, das sich beispielsweise in dem Partner-Ökosystem wiederspiegelt.

Unsere – wenn man es überhaupt so nennen will – Schwäche ist eher eine Herausforderung, nämlich bei der Einführung interner Tools und der Optimierung von Prozessen mit dem rasanten Unternehmenswachstum mithalten zu können. Unsere gesunde Diskussionskultur hilft dabei, solche Entwicklungen kritisch zu hinterfragen und uns stetig zu verbessern.

Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen?

Lindner: Open-Source-Software ist nicht zuletzt durch ihre aktive Community so erfolgreich. In diesem Sinne treiben Entwickler-Communities an der Basis die Kreativität voran, die zu neuen Ideen, neuen Anwendungen und neuen Lösungen führt. Das garantiert Red Hat eine technische Vorreiterrolle. Gemeinsam entwickeln wir Software, die stets aufs Neue die Grenzen der Technologie auslotet.

Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?

Lindner: Red Hat bietet robuste Open-Source-Lösungen, die Unternehmen die Arbeit mit verschiedenen Plattformen und Technologien vereinfacht – vom Rechenzentrum bis zum Netzwerkrand. Durch unseren transparenten Ansatz agieren wir auch weiterhin als Katalysator in den Open-Source-Communities und unterstützen diese dabei, flexible und leistungsstarke IT-Infrastrukturlösungen zu entwickeln. Das garantiert unseren Kunden zukunftsträchtige Technologie, die dank dem Open-Source-Gedanken auch den stetigen Wandel unterstützt. Gleichzeitig schützen offene Technologien Unternehmen vor einem Vendor Lock-in. Viele Hersteller nutzten für ihre Produkte proprietäre Formate, Betriebssysteme, Programmierschnittstellen oder Protokolle, sodass sie nicht mit Wettbewerbsprodukten kompatibel sind. Die Interoperabilität mit Technologien anderer Anbieter ist entweder nicht gegeben oder eingeschränkt. Auf diese Weise werden Kunden dazu genötigt, ausschließlich oder hauptsächlich Produkte dieses Herstellers einzusetzen und können damit nicht flexibel auf neue Anforderungen reagieren. Diese Flexibilität ist bei Open-Source-Lösungen gewährleistet. Hinzu kommt unsere sehr starke Implementierungsexpertise.

Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?

Lindner: Natürlich zunächst einmal alle Faktoren, die auch im Geschäft mit Bestandskunden relevant sind. Ein anderer Punkt ist: Wir helfen Unternehmen dabei, die Vorteile einer offenen hybriden Cloud-Architektur zu nutzen. Eine hybride Cloud bietet eine konsistente Plattform für alles – Bare-Metal- und virtuelle Umgebungen sowie Private und Public Clouds. Das erweitert die Möglichkeiten von Unternehmen um eine Reihe von Funktionen, die in der heutigen Welt grundlegend sind, darunter Geschwindigkeit, Agilität und insbesondere Portierbarkeit. Open Source gewährleistet, dass Unternehmen alle Vorteile offenstehen und sie nicht das Risiko eingehen, in Abhängigkeit irgendwelcher Anbieter zu geraten.

Was tun Sie, um den Service zu verbessern?

Lindner: Fester Bestandteil eines offenen Ansatzes ist eine fortlaufende Prüfung der Prozesse, um zu gewährleisten, dass sie die unternehmerischen Anforderungen erfüllen. Ganz nach dem aus der Open-Source-Welt bekannten Prinzip „Release early, release often“ holen wir regelmäßig Feedback ein und nehmen notfalls Kurskorrekturen vor. Das konsequente Verfolgen des ganz zu Beginn eingeschlagenen Weges führt selten zum optimalen Ergebnis. Diese Kultur des kontinuierlichen Feedbacks pflegen wir intern, mit unseren Kunden und unseren Partnern. Eine Möglichkeit, sich auszutauschen und neue Ideen zu gewinnen, liefern auch Veranstaltungen wie der Red Hat Summit. Sie sind eine optimale Plattform, um gemeinsam die besten Lösungen zu finden.

Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Was bieten Sie aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden? Gibt es eine Maßnahme, die Sie mit Stolz erfüllt?

Lindner: Uns ist sehr wichtig, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter gefördert wird und das zu seiner Lebensweise am besten passende Arbeitsmodell findet. Das reicht von Communities wie Women in Leadership über Remote Work bis hin zu Recharge Days und Sabbatical-Angeboten. Wir unterstützen zudem das ehrenamtliche Engagement unserer Mitarbeitenden, etwa im Rahmen von Volunteer time off. Zudem legen wir sehr großen Wert auf das Wohlbefinden jedes Einzelnen, was den mentalen, körperlichen, sozialen und finanziellen Aspekt einschließt. Während der Pandemie haben wir beispielsweise unser Employee Assistance Program um eine App ausgebaut. Diese App beinhaltet Tipps für den Alltag, Übungen gegen Verspannungen oder Hilfsangebote bei Depressionen. Wir wollen unseren Mitarbeitenden einfach das optimale Umfeld bieten.

27.06.2022    Holger Reher
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