Eine digital vernetzte Stadt
02.01.2020    Miriam Meißner
  • Drucken

Die Digitalisierung revolutioniert die Medizin – mit dem Ergebnis, dass sie bereits 2030 eine deutlich bessere sein wird. Dabei geht es nicht nur um die höhere Qualität und Geschwindigkeit zukünftiger Diagnostik und Therapie. Auch müssen und 
werden sich die Strukturen des Gesundheitswesens dramatisch wandeln, was allerdings nicht über uns hereinbricht, sondern von uns mitgestaltet werden kann. Maßgebliche Aufgaben sind das Zusammenrücken der Sektoren ambulant und stationär, die Implementierung der Telemedizin sowie die sich verändernden Berufsbilder.

In dem Verständnis, dass die vorgenannten Aufgaben wohl kaum von der Politik ausgearbeitet und dann zur Umsetzung weitergegeben werden, hat sich die Universitätsmedizin Essen im Jahr 2015 selbst auf den Weg zur Transformation in ein Smart Hospital begeben. Dabei geht es keineswegs nur um Fragen von Digitalisierung oder Künstlicher Intelligenz (KI). Zunächst einmal geht es um einen großen Changeprozess in den Köpfen der am Gesundheitswesen beteiligten Personen. Der Fokus der Smart-Hospital-Initiative gilt wesentlich stärker als bisher den Menschen – also Patienten, Angehörigen und ganz besonders Mitarbeitern.

Vorschrift gestrichen

Das Smart Hospital versteht sich als Steuerungsplattform des Gesundheitswesens, die nicht von den Mauern eines Krankenhauses begrenzt wird, sondern sich an der Krankengeschichte der Patienten orientiert. Eine interdisziplinäre datenbasierte Diagnostik wird medizinische Zusammenhänge und Behandlungsansätze aufzeigen, die heute unvorstellbar sind. Eine solche die meisten diagnostischen Fächer zusammenführende KI-gestützte Megadiagnostik kann von allen Partnern des Gesundheitswesens genutzt werden, ebenso wie die maschinell unterstützten Vorschläge und Konzepte zu präziseren Behandlungskonzepten.

Dabei ist es nicht Ziel der wandeltreibenden Universitätsmedizin, die Behandlungen im großen Stil selbst auszuführen. Hier sind ebenso andere Krankenhäuser und die niedergelassene Ärzteschaft gefordert – auch im Kontext der sensoriküberwachten Patienten, die zu Hause, im Alten- oder Pflegeheim bettlägerig krank sind. Dieser Brücke zwischen Smart Hospital und Smart Home, ausgeführt auch über das Smartphone, wird eine immer größere Bedeutung zukommen. Das gilt auch für die Notfallbehandlung und die sich an stationäre Therapien anschließende Nachversorgung. Die Smart-Hospital-Steuerungsplattform dient zudem der zeitnahen Entwicklung und Konzeption neuer Berufsbilder – und dies am besten, bevor die heute Beschäftigten die sich ankündigenden Veränderungen ohne angemessene Vorbereitung zu spüren bekommen.

Zur Person

Porträt von Jochen A. Werner

Professor Dr. Jochen A.Werner

ist Ärztlicher Direktor und Vorstandsvor­sitzender des Universitätsklinikums Essen. Er studierte Humanmedizin und lehrte an der Uni Marburg

02.01.2020    Miriam Meißner
  • Drucken
Zur Startseite