Portraitfoto von Pfenning logistics Geschäftsführer Martin Königstein
03.06.2022
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Zur Person

Martin Königstein

ist Geschäftsführer der pfenning logistics group. Der familiengeführte Logistikdienstleister aus der Metropolregion Rhein-Neckar beschäftigt 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland, Polen, Ungarn und Schweden.

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für Ihre Branche und Ihr Unternehmen?

Martin Königstein: In den letzten Jahren haben sich mehrere Faktoren zu Treibern für den Wirtschaftsbereich Logistik herauskristallisiert: Der Klimawandel und die damit einhergehende Notwendigkeit für nachhaltiges Wirtschaften, neue politische Rahmenbedingungen sowie die Bedeutung der Digitalisierung im Zuge der Industrie 4.0. Da geht es uns nicht anders als den anderen Marktteilnehmern, allerdings verfügen wir als in dritter und vierter Generation familiengeführter Mittelständler über Wettbewerbsvorteile. pfenning logistics hat im Laufe der Jahrzehnte vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen zu Kunden zahlreiche Branchen wie Lebensmittel, Handel, Pharma, FMCG und Chemie sowie Automotive aufgebaut und ist durch seine Mehrwertdienstleistungen fest in deren Wertschöpfungskette eingegliedert. Intern Erfahrungswerte aufzubauen und in die Strategie einfließen zu lassen, aber auch durch Zukäufe externe Expertise hinzuzugewinnen, hat sich für uns bewährt.

Was wird künftig den Erfolg Ihres Unternehmens bestimmen?

Königstein: Wir beobachten nicht nur unseren unmittelbaren Markt, sondern behalten auch die Trends in der Produktion, in der Mobilitätsbranche oder im Onlinehandel im Auge, damit wir im besten Fall proaktiv logistische Lösungen für die Bedarfe der Zukunft entwickeln können. Digitalisierung in der Disposition und in der Fahrerkabine und der Einsatz innovativer Fördertechnik gehören ebenso dazu wie Pilotprojekte mit Künstlicher Intelligenz, kurz KI. Dabei bleiben wir unseren unternehmerischen Werten treu und berücksichtigen etwa bei der Entwicklung von Logistikimmobilien lokale Faktoren vor Ort, das soziale Gefüge und unseren Einfluss auf Flora und Fauna. Und last but not least – ohne unser Team beziehungsweise unsere Mitarbeiter können wir die Qualität unserer Services nicht aufrechterhalten. Deshalb gehört ein breites Angebot an möglichst flexiblen Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen zu unseren wesentlichen Erfolgsfaktoren. Personal ist für uns als Logistikdienstleister Kernkompetenz.

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrer Branche?

Königstein: Entgegen ihrem öffentlichen Image bringt die Logistik viel mehr Innovationen hervor und zum Einsatz, als man denkt. Allein die prozessuale Idee, die hinter der digitalen Abwicklung einer Online-Bestellung steckt, die innerhalb von zwei Tagen vor der Haustür steht, ist ein hervorragendes Beispiel. Das funktioniert reibungslos, weil wir Logistikdienstleister bereits eine Vielzahl digitaler Prozesse mit unseren Kunden harmonisiert und an deren Systeme angebunden haben. Für uns beginnt Innovation aber schon viel früher: Beim Bau unserer Logistikimmobilien. Als Entwickler und Eigennutzer haben wir unsere 90-jährige Erfahrung in der Logistik ins Immobilienkonzept multicube einfließen lassen, das in puncto Nachhaltigkeit und Innovation neue Maßstäbe gesetzt hat. Dank des Multi-User-Ansatzes können wir die branchenspezifischen Anforderungen unserer Kunden individuell in der Immobilie abbilden. Schwankungen und plötzliche Auftragsspitzen können wir durch die flexible Flächenaufteilung auffangen und optimieren so die Flächenauslastung.

Was tun Sie, um den Anschluss nicht zu verlieren?

Königstein: Derzeit implementieren wir an unserem Standort in Monsheim, dem multicube rheinhessen, ein Pilotprojekt mit einer KI-Anwendung. Hier prüfen wir, inwiefern die Software automatisiert Steuerungsfunktionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Lager übernehmen kann. Im Betrieb können so große Effizienzgewinne realisiert werden. Hinsichtlich der Vielzahl an Daten, die im Laufe eines Logistikprozesses berücksichtigt werden müssen und ob der zunehmenden Dynamik und Komplexität durch den E-Commerce, kann es sich für Logistikdienstleister als entscheidender Wettbewerbsvorteil erweisen, sich auf einen intelligenten Algorithmus verlassen zu können. Wir arbeiten dabei eng mit einem jungen Unternehmen zusammen, das bereits Erfahrung mit Logistikdienstleistern sammeln konnte und daher ein großes Verständnis für unsere Prozesse mitbringt. Wir legen außerdem großen Wert auf regionales Engagement im Rahmen neuer Logistikansiedlungen. Unsere Partner und Stakeholder sollen spüren, dass wir langfristig denken und deshalb großen Wert auf Teilhabe und Mitwirken vor Ort legen.

Wie beeinflusst die Digitalisierung Ihr Unternehmen?

Königstein: Viele Prozesse, die jahrelang vom physischen Papier abhingen, sind in der Cloud deutlich besser aufgehoben, darin liegen die Daten in Echtzeit transparent ab und sind zu jeder Zeit abrufbar. In unseren Lkws kommen Telematiksysteme zum Einsatz, dank derer Tourenverlauf, Standortdaten sowie Lenk- und Ruhezeiten erfasst werden. Auch der logistische Prozess im Lager wird im zentralen Lagerverwaltungssystem abgebildet, von der Einlagerung, Kommissionierung bis zur Endkontrolle. So behalten wir selbst ständig den Überblick und bleiben auch unseren Kunden gegenüber aussagefähig. Außerdem erlauben die Aggregation und Verarbeitung immer größerer Datenmengen, bessere Vorhersagen zu treffen. Engpässe können rechtzeitig prognostiziert und durch alternative Lieferketten aufgefangen werden. Während der Coronapandemie hat sich für uns der Einsatz einer Virtual-Reality-Brille bewährt, dank derer wir unsere Partner virtuell mit auf die Logistikflächen nehmen konnten. So können wir die Prozesse live und remote vorführen, ohne dass zusätzliche Dienstreisen nötig sind.

In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitern und wie reagieren Sie darauf?

Königstein: Der Fachkräftemangel sowie die Personalverfügbarkeit sind in der Logistik ein wichtiges Thema. Die Problematik des Fahrermangels beispielsweise war zuletzt immer wieder in den Medien präsent. Prekäre Arbeitsbedingungen in europäischen Nachbarstaaten und fehlende Kontrolle befeuern die Negativschlagzeilen. Dabei wissen wir bei pfenning logistics, dass ohne unsere Fahrerinnen und Fahrernichts läuft. Deshalb setzen wir viel daran, ihren Arbeitsplatz so attraktiv wie möglich zu gestalten – das fängt schon bei der technischen Ausrüstung der Fahrerkabine an. Den Mitarbeitenden wird mit Wertschätzung begegnet und sie finden bei ihren Vorgesetzten stets ein offenes Ohr, auch für private Angelegenheiten. Natürlich muss der Lohn am Ende des Tages ebenfalls widerspiegeln, was für eine wertvolle Arbeit tags und nachts hinter dem Lenkrad geleistet wird. Mit unserem „Lkw-Logenplatz“ haben wir einen ansprechenden Online-Auftritt geschaffen, bei dem das Team zu Wort kommt und echte Einblicke in den Arbeitsalltag bei pfenning logistics geboten werden. Das kommt bei Bewerberinnen und Bewerbern super an.

Welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und Mitarbeiterzufriedenheit treffen Sie?

Königstein: Gutes Employer Branding fängt schon beim ersten Kontakt eines potenziellen Teammitglieds mit dem Unternehmen an, also bei der Stellenanzeige und im Bewerbungsprozess. Wir verwenden authentische und sympathische Motive, um einen angenehmen Eindruck von der Arbeitsatmosphäre zu vermitteln. Außerdem legen wir großen Wert darauf, dass der Bewerbungsprozess unkompliziert, digital und intuitiv abgebildet wird – denn so sehen wir uns und wollen auch so wahrgenommen werden. Faire Bezahlung, Wertschätzung und eine familiäre Unternehmenskultur, das wissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch hervorragende Arbeitsleistungen zu würdigen. Wir haben bei pfenning logistics einen großen Katalog an Fortbildungsoptionen, den wir im Rahmen der pfenning Academy anbieten. Quereinstiege sind genauso möglich wie Karrieren vom Auszubildenden zur Führungskraft, für uns zählt die Lust, sich aktiv einzubringen.

03.06.2022
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