Vordenker Porträt Westenergie
30.09.2022
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Zur Person

Katherina Reiche

ist seit 2020 Vorstandsvorsitzende bei Westenergie. Die Diplom-Chemikerin und ehemalige CDU-Politikerin war von 1998 bis 2015 Bundestagsabgeordnete. Von 2009 bis 2013 war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium und von 2013 bis 2015 im Verkehrsministerium.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business – der Motor für Wachstum?

Katherina Reiche: Westenergie ist ein Energiedienstleister und Infrastrukturanbieter. Mit unserer Tochtergesellschaft Westnetz planen und bauen wir die Netze für Strom, Gas, Wasser und Breitband im Westen Deutschlands. Damit sichern wir unter anderem die Versorgung von 7,5 Millionen Menschen auf einer Fläche von 51.000 Quadratkilometer – ein Gebiet größer als die Schweiz. Unsere Verteilnetze sind das Rückgrat der Energieversorgung. Sie sind die Grundlage für das Funktionieren unserer Wirtschaft, für das Funktionieren unserer Gesellschaft.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie aktuell und wie reagieren Sie darauf?

Reiche: Verschärfte Klimaziele, der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die gestiegenen Energiepreise. Das bringt die Entwicklungen der vergangenen Monate so ziemlich auf den Punkt. Die Herausforderungen für unsere Branche, aber auch für die Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland und Europa, könnten kaum größer sein. Unsere dringlichste Aufgabe ist es jetzt, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, vor allem die Versorgung mit Erdgas. Zusätzlich fordern uns weiterhin die Klimakrise und die Coronapandemie heraus. Mit der hohen Inflation, unterbrochenen Lieferketten und einer möglichen Rezession droht Deutschland der „perfekte Sturm“. Positiv ausgedrückt zeigt das aber auch: Derzeit kann man nur in wenigen Branchen so sinnstiftend arbeiten und anpacken wie im Kampf gegen die Klimakrise und für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung der Zukunft.

Wie bleiben Sie als Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie im Management, um das zu fördern?

Reiche: Wir leben in turbulenten Zeiten. Diese bergen neben allen Herausforderungen auch große Chancen. Ganz in diesem Sinne lauten die zentralen Themen unserer Unternehmensstrategie Wachstum, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Relevante Erfolgsfaktoren sind dabei Innovationen, kommunale Partnerschaften und eine konsequente Umsetzung unserer Investitionen in leistungsfähige, digitale Stromnetze sowie die Umrüstung unserer Gas- auf Wasserstoffnetze. Die Grundlage unseres Erfolges sind jedoch unsere Kolleginnen und Kollegen mit all ihrer Kompetenz, ihrem Engagement und ihrer Vielfalt. Um aus Ideen Innovationen und Produkte werden zu lassen, haben wir beispielsweise ein Innovations-Team, das auch schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Diese Form von Zusammenarbeit und Kultur gilt es zu stützen und zu stärken. Dafür braucht es auch gute Führung – für mehr Orientierung und Sicherheit.

Was ist die größte Stärke der Company?

Reiche: Unsere Stärken haben sich insbesondere in der schweren Flutkatastrophe im Juli 2022 gezeigt. Wochenlang waren Kolleginnen und Kollegen im Einsatz, um die beschädigte Energieinfrastruktur wieder aufzubauen und die Menschen in den betroffenen Gebieten beim Wiederaufbau zu unterstützen. Als Westenergie waren und sind wir der direkte Partner in der Krisenbewältigung für die Kommunen, für andere Unternehmen und vor allem für die Menschen vor Ort. Kolleginnen und Kollegen haben ihre Urlaube freiwillig abgebrochen und sind zurückgereist, um die schon im Fluteinsatz befindliche Mannschaft zu unterstützen. Dieser Zusammenhalt, die Solidarität war überwältigend und hat mich stark berührt.

Was tun Sie, um den technischen und digitalen Anschluss nicht zu verpassen?

Reiche: Unser oberstes Ziel ist die sichere und zuverlässige Versorgung der Menschen und Unternehmen in den Kommunen. Denn ohne Strom ist alles nichts. Mit unseren Verteilnetzen legen wir die Grundlage für eine sichere Stromversorgung. Und genau die wird zunehmend digital. Um erneuerbare Energien, Ladesäulen und Speicher in das Gesamtsystem zu integrieren, setzen wir bei Westenergie daher auf intelligente Netze. Und wir setzen auf das Know-how unserer Kolleginnen und Kollegen. Danach richten wir auch unser Angebot für die Aus- und Weiterbildung sowie für duale Studiengänge aus.

Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?

Reiche: Unsere Erfolgsfaktoren sind unsere Innovationskraft und Umsetzungsstärke. Der Startpunkt für jedes neue Produkt, für jedes neue Projekt, ist eine gute Idee. Ideen sind der Treibstoff für jedes innovative Unternehmen. Deshalb setzen wir auf unser internes Ideenmanagement. Hier arbeiten Ideengebende, Erfindende und Innovationsmanagement Hand in Hand – und so entwickeln sich aus kreativen Ideen und innovativen Erfindungen nachhaltige und fortschrittliche Lösungen für das Unternehmen und für die gesamte Energiebranche. Das wird sehr gut angenommen. 555 Ideen wurden 2021 von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingereicht. 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten zudem jeweils ein oder mehr Patente.

Und was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?

Reiche: Als Westenergie sind wir überzeugt, dass die Energiewende nur gemeinsam und auf Augenhöhe mit unseren kommunalen und wirtschaftlichen Partnern sowie Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger funktioniert. Deshalb setzen wir auf Projekte, die wir im Schulterschluss mit Kommunen, anderen Netzbetreibern, Unternehmen und engagierten Menschen vor Ort umsetzen. Egal, ob in der Strom-, Gas- oder Wasserversorgung, im Breitbandausbau oder beim Einsatz neuer Technologien und Produkte. Wichtig ist uns: Mit unseren Kundinnen und Kunden ins Gespräch zu kommen. Erst im Juni dieses Jahres haben wir daher unsere Partner zu unserem Stadtwerketag eingeladen, um die Herausforderungen und Chancen der Energie-, Wärme- und Mobilitätswende zu diskutieren und Lösung zu präsentieren.

Was tun Sie, um den Service für Ihre Kundinnen und Kunden zu verbessern?

Reiche: Um als Unternehmen zu wachsen und uns weiterzuentwickeln, schauen wir uns die Herausforderungen unserer Kundinnen und Kunden an und versuchen, Lösungen zu finden – individuell angepasst an die Bedürfnisse vor Ort. Denn auch wenn die großen Entscheidungen zur Energieversorgung der Zukunft in Berlin oder Brüssel getroffen werden, so liegt ihre Umsetzung viel mehr lokal. Hier wollen wir Ratgeber, Ideengeber und Lösungsanbieter sein – für Städte und Gemeinden, für Stadtwerke, für Unternehmen und für die Bürgerinnen und Bürger. Dazu gehört Wasserstoff als Alternative zu fossilen Energieträgern – grün, erneuerbar, industriell hergestellt und breit verteilt. Dazu gehören auch mehr regenerative Energien in unseren Netzen, mehr technische Effizienz und nachhaltige Mobilitätslösungen. Darüber hinaus investieren wir in die Digitalisierung – mit plattformbasierten Produkten und Glasfasernetzen.

Können Sie bitte anhand eines Beispiels benennen, wie Ihr Unternehmen Service lebt?

Reiche: Wir sind Netzwerker in doppelter Hinsicht. Zum einen stehen die Energienetze und Infrastrukturprojekte im Mittelpunkt unserer Arbeit. Zum anderen arbeiten wir an persönlichen Netzwerken. Das gilt für die Energiewende, die wir nur im Zusammenspiel mit der Industrie, den Städten und Kommunen, der Politik und jeder Bürgerin und jedem Bürger schaffen werden. In der aktuellen geopolitischen Situation brauchen wir Energiebrücken zwischen Unternehmen, zwischen Ländern, zwischen Kontinenten. Als E.ON haben wir diese geschlossen: eine Wasserstoffbrücke zwischen Australien und Europa. Wir wollen binnen weniger Jahre industriell hergestellten grünen Wasserstoff in bisher nicht gekannten Volumina nach Europa bringen.

Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Was bieten Sie aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden?

Reiche: Kaum eine Branche bietet so große und gute Zukunftsaussichten wie die erneuerbaren Energien. Zwölf Millionen Menschen arbeiten derzeit weltweit in diesem Bereich. Nach einem Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien IRENA steigt diese Zahl bis 2050 auf 43 Millionen. Und doch stehen wir genau hier vor einer großen Herausforderung: Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte. Die Arbeitsmarktzahlen sind aber besorgniserregend – vor allem, wenn man die Ziele dagegenhält, die sich die Bundesregierung beim Klimaschutz gesetzt hat. Deshalb haben wir bei Westenergie an unserer Arbeitgebermarke gearbeitet. Eine Marke, welche die Attraktivität unseres Unternehmens und unserer Branche zeigt, die junge, qualifizierte Menschen anspricht, die Vielfalt zeigt.

Vielfalt bedeutet für uns, dass wir einen Ort schaffen, an dem alle ihr Potenzial entfalten können. Eine Aktion, die uns als Team sehr stolz gemacht hat: Unsere Fotoausstellung „FEMME FACE – Frauen der Westenergie“. 51 Porträts zeigen Kolleginnen der Westenergie-Gruppe mit unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortungen im Unternehmen. 51 Porträts, die starke Frauen sichtbar machen. Denn starke Frauen sind Teil unserer Arbeitgebermarke, Teil unserer Vielfalt.

30.09.2022
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