Illustration zweier Frauen im Gespräch
09.11.2023    Jenny Gruner
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Laut einer Studie netzwerkt aktuell lediglich ein Viertel aller Arbeitnehmerinnen aktiv. Und nur 15 Prozent versucht, Kontakte mit Menschen zu knüpfen, die Personalentscheidungen treffen, um so vielleicht ihre Karriere voranzubringen. Doch warum ist das so?

Nun, zum einen hängen wir nach wie vor an unseren traditionellen Rollenbildern. Das heißt: „Frau und Karriere“ ist eher negativ in unseren Köpfen besetzt. Und wenn die Frau „bescheiden wie ein Veilchen“ sein soll, ist das mit dem Kontakteknüpfen meistens kaum in Einklang zu bringen.

Zum anderen trauen Frauen es sich teilweise selbst nicht zu. Wenn das Impostor-Syndrom an die Tür klopft, wird es mit dem eigenen Sales-Pitch schwierig. Das wiederum führt dazu, dass es weniger Vorbilder gibt, von denen eine Frau lernen kann, wie es geht. Und dann haben wir da noch die zeitliche Einschränkung. In Deutschland leisten Frauen etwa anderthalbmal so viel unbezahlte Care-Arbeit wie Männer. Zeit, die vielen Frauen fürs aktive Netzwerken fehlt. 

Wie geht Netzwerken überhaupt?

Dabei bietet Netzwerken jede Menge Vorteile. So können sich durch Kontakte neue berufliche Perspektiven, Weiterbildungen oder auch Mentorings ergeben. Über den Austausch von Know-how und Erfahrungen wächst der eigene Wissensschatz. Zudem erhöhen Netzwerke die eigene Sichtbarkeit durch Empfehlungen oder indem man sich und seine Arbeit präsentiert. Und zu guter Letzt fördert das Empowerment von Frauen auch die Gleichstellung. Es gibt also viele gute Gründe für Frauen, hier aktiv zu werden. 

Einfach zu einer Veranstaltung gehen, und dann wird das schon? Das ist eine Möglichkeit. Ein wenig Vorbereitung kann aber nicht schaden, und dabei helfen die folgenden Fragen: 

  • Was will ich erreichen? Weiterentwicklung, Wissensaustausch, Unterstützung – eine Frau sollte sich dessen bewusst sein, bevor sie losgeht. Ein klares Ziel hilft, den Fokus zu setzen und die richtigen Kontakte anzusprechen.
  • Wen brauche ich dazu? Welche Kontakte können helfen, diese Ziele zu erreichen? Der erste Schritt in diesem Fall ist, die nötigen Personen oder Gruppen zu identifizieren, die das eigene Thema bereits erreicht oder durchdrungen haben und mich unterstützen können. Hier gilt vor allem: Konzentration auf die richtigen Experten, statt wahllos zu streuen.
  • Wo treffe ich diese Personen? Nun gilt es, relevante Veranstaltungen, Konferenzen, Online-Plattformen oder Netzwerkgruppen zu recherchieren. Welche Plattformen nutzen Ihre Zielkontakte? 

Wenn diese Fragen beantwortet wurden, kann es losgehen. Wichtig dabei ist, immer authentisch zu bleiben, Interesse an anderen Menschen zu zeigen und eine Verbindung aufzubauen. Aktives Fragen und Zuhören wirken dabei wahre Wunder und zeigen eine gewisse Empathie.

Beziehungspflege ist das A und O. Das Sammeln vieler Kontakte reicht nicht aus. Es gilt, diese zu pflegen, und das heißt: aktiv bleiben und kontinuierlich Kontakt halten. So können regelmäßige Updates, Treffen auf Veranstal­tungen oder das Anbieten von Unterstützung gute Anknüpfungspunkte sein, um stetig im Gespräch zu bleiben. Ganz nach dem Motto: Eine (Frauen-)Hand wäscht die andere.

Netzwerke speziell für Frauen – Fluch oder Segen? 

Startet eine Frau mit dem Netzwerken, fällt dies unter Gleichgesinnten erst einmal leichter. Denn eine Gemeinschaft, deren Mitglieder sich gegenseitig ermutigen, stellt einen sicheren Raum dar, der emotionale Unterstützung bietet. Durch die gegenseitige Interaktion ist es einfacher, Ziele zu erreichen und die eigene Stimme zu erheben. Das wiederum steigert das Selbstvertrauen der Frauen.

Zudem bieten Frauennetzwerke Mentoring-Beziehungen, bei denen erfahrene Mitglieder den weniger erfahrenen mit Ratschlägen, Unterstützung und Anleitungen helfen können. Ebenso sind Workshops, Seminare oder Konferenzen zu Karrierethemen ein Bestandteil vieler Frauennetzwerke, sodass die Entwicklung der eigenen Laufbahn begleitet wird. Auch führt die gegenseitige Hilfe im Netzwerk zu mehr Sichtbarkeit und damit einhergehend zur Anerkennung der eigenen Leistung. Und zu guter Letzt geht es auch um geschäftliche und berufliche Chancen, denn durch das Knüpfen von Kontakten kommen Frauen an Jobangebote, neue Aufträge und Projekte.

Die Vorteile zeigen, dass eine unterstützende Umgebung in Form von Frauennetzwerken weiblichen Führungskräften und Angestellten hilft, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und erfolgreich zu sein. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Ein potenzieller Nachteil ist die Stigmatisierung dieser Netzwerke, da diese teilweise als unnötig oder kontraproduktiv abgewertet werden. Entsprechend wichtig ist es, den Zweck des Netzwerks eindeutig zu kommunizieren und Missverständnissen vorzubeugen.

Eigenschaften guter Netzwerkerinnen

Laut einer Studie von Inga Carboni, Professorin an der Raymond A. Mason School of Business in Williamsburg, Virginia/USA, weisen gute Networkerinnen vier Eigenschaften auf, die sie ans Ziel bringen.

Diese Frauen sind effizient und wissen, dass jedes Ja zu einer Aufgabe ein Nein zu einer anderen bedeutet. Und so delegieren sie Anfragen, streichen unwichtige Termine, straffen Meetings und reflektieren ausgiebig.

In der Zusammenarbeit mit anderen vertiefen sie die Beziehungen und steigern ihre Sichtbarkeit. Zudem gestalten sie ihre Beziehungen flexibel und legen bestehende Kontakte auf Eis, wenn die Zeit für neue Kontakte gebraucht wird, um neue Kompetenzen dazuzuholen.

Auch vernetzen sie sich mit Menschen aus anderen Bereichen, Regionen und Funktionen, um neues Wissen zu erlangen und somit innovativ zu sein und die eigene Karriere zu gestalten. Dafür überlegen sie regelmäßig, welche Kontakte und Führungskräfte in ihrem Netzwerk sein sollten. Und zu guter Letzt sind diese Frauen sehr energetisch und bringen sowohl kognitive wie emotionale Intelligenz mit.

Zur Person

Porträt von Jenny Gruner

Jenny Gruner

ist Director Global Marketing bei Hapag-Lloyd und DUP-Gastautorin

Kolumnen, Kommentare und Gastbeiträge auf DUP-magazin.de geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion.
09.11.2023    Jenny Gruner
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