Der S.A.R. Rescue-Timer von Mühle-Glashütte
25.10.2022    Arne Gottschalck
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Keine Frage: Diese Uhren sind absolut seetauglich. Der „S.A.R. Rescue-Timer“ von Mühle-Glashütte ist seit 20 Jahren auf den Schiffen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Einsatz. Kälte, Wind, starker Wellengang und Salzwasser – man sollte meinen, als Hersteller wünscht man sich ein einfacheres Umfeld für seine Uhren. Nicht so Thilo Mühle. Der Chef von Mühle-Glashütte – er führt das Unternehmen in fünfter Generation – vertraut auf die Robustheit und Langlebigkeit seiner Modelle.

Zur Person

Portrait des Geschäfsführers von Mühle-Glashütte Thilo Mühle.

Thilo Mühle

ist Geschäftsführer von Mühle-Glashütte. Er leitet das Familienunternehmen in fünfter Generation

Ein Modell, 20 Jahre: Hätten Sie gedacht, dass die Uhr so ein Dauerbrenner sein würde?

Thilo Mühle: Auf jeden Fall! Der „S.A.R. Rescue-Timer“ ist auch unabhängig von seinem Einsatz bei der DGzRS eine besondere Uhr, die hält, was sie verspricht. So ist sie nicht nur im täglichen Einsatz bei den Seenotrettern auf Nord- und Ostsee erprobt, sondern auch eine ebenso funktionale wie unverwechselbare Einsatzuhr und heute die Mühle-Uhr schlechthin.

Wie viele dieser Uhren haben Sie bisher verkauft?

Mühle: Den „S.A.R. Rescue-Timer“ haben wir im Februar 2002 vorgestellt. Seitdem hat er sich im Bordalltag der Seenotretter bewährt und vor allem auch einen festen Platz in den Herzen vieler Uhrenfans erobert. Kurz vor seinem 20. Geburtstag als Einsatzuhr wurde der 10.000. „S.A.R. Rescue-Timer“ gefertigt. Aktuell dürften also zwischen 10.000 und 11.000 Exemplare unserer Ikone gefertigt worden sein.

Welchen Anteil am Erfolg des Modells hat Credibility, also die Glaubwürdigkeit?

Mühle: Da der „S.A.R. Rescue-Timer“ seit 20 Jahren und auch weiterhin bei den Seenotrettern im Einsatz ist, hat dieses Modell natürlich eine sehr große Glaubwürdigkeit. Vor Kurzem habe ich beispielsweise eine Übergabe von einem ausscheidenden Vormann an seinen Nachfolger miterlebt: Er hat seinen „S.A.R. Rescue-Timer“ an den neuen Vormann übergeben. Die Uhr haben wir vorab natürlich aufgearbeitet.

Ist so ein erfolgreiches Modell für Sie als Unternehmer eher Lust – oder eine Last?

Mühle: Nur Lust! Denn der „S.A.R. Rescue-Timer“ hat sich seit seiner Vorstellung zu einer festen Größe in unserer Kollektion entwickelt und ist aufgrund seines einzigartigen Designs die Mühle-Ikone.

Ist die erste Uhr noch immer im Einsatz?

Mühle: Die ersten beiden „S.A.R. Rescue-Timer“ wurden im Februar 2002 in Rostock an zwei Vormänner übergeben, die inzwischen nicht mehr als Vorleute Dienst tun. Weiteres entzieht sich unserer Kenntnis.

Lässt sich so eine Idee wiederholen?

Mühle: Nein, zumindest eins zu eins lässt sich so eine Idee nicht wiederholen. Mit dem „S.A.R. Flieger-Chronographen“ und der „Seebataillon GMT“ haben wir zwar noch zwei Einsatzuhren in der Kollektion, die Entwicklung verläuft jedoch immer anders. Was wir bei der gemeinsamen Entwicklung des „S.A.R. Rescue-Timer“ mit den Seenotrettern gelernt haben, ist, dass man sehr genau auf die Anwender hören muss, wenn man eine solche Uhr entwickeln möchte. Nur dann ist das Ergebnis authentisch beziehungsweise kommt dann auch gut bei Uhrenfans an.

Welche Lehre ziehen Sie als Unternehmer daraus?

Mühle: Neben der Art, wie man eine Uhr im Rahmen einer Kooperation entwickelt, kommt es sehr auf den richtigen Kooperationspartner an. Wenn man einen Partner wie die Seenotretter an seiner Seite hat und für die gleichen Werte steht, kann eine Kooperation erfolgreich sein.

Wie hält man so eine Idee über all die Jahre frisch?

Mühle: Dabei sind drei Punkte von Bedeutung: Zum einen kann man die Uhr selbst durch kleine Verbesserungen, die aus den Erfahrungen der Anwender abgeleitet sind, wieder zum Thema machen. Zum anderen ist auch eine Sonderedition zu einem bestimmten Anlass eine schöne Möglichkeit – zum Beispiel der „S.A.R. Rescue-Timer 150 Jahre DGzRS“, den wir zum 150-jährigen Bestehen der Gesellschaft vorgestellt haben. Und schließlich schaffen das die Seenotretter durch ihre tägliche Arbeit.

Arbeit im stillen Kämmerlein allein ist es also nicht?

Mühle: Die Ideen kommen von beiden Seiten, da die Zusammenarbeit mit den Seenotrettern sich von Anfang an durch großes Vertrauen ausgezeichnet hat. So können wir jederzeit mit der Idee zu einer Sonderedition auf sie zukommen, während die Seenotretter mich darauf angesprochen haben, ihrem beschlussfassenden Gremium beizutreten.

Welche Rolle spielt „Form follows function“ für Sie?

Mühle: Dieser Grundsatz ist für uns sehr wichtig. Gerade bei der Entwicklung einer Einsatzuhr hören wir sehr genau auf die Anwender, die uns entsprechende Vorgaben machen. Aber auch generell zeichnen sich unsere Armbanduhren durch ihren starken Instrumentencharakter aus. Sie sind in erster Linie Präzisionsinstrumente zur Messung der Zeit und daher eher funktional und schnörkellos gestaltet. Dahinter steht ebenfalls der Grundsatz: Die Form folgt der Funktion.

Schauen wir 20 Jahre in die Zukunft: Wie sieht der „S.A.R. Rescue-Timer“ dann aus?

Mühle: In einer so schnelllebigen Zeit wie der heutigen möchte ich keine Prognosen für die kommenden 20 Jahre abgeben. Vielleicht ist ein Rückblick aber auch aussagekräftig: Denn der „S.A.R. Rescue-Timer“ ist in den letzten 20 Jahren bis auf kleinere Modifizierungen unverändert gefertigt worden. Da sich die Rettungsuhr weiter im Dienst bei den Seenotrettern befindet und dort einen genau definierten Zweck erfüllen muss, werden wohl auch künftige Anpassungen sehr moderat ausfallen, und die Wiedererkennbarkeit der Uhr wird erhalten bleiben.

25.10.2022    Arne Gottschalck
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