Teutonia-Uhr von Mühle Glashütte
27.12.2021    Arne Gottschalck
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Manche Dinge bleiben für spätere Generationen. Was dazu gehört? Technik und eine gute Verpackung, das Design. Beispiel gefällig? Der Porsche 911. Das charakteristische Räuspern des Motors – und eben der ikonische „Hüftschwung“ ohne Schnörkel. Oder aber der MR 20, der klar gezeichnete Freischwingersessel von Ludwig Mies van der Rohe. Nüchternes deutsches Design – made to last. 

Das ist auch gut so, findet Thilo Mühle. Er ist Geschäftsführer der Uhrenmanufaktur Mühle Glashütte. Dort fertigt man seit 2002 mit der „Teutonia“-Baureihe ein Modell, das ebenfalls ohne Bling-Bling auskommt. „Bei der Entwicklung der ‚Teutonia‘ wollten wir eine sportlich-elegante Uhr schaffen, die auch ein wenig deutsch ist beziehungsweise sich durch eine gute Funktionalität und Geradlinigkeit aus­zeichnet“, sagt Mühle. „Das beste Beispiel dafür sind die gerade angesetzten Bandanstöße des ,Teutonia‘-Gehäuses.“ Der Name ist bewusst gewählt: Es ist das lateinische Wort für Deutschland. 

Klare Kante

„Reduktion, Einfachheit und eine unglaubliche Ma­terial- und Verarbeitungskompetenz sind Themen, die das deutsche Design formal bestimmen und heute noch in der Beschreibung wunderbar funktionieren“, sagt Julia Kostial, Geschäftsführerin der Stiftung Deutsches Design Museum und Mitglied des Rats für Formgebung/German Design Council.

„Deutsches Design ist ernst gemeint, gut durchdacht – und sehr funktional. Dafür bekommen wir immer wieder international Respekt“, sagt Katja Rickert, Creative Director bei der Agentur Scholz & Volkmer. „Im Vergleich zu anderen Ländern ist deutsches Design vergleichsweise reduziert, was die Formensprache, Farbigkeit und so weiter angeht, also besonders auf das Wesentliche fokussiert.“

Uhren sollen die Zeit anzeigen. Punkt. Das bedeutet für Thilo Mühle: „Die Gestaltung der Zifferblätter nimmt dabei den größten Teil ein – vor allem weil wir uns als Hersteller von Zeit-Messinstrumenten verstehen und uns einer guten Ablesbarkeit be­sonders verpflichtet fühlen. Die Zeit soll man auf einer Mühle-Uhr immer auf den ersten Blick erkennen können.“ Klare Kante also statt diffuses Design.

Machtzentrum Mittelstand

Hinter dem Zifferblatt schlägt das Hightech-Herz. „Deutschland ist bekannt für hohe Ingenieurkunst und Qualität“, betont Kostial. „Dafür steht vor allem der deutsche Mittelstand – den es so übrigens in keinem anderen Land gibt. Technologiekompetenz gehört also zur deutschen Innovationslandschaft – ebenso wie die differenzierende Designhaltung.“

Und das gilt es, frisch zu halten: „Gutes Design wird eigentlich niemals alt. Gerade die ,Teutonia‘ ist ein zeitloser Klassiker, der sich nun bereits seit 2002 unverändert in unserer Kollektion findet“, sagt Mühle. „Indem man ein Produkt in Details und sehr behutsam an den Zeitgeschmack angleicht, kann man seine Gestaltung bei Bedarf jedoch aktuell halten. Da bedarf es nur leichter Veränderungen oder Weiterentwicklungen des Designs, das in seiner Grundaussage erhalten bleiben muss.“

So wie beim Sessel MR 20. So wie beim 911. Oder um es mit Ferdinand Alexander Porsche zu sagen: „Wenn man die Funktion einer Sache überdenkt, ergibt sich die Form manchmal wie von allein.“ Damit der Spagat zwischen dem schönen Schein und dem guten Sein klappt. Oder anders gesagt: Damit manche Dinge tatsächlich über Generationen bleiben.

27.12.2021    Arne Gottschalck
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