Illustration zum Thema Verlust der Arbeitskraft
06.05.2021    Thomas Soltau
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Der Verlust der Arbeitskraft ist ein unterschätztes Risiko. Wer seinen Versorgungsbedarf nicht erkennt und die Lücke nicht schließt, riskiert seine Existenzgrundlage. Etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland beziehen zurzeit eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen betrug sie 2019 durchschnittlich 835 Euro im Monat, so die Deutsche Rentenversicherung. Geht es nach Michael Rosch von der HDI Lebensversicherung AG, sollte das Bewusstsein für den Einkommensschutz gestärkt werden.

Zur Person

Michael Rosch von HDI

Michael Rosch

ist Leiter des Produktmanagements bei der
HDI Lebensver­sicherung AG. Er verantwortet unter anderem die Entwicklung und Einführung von Altersvorsorge­produkten sowie Berufs- und Erwerbsun­fähigkeitsver­-
sicherungen

Reicht die gesetzliche Erwerbsminderungsrente als Absicherung aus?

Michael Rosch: Die durchschnittliche gesetzliche Erwerbsminderungsrente liegt aktuell bei circa 800 Euro im Monat. Allerdings sind die Hürden für die Anerkennung sehr hoch. Die volle Rente wird nur gezahlt, wenn Personen aufgrund ihres Gesundheitszustands täglich weniger als drei Stunden arbeiten können. Meine Empfehlung: Kunden sollten rund 60 Prozent ihres Bruttoeinkommens absichern, damit sie ihren Lebensstandard halten können.

Wie hoch ist der Bevölkerungsanteil, der über eine private Absicherung der Arbeitskraft verfügt?

Rosch: Grob geschätzt haben 25 bis 30 Prozent der Berufstätigen einen Schutz gegen das Risiko, den eigenen Beruf nicht mehr ausüben zu können. Das ist recht überschaubar. Zudem wird die Höhe der Absicherung überschätzt. Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung – kurz BU – hat, verfügt nicht zwangsläufig über eine auskömmliche BU-Rente im Leistungsfall; diese sollte bestenfalls den Lebensstandard absichern. Zur BU zählen zum Beispiel auch Zusatzversicherungen – die BUZ – innerhalb einer Lebens- beziehungsweise Rentenversicherung. Häufig dient eine solche BUZ dazu, die Beitragszahlungen für die Altersvorsorge abzusichern. Das ist noch kein vollwertiger BU-Schutz. Eine bedarfsgerechte Absicherung bietet nur eine Rente bei Berufsunfähigkeit.

Bemerken Sie eine gewisse Müdigkeit in Sachen ­Vorsorge?

Rosch: Die Coronakrise hat aus unserer Sicht zu einem Umdenken geführt. Sie hat viele Menschen sensibilisiert und ihnen ihre Verletzlichkeit vor Augen geführt. 2020 konnten wir im Bereich Biometrie eine positive Entwicklung verzeichnen. Die Steigerung führen wir auf die Pandemie und die digitalen Beratungswege zurück. Wichtig ist eine kompetente Beratung, um den Bedarf zu erkennen und Versorgungslücken bedarfsgerecht zu schließen. Denn das Thema ist komplex und gehört in die fähigen Hände eines Vorsorgeexperten.

Welche Fehler sollten potenzielle Kundinnen und Kunden vermeiden, wenn sie eine BU abschließen?

Rosch: Erstens sollten Kunden bei der Auswahl des BU-Anbieters darauf achten, wie sich die Gesellschaft im Schadenfall verhält. Wie fair und transparent agiert der Versicherer? Unabhängige Ratingagenturen – zum Beispiel Morgen & Morgen, IVFP oder Franke und Bornberg – geben Orientierungshilfe. Sie bewerten ­Produktqualität und Leistungskraft der Versicherer. Zweitens sollten Kunden alle Gesundheitsfragen vollständig und wahrheitsgemäß beantworten. Wer zu lax handelt oder Vorerkrankungen bewusst verschweigt, riskiert seinen Versicherungsschutz.

In welchem Alter sollte die BU abgeschlossen werden?

Rosch: Prinzipiell so früh wie möglich. Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Kunden den BU-Schutz ohne Einschränkungen erhalten und die Beitragszahlung aufgrund des guten Gesundheitszustands gering ist. Die 18- bis 40-Jährigen sind die Kernzielzielgruppe, weil das gesamte Erwerbsleben noch vor ihnen liegt. Bis zur Rente werden sie mit ihrer Arbeitskraft über eine Million Euro an Einkommen erzielen. Und dieses Asset gilt es zu schützen – auch für den Fall, dass ihr Einkommen nur temporär wegfällt. Eine BU oder andere Formen der Arbeitskraftabsicherung sind immens wichtig.

06.05.2021    Thomas Soltau
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