Solaranlagen in Ghana – ein Projekt, das von frankly.green unterstützt wurde
19.08.2022    Mark Simon Wolf
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Die Kamera könne gern ausbleiben, sagt Valerie Muschik, Marketing-Managerin bei frankly.green, zu Beginn des Zoom-Gesprächs. Denn Calls ohne Bildübertragung seien nachhaltiger. Das ist das Stichwort von frankly.green: Nachhaltigkeit. Die Crowdinvesting-Plattform vermittelt Investments in grüne Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Entstanden aus einer Initiative der Frankfurt School of Finance & Management, wird frankly.green vom Bundesumweltministerium im ­Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Als Partner ist auch die sozial-ökologische GLS Bank beteiligt.

Zur Person

Valerie Muschik von frankly.green

Valerie Muschik

ist Marketing-Managerin bei frankly.green. Sie ist seit Oktober 2021 für die Plattform tätig

Zur Person

Torsten Becker von frankly.green

Torsten Becker

ist Operations-Manager bei frankly.green. Er hat die Plattform vor drei Jahren mitinitiiert. Im Bereich Klimafinanzierung und Nachhaltigkeit ist er seit 15 Jahren tätig

Warum heißt Ihre Crowdinvesting-Plattform frankly.green?

Torsten Becker: Frankly bedeutet so viel wie ehrlich und wahr – und beinhaltet die Anfangsbuchstaben von Frankfurt am Main, dem Sitz unseres Mutterkonzerns, der Frankfurt School of Finance & Management. In Kombination mit green hat das einfach perfekt zu unserem Purpose gepasst.

„Ein bisschen grün reicht frankly.green nicht“ – meinen Sie das mit Ihrem Purpose?

Valerie Muschik: Dieses Zitat zielt darauf ab, dass es bei uns kein Greenwashing gibt – was leider eher typisch für den Finanzsektor ist. Etwa im Fall von Fonds, die vorgeben, ihre Anlagen seien nachhaltig, während eigentlich das Gegenteil der Fall ist. Anlegerinnen und Anleger können nicht immer nachvollziehen, ob sie ihr Geld wirklich in grüne Werte investieren. Gleiches gilt auch für die Realwirtschaft, wo Nachhaltigkeit nicht selten als reines Marketinginstrumentarium missbraucht wird. Solche Mogelpackungen gibt es bei uns nicht. Wir lassen uns von den Unternehmen in umfassenden Prüfschritten belegen, ob und warum das Projekt einen positiven Effekt auf Umwelt und Menschen vor Ort hat. Haben wir Zweifel, beenden wir die Zusammenarbeit.

Wie läuft ein solcher Prüfungsvorgang ab?

Muschik: Externe lokale Partner geben uns Empfehlungen für potenzielle Kooperationen. Zusätzlich haben wir in Ländern wie Ghana Mitarbeitende, die zusammen mit Kolleginnen und Kollegen in Frankfurt potenziell interessante Projekte unserer Plausibilitätsprüfung unterziehen. Dabei kommt uns zugute, dass sowohl die Frankfurt School als auch die einzelnen Kolleginnen und Kollegen langjährige Erfahrung mit nachhaltigen Projekten in den betreffenden Ländern haben.

Die Prüfung ist kein einmaliger, sondern ein fortlaufender Prozess. Bei unserem Projekt Akwaaba Feeds in Ghana beispielsweise konnte die lokale Firma nach Kampagnenbeginn nicht mehr gewährleisten, dass die Produktion von nachhaltigem Tierfutter vollständig einer grünen Wertschöpfungskette untergeordnet bleibt. Über das vorzeitige Ende der Finan­zierungskampagne informieren wir transparent auf unserer Homepage. Und selbstverständlich haben alle Investorinnen und Investoren ihr Geld zurückbekommen. Wir wollen im Unterschied zu manchem ESG-Fonds transparent und tatsächlich nachhaltig sein.

Crowdinvesting fokussiert sich oft auf ein Projekt; Fonds sind diversifizierter. Ist frankly.green nur etwas für risikofreudige Anlegerinnen und Anleger?

Becker: Bei fast jedem Investment besteht das Risiko eines Totalverlusts, nicht nur beim Crowdinvesting. Wir vermitteln eine Art von Anlageform, in der sich Anlegerinnen und Anleger ihr eigenes Portfolio zusammenstellen können – über verschiedene Projekte auf unserer Plattform sowie auch über andere. Hier zählt ebenfalls der Diversifizierungsgedanke über verschiedene Länder, Sektoren oder Unternehmen – genau wie bei Fonds oder ETFs. Nur dass Investorinnen und Investoren bei Projekten von frankly.green bereits mit kleinen Beträgen ab 100 Euro einem nachweislich nachhaltigen Zweck dienen können – vor Ort im Investitionsland, aber auch indirekt hier bei uns.

Sie bieten eine Rendite von sechs bis sieben Prozent. Warum sollten Anlegerinnen und Anleger dann noch in Aktien investieren?

Becker: Nicht wir bieten sechs oder sieben Prozent, sondern der Emittent, also die Firma vor Ort. Wir sind als Plattform nur der Vermittler. Wir haben die Vision, dass Menschen auch mit sinnvollen grünen Investi­­tionen Geld verdienen können. Sollen dafür alle ihre Aktienportfolios auflösen? Natürlich nicht. Crowdinves­ting wird immer eine Beimischung sein. Damit allein werden wir nicht die Welt verändern, aber immerhin wird ein gewisser Teil nachhaltig sinnvoll investiert.

Wie wird die Rendite bestimmt?

Becker: Die Rendite spiegelt immer das Risiko des einzelnen Projekts wider. Bei unserer erfolgreich abgeschlossenen Kampagne Translight Solar in Ghana benötigte die lokale Firma vor Ort Geld, um Anschaffungskosten für Solaranlagen zu decken, die bei zwei Endkunden installiert wurden. Sind diese erst mal in Betrieb, sparen die Endkunden die Kosten für den teuren Netzstrom und können allein davon schon fast die monatlichen Leasingraten an Translight Solar leisten – welche wiederum die Darlehen unserer Investorinnen und Investoren teilweise tilgen. Wir prüfen die Machbarkeit im Vorfeld und legen alle Informationen zu einem Projekt auf unserer Homepage offen.

An wen richten sich die Crowdinvestments?

Muschik: Ich will nicht ausschließen, dass wir auch junge Menschen erreichen. Hier ist oft die Leidenschaft für Nachhaltigkeit vorhanden, aber der Wille oder das Wissen zum Investieren fehlt. Eher investieren jene in die Projekte, die schon Erfahrungen mit anderen Anlagen gemacht haben. Darunter finden sich mehr Männer als Frauen. Das würden wir gern ändern.

Das Projekt Translight Solar ist erfolgreich finanziert. Wie sieht es mit den anderen aus?

Becker: Bei unserer aktuellen Kampagne The Good Roll können Anlegerinnen und Anleger in ein Unter­neh­men in Ghana investieren, das nachhaltiges Toilettenpapier aus Bambus produziert. Wir haben eine gute Pipeline an Projekten und sind optimistisch, dass wir bis Ende 2022 bis zu drei weitere vollständig nachhaltige Projekte auf unsere Plattform bringen können, die der Crowd zum Investieren offenstehen.

19.08.2022    Mark Simon Wolf
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