Symbolbild mit Vater, der seinem Kind das Abheben an einem Geldautomaten von ING Deutschland zeigt.
03.02.2023
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Dass CEO Nick Jue auf der Bilanzpressekonferenz der ING Deutschland von einem „besonderen Jahr“ sprach, war angesichts der Herausforderungen der zurückliegenden Monate in 2022 recht milde ausgedrückt: Die durch Russlands Überfall auf die Ukraine im März bedingte Rückkehr des Krieges in Europa, eine teils zweistellige Inflation und generell makroökonomische Unsicherheiten hätten die Jahresbilanz der hundertprozentigen Tochter der niederländischen Bank ING durchaus negativ beeinflussen können. Doch dank eines starken zweiten Halbjahres, beflügelt durch höhere Zinseinnahmen und gestiegenen Kundeneinlagen, gelang der ING Deutschland ein Zinsergebnis von 2,25 Milliarden Euro – was im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent höher war. Profitiert hat die Bank dabei auch durch die Zinswende der Europäischen Zentralbank.

Gänzlich vermeidbar waren die Folgen des Ukraine-Krieges auf die Bilanz dann aber doch nicht. Mit 460 Millionen Euro war die Risikovorsorge 2022 mehr als viermal höher als 2021 (113 Millionen), was die Direktbank überwiegend auf potenzielle Kreditausfälle für Engagements mit Russlandbezug zurückführte. So lag der Vorsteuergewinn bei 1,04 Milliarden Euro – und damit minimal unter dem Vorjahresergebnis von 1,17 Milliarden Euro. Bei den Engagements handele es sich laut Risikochefin Sigrid Kozmiensky überwiegend um Exportfinanzierung. „Den Nettobestand haben wir inzwischen um rund 500 Millionen auf circa 900 Millionen Euro verringert. Außerdem machen wir keinerlei Neugeschäfte in Russland mehr“, ergänzte Kozmiensky.

„Goldene Marke“ soll fallen

Jue zeigte sich trotz des Gewinnrückgangs ob der schwierigen Umstände zufrieden und richtete den Blick bereits optimistisch in die Zukunft. Bis 2025 will die ING die goldene Marke von zehn Millionen Kundinnen und Kunden erreichen – aktuell liegt sie bei circa 9,1 Millionen. Der Ankündigung, die der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größter Privatbank bereits bei seinem Amtsantritt 2017 ausgegeben hatte und wegen des Niedrig- und Negativzinsumfelds revidieren musste, ließ er auch direkt Taten folgen – und verkündete: „Die Vorzeichen für das Bankgeschäft haben sich binnen weniger Monate grundlegend geändert. Damit unsere Kundinnen und Kunden zügig von der Zinswende profitieren, verdoppeln wir den Zins ab März für alle 7,5 Millionen Tagesgeldkonten auf 0,6 Prozent.“

Allen Neukunden verspricht die Bank sogar zwei Prozent Zinsen im ersten Jahr. „Wir haben mit unseren Sparzinsen im vergangenen Jahr früh Akzente gesetzt. Mit der Zinswende im Rücken wollen wir diesen Kurs fortsetzen und unsere Position im deutschen Bankenmarkt weiter ausbauen“, verkündete Jue weiter.

ING Deutschland: Wachstum bei Girokonten

Weiterhin festigte die ING ihre „Universalbank-Strategie“, was die Ausweitung des Angebots für Privat- und Unternehmenskunden meint und sich ebenfalls im „starken Ergebnis“ widerspiegele, erklärte ING-Finanzvorstand Norman Tambach. So stieg die Anzahl der Hausbankkunden, die neben dem Girokonto mit monatlichen Geldeingang mindestens ein weiteres Produkt der Bank nutzen, 2022 um 155.000 auf 2,41 Millionen. Bei den Girokonten legte die ING um 149.000 zu und führte 2022 somit 3,12 Millionen. Die Einlagen auf Sparprodukten und Girokonten bezifferte die ING auf 135 Millionen Euro (2021: 134 Mrd.). Wachstum ergab sich auch im Bereich der Wertpapiersparpläne, die sich auf insgesamt 1,6 Millionen Euro beliefen. Bei den Kundinnen und Kunden waren ETFs die gefragtesten Finanzprodukte.

03.02.2023
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