Scherenschnittfiguren von Frauen und Männern stehen sich gegenüber.
26.07.2021    Martin Hintze
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In Kürze:

  • Die Coronapandemie hat die Gleichberechtigung von Frauen weltweit um Jahrzehnte zurückgeworfen. Der Gender Pay Gap in Deutschland ist jedoch leicht gesunken.
  • Frauen sollten die Renditechancen an den Aktienmärkten nutzen, um ihre Rentenlücke zu schließen.
  • Studien zeigen: An der Börse sind Frauen häufig erfolgreicher, sie trauen sich aber seltener zu investieren.

135,6 Jahre: So lange dauert es, bis weltweit Gleichstellung zwischen Männern und Frauen in den Bereichen wirtschaftliche Teilhabe, Bildungsniveau, Gesundheit sowie politische Ermächtigung herrscht. Das geht aus dem Global Gender Gap Report 2021 hervor. Durch Corona habe sich die Zeit bis zur Gleichberechtigung um eine ganze Generation verlängert, schließlich arbeiten überproportional viele Frauen in besonders von der Pandemie betroffenen Sektoren wie dem Einzelhandel. Obendrein haben sie überwiegend die Kinderbetreuung gestemmt, die durch Schul- und Kita-Schließungen nötig wurde.

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In Deutschland ist die Lage nicht so ernüchternd wie der globale Wert suggeriert. Tatsächlich gab es zumindest in puncto monetärer Gleichstellung zuletzt eine leichte Verbesserung. Der „Gender Pay Gap“, also der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen, ist laut Statistischem Bundesamt 2020 minimal gesunken: von 19 Prozent im Vorjahr auf 18 Prozent. Auf den Brutto-Stundenlohn umgerechnet verdienen sie 4,16 Euro weniger. „Frauen müssen lernen, ihr Gehalt zu verhandeln. Das ist der größte Hebel“, sagt Anne Conelly, Gründerin des Finanzportals „herMoney“, im DUP Digital Business Talk.

Frauen bekommen 46 Prozent weniger Rente

Dass sich Frauen selten mit dem Thema Finanzen beschäftigen, lässt sich auch historisch begründen, argumentiert Conelly: „Frauen sind in der Geschichte immer vom Geld abgehalten worden. Zum Glück leisten Soziale Medien heute einen großen Beitrag für die Unabhängigkeit.“

Am Talk in der DUP Finance Week nahmen teil:

  • Jessica Schwarzer, Moderatorin, Journalistin und Autorin
  • Angelika Dehmel, Content Lead, BUX
  • Anne Connelly, Founder and Managing Director, Her Money
  • Petra Ruffini, Kundenbetreuerin Vermögensverwaltung bei DJE

Moderation: Fanny Rosenberg, verantwortliche Redakteurin Video-Journalismus, DUP UNTERNEHMER

Die immer noch riesigen Lohnunterschiede bergen große Gefahren: Frauen drohen finanziell abhängig von ihren Partnern zu werden. Zudem kann der „Gender Pay Gap“ zu einer „Gender Pension Gap“ anwachsen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bekommen Frauen im Schnitt 46 Prozent weniger Rente. Besonders bei Alleinstehenden ist das Risiko der Altersarmut groß. Obwohl sie besser ausgebildet und länger berufstätig waren als die Frauen der Generation vor ihnen, könnte knapp die Hälfte im Jahr 2036 unterhalb der Armutsgrenze leben.

Mit der richtigen Strategie starten

„Ganz grob kalkuliert liegt die Rentenlücke der Deutschen bei 500 bis 1500 Euro. Bei Männern sind es eher 500 Euro, bei Frauen eher 1500 Euro. Deswegen brauchen Frauen den Rendite-Turbo Aktien“, sagt DUP UNTERNEHMER-Kolumnistin und Buchautorin Jessica Schwarzer.

Doch wie sollten Frauen mit dem Investieren beginnen? „Einer der häufigsten Anfängerfehler besteht darin, ohne eine Strategie zu starten“, sagt Schwarzer. Dazu gehöre, sich grundlegendes Finanzwissen anzueignen und sich über die eignen Ziele und den Anlagehorizont im Klaren zu sein. „Wenn sich Frauen mit dem Thema Börse beschäftigen, tun sie das in der Regel sehr intensiv. Sie müssen sich dann aber auch trauen loszulegen“, sagt Petra Ruffini, Kundenbetreuerin beim Vermögensverwalter DJE.

„Bei Wirecard hat mich die Gier gepackt“

„Passive Investments wie ETF auf einen weltweit investierenden Aktienindex eignen sich auch für Anfängerinnen, weil sie das Kapital sehr breit streuen und die Gebühren niedrig sind“, sagt Angelika Dehmel, Content Lead beim Neobroker BUX.

Finanzautorin Schwarzer setzt auf zwei getrennte Depots: „Im Langfrist-Depot für die Altersvorsorge habe ich momentan acht ETF und eine Aktienquote von 80 Prozent. Das muss man aushalten können.“ Im zweiten Depot befinden sich Einzelaktien. „Das geht auch manchmal schief. Bei Wirecard beispielsweise hat mich die Gier gepackt“, sagt Schwarzer.

Studien zeigen, dass Frauen häufig die erfolgreicheren Investoren sind. „Auch im schwierigen Börsenjahr 2020 waren Frauen im Schnitt erfolgreicher“, sagt Ruffini. „Am Finanzmarkt gibt es Jäger und Sammler: Männer sind eher Renditejäger. Frauen sind Informationssammler, die leider oft vergessen zu punkten.“ Besonders wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit. „Das ist das Thema für Frauen. Sie wollen mit ihren Investments etwas Sinnvolles und moralisch Gutes tun“, sagt Conelly.

26.07.2021    Martin Hintze
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