Vordenker 2022: Stefan Geiselbrechtinger
31.03.2022
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Zur Person

Stefan Geiselbrechtinger

ist CEO der OPED Unternehmensgruppe und seit 1997 für das Unternehmen tätig. Am OPED-Hauptsitz in Valley, südlich von München, arbeiten rund 350 Mitarbeiter an innovativen Medizinprodukten, umfassenden Therapiekonzepten und neuen Impulsen für die Medizintechnik

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für Ihre Branche und Ihr Unternehmen?

Stefan Geiselbrechtinger: Aus meiner Sicht sind in der Gesundheitsbranche die gesetzlichen Regularien die größte Herausforderung. Immer mehr Gesetze und Vorschriften sowie lange Zulassungszeiten von neuen Hilfsmitteln in Deutschland fordern von Unternehmen einen langen Atem. Damit sind die Einstiegshürden in die Branche für Start-ups und deren erfrischenden Ideen fast unüberwindbar. Uns hilft dabei die internationale Aufstellung als Unternehmensgruppe, sowie die Erweiterung unserer Geschäftsfelder etwa im Sanitätshausbereich. Hier haben sie die Nähe zu Patientinnen und Patienten und können deren Probleme direkt lösen.

Rechnen Sie auch mit Angreifern aus anderen Branchen? Was tun Sie dagegen und wo sehen Sie Chancen?

Geiselbrechtinger: Angreifer kommen in der Regel nur dann, wenn es etwas zu erbeuten gibt. Unser deutsches Gesundheitswesen hat viel von der Innovationskraft vergangener Jahrzehnte verloren. Der Verwaltungsaufwand explodiert, Effizienzen sind längst alle ausgeschöpft, der Digitalisierungsgrad ist weit hinter denen anderer Länder, neue Geschäftsfelder kommen nicht in die Erstattung, Klinikketten integrieren nachgelagerte Leistungsbereiche. Auf welche Beute sollen Angreifer abzielen? Sie zielen eher nicht auf Geschäftsmodelle, aber sie werben Leistungsträger ab. Daher ist es meiner Meinung wichtig, Leistungsträger in der eigenen Firma zu halten, ihre Leistungsfähigkeit in der Patientenversorgung einzusetzen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzuentwickeln.

Was wird in der Zukunft über den Erfolg Ihres Unternehmens entscheiden?

Geiselbrechtinger: Sicherlich eine breite Aufstellung über mehrere Länder und dass wir nicht nur als Orthesen-Hersteller, sondern auch als Leistungserbringer tätigt sind, der Patientinnen und Patienten bis zur vollständigen Genesung begleitet. Zum einen durch die Versorgung mit hochwertigen, innovativen Produkten, zum anderen durch ganzheitliche Therapiekonzepte. Als zukunftsfähig sehen wir auch unsere Produktion und die Wiederaufbereitung unserer Orthesen in Deutschland. Wir werden dadurch ein Stück weit unabhängig von internationalen Zulieferern. In schwierigen Zeiten können wir gerade durch die Wiederaufbereitung Lieferengpässe überbrücken. Zudem sparen wir durch unsere Wiederaufbereitung CO2 ein und schonen damit die Umwelt. Im Jahr 2021 waren das immerhin 175 Tonnen.

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrem Geschäft? Nennen Sie bitte ein Beispiel, wie Sie die Innovationskultur fördern.

Geiselbrechtinger: Innovationen spielen bei uns eine große Rolle. Wir haben eine Entwicklungsabteilung und halten 21 Patente. Das erste innovative Produkt mit dem OPED seit 30 Jahren erfolgreich ist, ist der VACOped, eine Orthese zur Versorgung von Sprunggelenksverletzungen, die den in die Jahre gekommenen Gips ersetzen soll. Der Vorteil für Ärzte und Pflegepersonal ist die einfache Handhabung. Patienten können den VACOped immer wieder ab- und anlegen und an den individuelle Schwellungszustand anpassen, was einen hohen Komfort im Gegensatz zum Gips bedeutet. Zudem besitzt der VACOped im Gegensatz zu starrem Gips ein Gelenk, das eine Laufbewegung ermöglicht. Also eine Mobilisierung, bei der das Fußgelenk abgewinkelt werden kann. Studien beweisen, dass durch die Mobilisierung auch eine schnellere Genesung der Patienten erfolgt. Durch entsprechendes Feedback wissen wir, wo wir unsere Produkte noch verbessern können und arbeiten kontinuierlich daran. Diese Feedbacks betreffen sowohl den Tragekomfort als auch die Handhabung. Zusätzlich arbeiten wir mit Ärztinnen und Ärzten sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit zusammen, um auf die medizinischen Anforderungen einzugehen. Innovation spielt aber nicht nur in der Produktentwicklung eine Rolle, sondern wir entwickeln vermehrt digitale Lösungen, die die Patienten bei ihrer Rehabilitation unterstützen sollen.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Digitalisierung? Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz und was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?

Geiselbrechtinger: E-Rezept und digitale Gesundheitsanwendungen gibt es bereits auf dem Markt. Wir stärken unser Unternehmen vermehrt mit digitalen Lösungen, wir bieten etwa mit Orthelligent einen Sensor an, um die Rehabilitation von Patienten nach Knieverletzungen und bei anderen Erkrankungen, die zu einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit der Beine führen, zu unterstützen. Eine dazugehörige App leitet verschiedene Bewegungsübungen und -tests an. Der Sensor erfasst Bewegungsparameter, die App analysiert diese, wertet sie aus und gibt dem Patienten, dem behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten direktes Feedback zum individuellen Heilungs- und Rehabilitationsverlauf. Zukünftig möchten wir digitale Gesundheitsanwendungen anbieten, um Patienten bis zur vollständigen Genesung optimal zu begleiten. Hierzu haben wir eine Abteilung ins Leben gerufen, die sich nur mit solchen Themen beschäftigt.

In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitern?

Geiselbrechtinger: Durch das stetige Wachstum und neue Innovationen haben wir über alle Bereiche einen großen Bedarf an neuen Mitarbeitenden. Bereits im ersten Quartal 2022 haben wir 21 freie Stellen ausgeschrieben. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist, im Kontakt mit Bewerberinnen und Bewerbern zu sein. Viele neue OPEDianer kommen über Empfehlungen von Kolleginnen und Kollegen zu uns. Und das passiert ganz aus eigener Motivation, nicht durch finanzielle Anreize. Zudem haben sich über 300 Bewerbende über unseren Job Alert mit uns vernetzt.

Nennen Sie uns drei Gründe, warum im „War for Talents“ die Besten zu Ihnen kommen?

Geiselbrechtinger: Bewerberinnen und Bewerber schauen genau hin, ob sie sich mit ihrem Arbeitgeber identifizieren können. Die Medizintechnikbranche hat hier in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen – und das gepaart mit unserer Innovationsfähigkeit ist ein entscheidendes Argument für Talente, zu uns zu kommen. Unsere neuen Vakanzen rund um den Bereich digitale Gesundheitsanwendungen konnten wir in kürzester Zeit besetzen. Wir sind flexibel und bieten mit unserem Work-Life-Benefitprogramm „Mix it“ einen hohen Gestaltungsspielraum, erwarten jedoch auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Sowohl für neue als auch für langjährig bestehende Arbeitsverhältnisse. OPED bietet ein Mitarbeiter-Beteiligungsprogramm an, in dem die Angestellten Anteile am Unternehmen erwerben können. Dadurch ist die Belegschaft zu rund 30 Prozent Miteigentümer von OPED und direkt an dessen Erfolg beteiligt.

Welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und -zufriedenheit treffen Sie?

Geiselbrechtinger: Wir bieten einen hohen Gestaltungsspielraum, jeder kann sich einbringen. Auch hier kommt wieder unser variables Work-Life-Balance-Programm zum Tragen. Zum Beispiel können ohne Zustimmung der Führungskraft zusätzlich zu unseren 30 Urlaubstagen bis zu 26 Urlaubstage „on Top“ in Anspruch genommen werden, Sabbaticals sind unbürokratisch möglich oder auch das Sportprogramm ist durch unser betriebliches Gesundheitsmanagement inklusive. Firmenbike und Firmenwagen sind ebenso für alle zugänglich. Flexibles zeitliches und örtliches Arbeiten haben wir schon vor Corona in die Verantwortung der Mitarbeitenden gegeben. Sie wissen am besten, wann sie wie und wo die beste Leistung erbringen. Nicht in jedem Bereich ist diese Flexibilität möglich – etwa in der Produktion – jedoch gibt es auch hier attraktive Arbeitsmodelle. Urlaub oder auch die Verteilung der Arbeitszeit können die Produktionskollegen selbstverantwortlich untereinander abstimmen. Weiterbildungen werden ebenfalls angeboten. Unsere Personalentwicklung begleitet sie dabei in allen Belangen des persönlichen, methodischen oder fachlichen Lernens. Als sicherer Arbeitgeber wächst und entwickelt sich OPED stetig weiter. Das bietet auch den Mitarbeitenden neue Herausforderungen und Chancen innerhalb des Konzerns.

31.03.2022
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