Dr. Weißenberger bei einem Paneltalk zum Thema Krebstherapie
15.12.2023    Patrick Wessel
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Krebs bleibt eine der herausforderndsten und komplexesten Krankheiten unserer Zeit. Dennoch haben bahnbrechende Entdeckungen und innovative Technologien die Fähigkeit zur Diagnose und Behandlung von Krebserkrankten revolutioniert. Das betont auch Dr. Christian Weißenberger, einer der führenden Krebsexperten Deutschlands. Er war Teil verschiedener Forschungsgruppen zu Strahlenreaktionen, Therapiemethoden und Tumoren. Seine Expertise besteht in der Behandlung verschiedener Krebsarten und Krankheiten durch Strahlentherapie. Dabei setzt er sich für patientenorientierte, individuelle Therapien ein, die auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen abgestimmt sind. Beim BIG BANG HEALTH-Festival gab er einen Ausblick zum Forschungsstand bezüglich neuer Behandlungsmethoden und kritisierte, dass der Datenschutz in Deutschland auch ein Hindernis bei Behandlungen darstelle.

Fortschritte bei der Krebstherapie

Die Fortschritte, welche die Krebsbehandlung in jüngster Vergangenheit verändert hätten, seien laut Weißenberger „bahnbrechend“. Er erklärt: „In der Hämato-Onkologie scheint es so gut wie wöchentlich neue Erkenntnisse zu geben. Neue wirksame Substanzen werden bei der Behandlung von Tumoren wie Karzinomen und Melanomen eingesetzt. Das hätten wir uns vor 20 Jahren nicht zu träumen gewagt.“ Ein Schlüsselaspekt der Fortschritte besteht in der genauen Untersuchung des Genoms, der veränderten DNA des Tumors, um so seine Schwachstellen zu klassifizieren. Dies ermöglicht maßgeschneiderte Therapien. „Inzwischen kennen wir Verfahren, bei denen das Genom genau untersucht wird und somit die Erbauslegung und die Klassifikation einzelner Tumore festgestellt werden kann“, so Weißenberger. Auch die Behandlung durch Strahlentherapie habe sich laut dem Experten verbessert. „Mittlerweile haben wir die Möglichkeit, die Krebszellen zielgenauer zu bestrahlen und somit weniger Nebenwirkungen erzeugen.“

Allerdings stehen den Fortschritten in der Krebsbehandlung in Deutschland noch große Hindernisse im Weg. Vor allem sei es der Datenschutz, der oft zu unnötiger Bürokratie führe. „Durch die Datenschutzgesetze werden Behandlungen und Krebstherapien unnötig verkompliziert. Früher war es möglich, Unterlagen der Patientinnen und Patienten anzufordern, um somit eine genaue Vorbereitung zu gewährleisten. Heute muss die Oma aus dem Hotzenwald extra in der Praxis erscheinen, eine Unterschrift leisten und gegebenenfalls wiederkommen, wenn ein neuer Befund auftritt. Solche Schleifen stiften nur Verwirrung und verunsichern die Patientinnen und Patienten.“

Hindernisse in Deutschland

Laut Weißenberger besteht in der Finanzierung des Gesundheitswesens ein weiteres Hindernis. Im Vergleich befindet sich Deutschlands Entwicklung bezüglich moderner Technologien im Rückstand. Als Beispiel nennt er die Anwendungen des vielversprechenden PET-/CT-Verfahrens (Positronen-Emissions-Tomo- grafie) bei der Krebsbehandlung: „Die modernsten Behandlungsmethoden bringen hohe Kosten mit sich. Aktuell übernehmen die Krankenkassen jedoch nur die Mindestkosten und versuchen, überall Geld einzusparen. Das drängt den Menschen aus dem Mittelpunkt der Behandlung.“ Weißenberger betont: „Die Politik, Ärzte und Verwaltungen müssen umdenken. Bei der Krebsbehandlung ist viel Sensibilität nötig, und die Bedürfnisse der Erkrankten sollten an erster Stelle stehen.“ Laut Weißenberger stehen einer optimalen Behandlung der Krebspatientinnen und-patienten sowohl der Datenschutz als auch die Form der Finanzierung des Gesundheitswesens im Weg.

Zur Person

Dr. med. Christian Weißenberger

ist Leiter des Zentrums für Strahlentherapie Freiburg

15.12.2023    Patrick Wessel
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