Vordenker Portrait retailsolutions Philipp Rohe
20.06.2022    Holger Reher
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Zur Person

Philipp Rohe

ist einer der drei Gründer der retailsolutions AG, die als Spin-off der SAP AG entstanden ist. Als geschäftsführender Gesellschafter verantwortet er heute die Bereiche Vertrieb und Marketing. Rohe studierte Gießereitechnik in Duisburg sowie Wirtschaftsingenieurwesen in Mannheim und Ludwigshafen. Seinen beruflichen Werdegang startete er 1995 als Controller bei der Mercedes Benz AG.

Wie haben sich Ergebnis und Umsatz in den letzten drei Jahren von 2019 bis 2021 entwickelt?

Philipp Rohe: Wir konnten unseren Umsatz in den letzten 3 Jahren moderat steigern. Im Ergebnis sind wir dabei stabil auf gleicher Höhe geblieben, da wir massiv in die notwendige Digitalisierung unseres Unternehmens investiert haben.

Was ist Ihr Erfolgsrezept? Was ist der Motor für Ihr Wachstum?

Rohe: Basis unseres Erfolges ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Kunden auf Augenhöhe. Wir haben uns von Anfang an gezielt auf SAP Implementierungs-Dienstleistungen spezialisiert und dabei unseren Fokus fast ausschließlich auf den Einzel- und Großhandel gerichtet. Dadurch konnten wir in diesem Bereich eine außergewöhnliche Expertise aufbauen, die uns stark von anderen Implementierungshäusern abhebt. Mit vielen unserer Kunden verbindet uns so eine langjährige strategische Partnerschaft, worauf wir besonders stolz sind.  Eine Win-Win-Situation, bei der auch wir von den Geschäftsentwicklungen unserer Kunden profitieren.

Wie sieht Ihre Digitalisierungsstrategie aus?

Rohe: Gerade als innovatives IT-Unternehmen steht die Digitalisierung bei uns ganz oben auf der Agenda. Wir haben unsere Mitarbeiter von Anfang an mit den richtigen Technologien ausgestattet um flexibel und nicht an einen bestimmten Ort gebunden, zu arbeiten.

Davon konnten wir in der jüngsten Vergangenheit mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie deutlich profitieren. Während wir unsere Projekte vorher größtenteils bei unseren Kunden vor Ort durchgeführt haben, konnten wir, als dies in der Form plötzlich nicht mehr möglich war, innerhalb kürzester Zeit auf andere Arbeitsmethoden ausweichen, ohne dass die Qualität unserer Arbeit darunter leidet. Obwohl nach wie vor der persönliche Austausch immens wichtig ist, sind wir doch sehr stolz darauf, dass wir mit unserer digitalen Infrastruktur und interaktiven Kommunikationsmitteln einige große Projekte nahezu komplett remote durchführen konnten.

Aber auch im physischen Miteinander haben wir die Digitalisierung vorangetrieben. So haben wir Anfang 2019 in ein neues Gebäude investiert, das die Möglichkeiten eines hybriden Arbeitens optimal unterstützt. Neben Investitionen in umweltfreundliche Gebäudetechnik haben wir unsere Räumlichkeiten so geschaffen, dass sie durch ihre Konzeption das kreative Arbeiten unterstützen. Aufgrund der Ausstattung mit modernstem Equipment, können Meetings auch virtuell, intern wie extern, völlig unabhängig von der Location der Teilnehmer abgehalten werden.

Was macht Ihr Unternehmen bei Kunden besonders erfolgreich?

Rohe: Wir arbeiten sowohl in- als auch extern auf Augenhöhe und stimmen unsere Services eng mit den Bedürfnissen unserer Kunden ab. Aufgrund unserer Spezialisierung auf den Handel können wir unsere Kunden in allen Sparten, vom LEH bis hin zum speziellen Fachhandel, optimal unterstützen. Dabei hilft uns auch die gute Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Software, welche wir implementieren. retailsolutions ist bei der Gründung aus einem Spin-Off der SAP hervorgegangen und von dieser engen Verbindung, die seitdem unsere Partnerschaft prägt, profitieren wir und damit auch unsere Kunden. Bis heute.

Welche Rolle spielt Service in Ihrem Business?

Rohe: Da wir zu 90% Services anbieten, spielt dieser eine entscheidende Rolle in unserem Business. Dabei ist uns besonders die ganzheitliche Betreuung unserer Kunden von Anfang bis zum Ende wichtig. Unser Angebot reicht von der strategischen Beratung über die erfolgreiche Implementierung der passenden IT-Lösung. Aber auch nach erfolgreich abgeschlossenen Projekten bieten wir Wartung & Support der IT-Systeme an und sind rund um die Uhr für unsere Kunden erreichbar.

Was tun Sie, um den Service zu verbessern?

Rohe: Wir arbeiten in einem sehr volatilen Umfeld, da der Handel sich stets an die Umwelt anpassen muss. So spielt auch die Digitalisierung in dieser Branche eine entscheidende Rolle. Aber auch die Bedürfnisse der Kunden, die sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder geändert haben, sind von großer Bedeutung und müssen entsprechend berücksichtigt werden. Somit müssen wir uns permanent weiterbilden und „en vogue“ bleiben, um unsere Dienstleistungen den ständigen Neuerungen anzupassen. So fließen die aktuellen Trends rund um Technologien wie Cloud, Verarbeitung von Massendaten & die Mobilität, aber auch Themen wie Kundenbindung & -fokussierung und das Einkaufen im Sinne von „no Line“ in unsere Serviceangebote ein.

Nennen Sie ein Beispiel wie Ihr Unternehmen Service lebt?

Rohe: Viele unserer Kunden sind von den klassischen „on premise“-Anwendungen auf dem Weg in die Cloud. Dies bedingt eine Erweiterung unserer Dienstleistungen in andere Bereiche der Technologie. Wir haben dort massiv ausgebildet und neu eingestellt, um unsere Kunden bei ihrer Transformation zu unterstützen und in diesem wandelnden Markt weiterhin sehr gute Services anbieten zu können.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung beim Service?

Rohe: Eine sehr große Rolle. Als Anbieter von SW-Implementierungen sind wir mitten in der Digitalisierung und leben diese auch in den Prozessen unserer Unternehmung und das auch nicht erst seit Corona. Nichtsdestotrotz haben wir in den letzten Jahren noch stärker in die Digitalisierung investiert – immer mit dem Ziel, die Services für unsere Kunden zu verbessern und natürlich auch, um interne Abläufe zu beschleunigen und abzusichern.

Was tun Sie, um eine Service-Kultur zu etablieren/zu verbessern?

Rohe: Wir leben die Service-Kultur in unserem Unternehmen. Durch flache Hierarchien zeigen wir allen Mitarbeitern auf allen Ebenen, dass jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin auch ein Dienstleister ist – vom Vorstand bis zum Praktikanten. Durch Weiterbildung und Vorleben dieser Gedanken versuchen wir, diese Service-Kultur ständig zu verbessern, ohne jedoch – und das ist wichtig – in eine Art der Aufopferung zu gleiten.

Stärken und Schwächen: Was ist die größte Stärke der Company?

Rohe: Pragmatismus und Flexibilität zeichnen uns aus. Dies ist gelebte Praxis und wird von allen Mitarbeitern auch eingefordert. So haben die Mitarbeiter eine große Entscheidungsfreiheit in ihrem Arbeiten. Diese Selbständigkeit fördert sowohl die Motivation und Identifikation mit der eigenen Tätigkeit als auch die Möglichkeit, sehr schnell und individuell auf Kundenbedürfnisse zu reagieren.

Trauen Sie sich, eine Schwäche preiszugeben?

Rohe: Wir sind ein mittelständiges Unternehmen und können nicht allen Marktströmungen direkt folgen. Wir versuchen, technologisch immer nah am Markt zu sein, können aber keine eigenen Forschungsabteilungen betreiben. Durch unseren engen Kontakt mit unseren Kunden kennen wir die Herausforderungen der Branche aber trotzdem sehr genau. Oft entstehen dadurch im Sinne von win-win zusammen mit unseren Kunden innovative Ideen und Projekte, um diese neuen Herausforderungen zu meistern und weit vorne mit dabei zu sein.

Was ist Ihr größtes Learning aus der Corona-Krise für Ihr Unternehmen?

Rohe: Nichts wird grundlegend anders – die direkte & physische Kommunikation braucht es weiterhin. Jeder hat unter der Isolation gelitten. Aufgrund der jetzt flächendeckenden Digitalisierungsbemühungen hat sich aber auch gezeigt, dass kollaboratives Arbeiten auch aus dem Homeoffice möglich ist – zumindest in unserer Branche.

Was sehen Sie die Zukunft der Arbeit?

Rohe: Wir können unseren Mitarbeitern deutlich mehr Flexibilität bieten. Das reicht vom Arbeitsort über die Arbeitsmittel bis hin zu den Arbeitszeiten. Somit können in unserer Branche, welche in der Vergangenheit eine hohe Reisetätigkeit erfordert hat, Möglichkeiten geschaffen werden, dem Lebenszyklus der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gerecht zu werden – und zwar dann, wenn man sie braucht. Das schafft Mitarbeiterbindung und sichert den Erhalt von wichtigem Knowhow in unserer Unternehmung.

20.06.2022    Holger Reher
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