Ein Haus wird unter die Lupe genommen.
25.11.2021    Arne Gottschalck
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Die Kleinen sind für Carl Otto Schill ganz groß. Unter anderem, weil kleine und mittelständische Unternehmen oft übersehen werden von den Großinvestoren mit ihrem traditionellen Fokus auf Dax & Co. Schill ist Gründer und Geschäftsführer der Value Partnership Management und vor allem Fondsberater des Selection Value Partnership.

Zur Person

Carl Otto Schill

Carl Otto Schill

ist Fondsberater des Selection Value Partnership-Fonds (ISIN DE000A14UV37) und dort schwerpunktmäßig für die Anlagestrategie verantwortlich. Außerdem ist er Geschäftsführer von Value Partnership Management. Der promovierte Betriebswirt hat zuvor eine Industrie-Karriere hingelegt.

Sie investieren im europäischen Small- und Midcap-Bereich. Wie sieht es da mit den Bewertungen aus?

Carl Otto Schill: Bei den europäischen Small- und Mid-Cap-Unternehmen kann man in der Regel von deutlich günstigeren Bewertungen ausgehen als bei den großen Börsenwerten. Die meisten kleinen Unternehmen befinden sich noch unter dem Radar des Kapitalmarktes. Sie sind zu uninteressant für größere institutionelle Investoren und das Research der Banken, da diese kaum Geschäft mit ihnen macht können. Die mangelnde Beobachtung führt dann öfter zu Fehlbewertungen durch die Börse, die für uns attraktive Investitionsmöglichkeiten eröffnet.

Lässt sich in dem Bereich ebenso einfach ein Streuungseffekt erzielen wie mit Bluechips?

Schill: Der Dax enthält 40 Unternehmen und der Eurostoxx 50. Bei den europäischen Small- und Mid Caps sprechen wir von rund 5000 Unternehmen. Wir haben also eine viel größere Auswahl und können durch die fokussierten Geschäftsmodelle der Unternehmen auch viel besser diversifizieren.

Wie lange halten Sie Aktien in der Regel?

Schill: Bei 25 bis 30 Werten im Fonds kaufen und verkaufen wir vier bis sechs Unternehmen im Jahr, so dass die durchschnittliche Haltedauer gut fünf Jahre beträgt. Dabei dürfen wir nur in Unternehmen mit einer hohen Sicherheitsmarge investieren, also eine von uns errechnete Unterbewertung von mindestens 30 Prozent. Verkaufen müssen wir, wenn die Sicherheitsmarge abgebaut ist.

Charlie Munger, kongenialer Investment-Partner von Warren Buffett, sagte einmal: Kein intelligenter Pilot kommt ohne Checkliste aus. Was steht bei Ihnen ganz oben auf der Checkliste, wenn es um die Anlageentscheidung geht?

Schill: Im abschließenden Bewertungsprozess einer Aktie haben wir eine Fein-Screening-Checkliste mit gut 100 Punkten aus fünf Bereichen. Eindeutig im Mittelpunkt steht dabei die Qualität des Geschäftsmodells mit seinen Wettbewerbsvorteilen. Denn nur wenn ein Unternehmen nachhaltige Wettbewerbsvorteile hat, kann es langfristig profitabel wachsen und ist damit für uns interessant.

Wie stark lässt sich das derzeit populäre Thema Innovationen mit so einem Fonds spielen? Immerhin gibt es Studien, die besagen, dass KMUs etwa gegenüber der Blockchain eher skeptisch eingestellt sind.

Schill: In unserem Segment der börsennotierten Small- und Mid-Cap-Unternehmen sehen wir ein hohes Innovationspotenzial, dass unserer Meinung nach deutlich ausgeprägter ist als bei den etablierten Großunternehmen. Die meisten unserer Beteiligungen wachsen dabei durch ihre Innovationen. Sei es, dass sie mit Produktinnovationen ihren Markt besser durchdringen, neue Märkte erschließen oder durch Prozessinnovationen ihre Wertschöpfung rationalisieren und damit wettbewerbsfähiger werden.

Laut Unterlagen spielt Nachhaltigkeit für Sie eine Rolle – ist es angedacht, sich in Richtung Impact Investing weiterzuentwickeln?

Schill: Seit Gründung des Fonds im Jahr 2015 ist Nachhaltigkeit für uns von großer Bedeutung. Wir sind als ESG Artikel-8-Fonds eingruppiert und lassen unsere Beteiligungen auch extern zertifizieren. In dem Zusammenhang fällt auf, dass sich viele Small- und Mid-Cap-Unternehmen mit der einschlägigen Regulatorik noch sehr schwertun. Sie haben eben nicht die Ressourcen, um sich extern entsprechend professionell darzustellen, auch wenn ihr Geschäftsmodell nachhaltig ist. Da haben wir mit dem Management immer wieder Gespräche geführt und Ratschläge gegeben. Auch mussten wir uns schon von einer Beteiligung trennen, da sich die Geschäftspolitik in die falsche Richtung bewegt hat.

25.11.2021    Arne Gottschalck
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