Textilunternehmerin aus Ecuador: Mithilfe eines Mikrokredits produziert Carmiña López Gesichtsmasken
06.05.2021    Martin Hintze
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Afrika und Corona – eine „tickende Zeitbombe“, mahnt die Welt­hungerhilfe. Denn auch auf dem afrikanischen Kontinent stiegen zuletzt die Covid-Infektionszahlen. Zugleich dürfte die Dunkelziffer merklich höher als in den Vereinigten Staaten oder Europa ausfallen, denn es fehlt an Test- und Laborkapazitäten. „Der Gesundheitssektor in Subsahara-Afrika ist unterbesetzt und mangelhaft ausgestattet, die Datengrundlage ist deshalb unzureichend“, analysiert die Welthungerhilfe.
Hinzu kommt, dass die Bevölkerung Afrikas viel anfälliger für Pandemien ist. Menschen, die ohnehin bereits in Armut leben, leiden häufig unter Mangelernährung und sind chronisch krank. Schwere Covid-Krankheitsverläufe können häufiger zum Tod führen.

Die Ärmsten leiden am längsten

Lateinamerika hat die Pandemie schon voll zu spüren bekommen. Dass sich Nationen wie Brasilien oder Ecuador nach der Krise schnell erholen, gilt als unwahrscheinlich. Wo Ausgangsbeschränkungen erlassen werden, wirken sie sich verheerend auf die Einkommen der Ärmsten aus. Sie haben keine Jobs, die sie im Homeoffice erledigen können. Von sozialen Absicherungssystemen können sie nur träumen. Immer mehr Menschen drohen in absolute Armut zu fallen. Die Zahl der Menschen, die unter akutem Hunger leiden, könnte sich laut Welternährungsorganisation durch die Coronapandemie fast verdoppeln.

„Die ärmsten Länder werden am längsten unter den Folgen der Coronapandemie leiden“, resümiert die Weltbank. Ihr Präsident David Malpass warnte vor einem „verlorenen Jahrzehnt“. Die Wachstumsraten dürften bis zum Ende der 2020er-Jahre im Durchschnitt aller Entwicklungsländer um einen ganzen Prozentpunkt niedriger ausfallen als vor der Pandemie prognostiziert. Bereits im Frühjahr 2020 beschlossen die 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) ein Schuldenmoratorium. Aber das umfasst nicht den tiefroten Privatsektor.

Soziale Rendite

Doch es gibt auch private Institutionen, die sich bemühen, die Folgen der Coronakrise zu lindern. „Wir haben über 100 Partnern Zahlungsaufschub für ausstehende Kre­dite gewährt“, sagt Dr. Imke Schulte, Leiterin der deutschen Geschäftsstelle von Oikocredit.

Die Genossenschaft ist auf die Finanzierung von sozialen Unternehmen spezialisiert. Ihr Ziel: verantwortungsvoll und sozial wirksam zu investieren. Seit 1975 vergibt sie unter anderem Kredite an Mi­kro­finanzinstitute, die Kleinstunternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern finanzieren. Zudem hat Oikocredit einen Coronavirus-Solidaritätsfonds ins Leben gerufen, um vor Ort beispielsweise die Anschaffung von Schutz­ausrüstung und Hygieneartikeln zu ermöglichen.

Anleger können bei Oikocredit investieren, indem sie Genossenschaftsanteile zeichnen. In den letzten Jahren lag die ­Dividende bei ein bis zwei Prozent. 2019 wurde sie ausgesetzt; auch für 2020 ist keine zu erwarten. „Oikocredit ist finanziell stabil aufgestellt. Wir sind beeindruckt vom anhaltenden Engagement unserer Anleger“, sagt Schulte. „Gerade jetzt ist solidarisches Investieren wichtiger denn je.“

06.05.2021    Martin Hintze
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