Eine Ärztin arbeitet in einem Labor
24.08.2020    Ulrike Maris
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Die Biotechnologiebranche forscht an weit mehr Krankheitsbildern als nur an Covid-19. So konnten etwa auf dem Gebiet der seltenen ­erblich bedingten Erkrankungen große Fortschritte erzielt werden. Dennoch war es laut Daniel Koller, Leiter der Investmentgesellschaft BB Biotech, die Coronapandemie, die dem Sektor neben einem Imagegewinn auch hohe Mittelzuflüsse bescherte.

Zur Person

Ein Portrait von Dr. Daniel Koller

Dr. Daniel Koller

ist seit 2004 bei Bellevue Asset Management tätig und leitet seit 2010 das Investment-Management-Team der BB Biotech AG. Der promovierte Biotechnologe war zuvor bei equity4life AM und als Analyst bei UBS Warburg

Wie haben sich BioTech-Unternehmen während des Crashs geschlagen?

Daniel Koller: Das Gesundheitswesen und insbesondere der Biotechnologiesektor haben an Bedeutung gewonnen. Dank ihrer Innovationsfähigkeit konnten viele Firmen im Wettlauf um Medikamente und Impfstoffe gegen ­Covid-19 eine führende Rolle einnehmen und dadurch einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Im zweiten Quartal gab es erstmals seit etwa fünf Jahren nachhaltige Kapitalzuflüsse in den BioTech-Sektor. Das kam nicht nur Unternehmen zugute, die an Produkten gegen das Coronavirus arbeiten. Der gesamte Sektor – und damit auch unser Beteiligungsportfolio – hat davon zusätzlichen Auftrieb bekommen. So konnte der Nasdaq-Biotechnology-Index seit Jahresbeginn bis zuletzt zweistellig zulegen.

An Impfstoffen oder Medikamenten zur Bekämpfung der Pandemie arbeiten nur einzelne BioTech-Unternehmen. Warum nutzt das der gesamten Branche?

Koller: Gelingt es, die Coronapandemie dauerhaft zu beseitigen, wird breitenwirksam sichtbar, dass medizinische Innovation in ihrer Gesamtheit eine große gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Relevanz hat. Davon werden langfristig sowohl der Gesundheits- wie auch der BioTech-Sektor profitieren. Die Mehrheit der Unternehmen, die an der Bekämpfung des Covid-19-Virus arbeiten, haben verkündet, dass sie den Zugang zu ihren Produkten als oberste Priorität setzen, nicht die Gewinnmaximierung. Das An­sehen des Sektors hat in den letzten Jahren teilweise in der Öffentlichkeit gelitten, denn Themen wie hohe Medikamentenpreise sind intensiv debattiert worden.

Sie sind mit Ihrer Investmentgesellschaft vor allem in kleine und mittlere Unternehmen investiert. Warum?

Koller: Höchste Priorität hat für uns das langfristige Erreichen der Zielrendite von 15 Prozent im Jahr. Large Caps erzielen nicht mehr das dafür erforderliche Umsatz- und Gewinnwachstum. Zudem fokussieren wir uns seit einiger Zeit vermehrt auf neuartige Technologien wie zell- und genbasierte Produkte. Dort sind vor allem kleinere und mittlere Gesellschaften aktiv. Wir sind überzeugt, dass kleinere Firmen besser und erfolgreicher neue Produkte und Plattformen entwickeln. Knapp die Hälfte aller Zulassungen kommt aus kleinen Laboren. Die Herausforderung bei BioTech-Investments liegt darin, die wissenschaftlichen Neuig­keiten und Risiken der medizinischen und klinischen Entwicklungen richtig einzuschätzen. Darum ist es sehr wichtig, ein über Indikationsgebiete, Reifegrad und Marktkapitalisierung diversifiziertes Portfolio zu konstruieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln.

24.08.2020    Ulrike Maris
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