DUB Video Call mit Cornelia Poletto
01.07.2020    Annika Schneid
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Thomas Eilrich, Chefredakteur des DUB UNTERNEHMER-Magazins, sprach mit:

Zwangsschließungen, Adresslisten, Mindestabstand – Corona hat die Gastronomie besonders hart getroffen. Wie geht es Restaurantbetreibern jetzt?

Die vergangenen Wochen machen Mut, denn sie haben gezeigt: der Bedarf ist da. „Die Resonanz ist sehr groß. Meine Gäste freuen sich, wieder Gastronomie erleben zu dürfen, sich verwöhnen zu lassen und sich ohne Angst in den Restaurants zu bewegen“, sagt Poletto. Dennoch seien die Schritte zurück in den Betrieb hart gewesen. Hygienevorschriften und Registrierung der Gäste seien noch immer ein großes Thema. Während Corona habe man kreativ werden und neue Standbeine finden müssen. Beispielsweise habe Poletto, als Ersatz für eine ausgefallene Veranstaltung, Rezepte entwickelt und sie den Teilnehmern zukommen lassen. Diese konnten die Zutaten dann einkaufen und im Anschluss live mit der Köchin ausprobieren.

In welche Richtung sich die Gastronomie zukünftig bewegen muss, darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig: Wer zukunftsfähig bleiben will, der muss an nachhaltigen Konzepten arbeiten.„Corona zeigt: wer nicht nachhaltig ist, geht Risiken ein“, sagt Dr. Andreas Reinhold von der SIGNAL IDUNA Gruppe. „Die Ausbreitung des Corona-Virus war getrieben durch weltweite Lieferketten und ein nicht nachhaltiges Reisevolumen.“

Nachhaltige Konzepte zu etablieren ist häufig mit hohen Kosten verbunden. Warum sollten Gastronomen diese Investition dennoch tätigen?

Kleine Stellschrauben können schon sehr hilfreich sein, sagt EUREF-Vorstand Reinhard Müller. Beispielsweise spart eine einfache LED-Lampe jährlich über 20 Euro, wenn sie täglich drei Stunden leuchtet“, so Müller. Auch Kühlschränke mit der höchsten Energieeffizienzklasse könnten sich durch den geringeren Stromverbrauch im Vergleich zum älteren Modell bereits innerhalb eines Jahres wieder amortisieren.

Dass nachhaltiges Unternehmertum realisierbar ist, zeigt Müller täglich auf dem EUREF Campus in Berlin. In dem über fünf Hektar großen Stadtquartier arbeiten Globalplayer und Start-Ups partnerschaftlich an innovativen Ideen für die Energiewende. Der Campus selbst erreicht mit Technologien, wie beispielsweise einem Blockheizkraftwerk, bereits seit 2014 die Klimaziele der Bundesregierung für das Jahr 2050.

Für Müller ist Nachhaltigkeit ein ganzheitliches Konzept, das auch die Gastronomie betrifft. „Wir glauben an den Slogan: gesundes Essen für gute Arbeit`“, sagt er. Poletto ergänzt: „Auch für den Konsumenten ist Nachhaltigkeit entscheidend. Als ich damals meine Ausbildung gemacht habe, war es das Größte zu Silvester weißen Spargel zu essen, jetzt stehen lokale Produkte im Vordergrund. Luxus wird heute anders definiert als früher“.

Um neue Konzepte entwickeln und der Krise standzuhalten zu können, hofften viele Gastronomen in den vergangenen Wochen auf ihre Betriebsschließungsversicherung – vergebens. War alles nur ein Missverständnis?

Diese Versicherung sei vor der Corona-Pandemie für einen ganz anderen Zweck gedacht gewesen, sagt Müller. „Eigentlich dient sie dazu, Betriebe abzusichern, die beispielsweise wegen einer Salmonelleninfektion oder dem Norovirus geschlossen werden.  Mit einer Situation, in der 80-90 Prozent der versicherten Betriebe geschlossen sind, haben wir einfach nicht gerechnet.“ Deswegen seien Pandemien im Vorfeld auch nicht in den Versicherungsleistungen enthalten gewesen.

Wie viele andere Versicherer entschied sich die SIGNAL IDUNA, der bayrischen Lösung zu folgen. Sie sieht vor, dass Versicherer zwischen zehn und 15 Prozent des vereinbarten Tagesatzes übernehmen. „Wir haben in diesem Jahr etwa das Hundertfache dessen ausgeschüttet, was wir normalerweise in der Betriebsschließungsversicherung einnehmen“, sagt Müller.

Und nach Corona? Wie sollen Gastronomen sich zukünftig absichern? Spielt Nachhaltigkeit dabei eine Rolle?

„Die SIGNAL IDUNA hat, wie die meisten der Branche, die Betriebsschließungsversicherung erst einmal fürs Neugeschäft geschlossen, um zu sehen, wie sich die Lage entwickelt“, sagt Müller. Derzeit sei man dabei, Konzepte zu entwickeln, die einen klar abgegrenzten Versicherungsschutz bieten. Konzepte, die dabei nachhaltiges Verhalten von Gastronomen belohnen würden, habe er noch nicht gesehen, aber das sei eine Lösung, die man tatsächlich aufgreifen könne. Denn: „Die Umwelt freut sich.“

01.07.2020    Annika Schneid
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