Illustration: Arzt auf einem Handy Bildschirm als Symbol für Digitale Gesundheit
15.12.2023    David Matusiewicz
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Computerprogramme können das eigene Foto mit Tausenden von Hautkrebsbildern in einer Datenbank vergleichen und so immer treffsicherer unauffällige Befunde von echten Verdachtsfällen unterscheiden, die dann tatsächlich zum Arzt führen. Ein anderes Beispiel: Du kannst nicht schlafen! Während dir heute dein Hausarzt ein Schlafmittel verschreibt, kannst du schon ein digitales Therapeutikum per App auf Rezept bekommen, das dir verhaltenstherapeutisch genauso gut hilft wie ein Therapeut. Und das auf Kosten jeder gesetzlichen Krankenkasse! Chemie war gestern, Bits und Bytes sind heute.

Erstmal Dr. Google fragen

Um den smarten Patienten zu erkennen, reicht ein bewusster Blick in die Gegenwart. Dieser nutzt meist als Erstes Dr. Google, bevor er einen Arzt sieht. Und so ist heute nicht selten schon der normale Arztbesuch bereits die Zweitmeinung. Termine werden online gebucht oder Ärzte direkt telemedizinisch über das Internet aufgesucht.

An den Handgelenken trägt der smarte Patient eine Smartwatch, die seine Gesundheit im Blick hat und ihn im Alltag auffordert, tief einzuatmen oder noch einen weiteren Bewegungsring auf der Apple Watch zu schließen. Andere tragen Sensorringe, die ihnen sagen, wie gut sie geschlafen haben. Der smarte Patient nutzt Meditations-Apps, um paradoxerweise dem stressigen digitalen Alltag zu entfliehen. Er vergleicht und bewertet Arztpraxen, Krankenhäuser, Altenheime und stellt die Frage nach dem WLAN-Code immer häufiger. Der smarte Patient ist sich bewusst, was es heute für Möglichkeiten gibt, sich über Gesundheit zu informieren und sich selbst ein Bild zu machen.

Der smarte Patient stimmt mit den Füßen ab

Eine Entwicklung, die sich nicht aufhalten lässt. Der smarte Patient stimmt mit den Füßen ab und läuft dahin, wo er die besten Informationen bekommt – das kann der Arzt um die Ecke oder der im Internet sein. Dieser steht heute an der Schwelle eines Gesundheitssystems, das sich derzeit neu erfindet und in dem in den nächsten Jahren mehr passieren wird als in den vergangenen Jahrzehnten. Und das ist großartig.

Das Smartphone dient ihm dabei unter anderem als Kompass und wichtigstes Instrument–von der Prävention über die Diagnose und Therapie bis hin zur Nachsorge – in einem bislang selbstverwalteten und um sich selbst kreisenden Gesundheitswesen. Zum ersten Mal in der Geschichte hat der Patient nun die Möglichkeit, sich wichtige Informationen selbst zu beschaffen, seine eigenen Gesundheitsdaten zu verwalten und sich eigenständig durch das für ihn transparent gewordene Gesundheitssystem zu manövrieren. Und zwar wann immer er will. Die Nutzung von Gesundheitsdaten ist ein Grundrecht des Menschen.

Zur Person

Professor David Matusiewicz von der FOM Hochschule

David Matusiewicz

ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule.
Seit 2015 verantwortet er dort als Dekan den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und ist einer der renommiertesten Experten für Digital Health in Deutschland.

Kolumnen, Kommentare und Gastbeiträge auf DUP-magazin.de geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion.
15.12.2023    David Matusiewicz
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