Strandzunge von North Captiva Island
09.09.2022    Stefan Westendorp
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Dieser Moment fühlt sich einfach gut an. Abends, kurz bevor die Sonne untergeht, versammeln sich Einheimische und Urlauber am Pier von Fort Myers Beach, um unseren wichtigsten Stern für die Nacht zu verabschieden. Und zum Dank für die erfolgreiche Tagesarbeit der Sonne brandet Applaus auf. Ein Happening, das Lust auf mehr macht.

Die Sonne spielt eine zentrale Rolle im „The Sunshine State“ Florida. Hier am Golf von Mexiko ticken die Uhren jedoch seit jeher anders als im extrovertierten Miami an der Ostküste. Als vor gut zwei Jahren die Pandemie die Welt erfasste, bekam das anfangs auch „Fort Myers – Islands, Beaches & Neighborhoods“ zu spüren, wie die Region seit einem Rebranding 2022 offiziell heißt. Doch sie erholte sich schnell. „Bei den Besucherzahlen verzeichnen wir seit April 2021 monatlich neue Rekorde“, sagt Touris­mus­direktorin Tamara Pigott.

Beeindruckendes Comeback von Fort Myers

Erst waren es die Amerikaner, die Fort Myers touristisch wieder Leben einhauchten. „Denn wir haben hier Natur, Weite und so gut wie keine Einschränkungen“, verrät Pigott. Jetzt kehren auch Europäer zurück. „75 Prozent der Deutschen bevorzugen, in Florida zu uns zu kommen“, schätzt sie. „Für sie sind wir das Epizen­trum Floridas.“ Vor allem Sanibel und Captiva Island mit ihrer Urprünglichkeit haben es vielen angetan.

Dorthin zu fahren ist wie eine Reise in eine andere Welt. Kein Haus darf höher sein als die Palmen am Strand. Und so dominieren Cottages und kleinere ­Hotels das Bild. Hotelketten? Fehlanzeige. Das gilt auch für Fast-Food-Restaurants, Leucht­reklame und Ampeln. 30 Meilen Höchstgeschwindigkeit gelten durchgehend auf den Inseln. Gelebte Entschleunigung.

Das Muschelparadies

Muscheln hingegen gibt es zuhauf, in allen Formen und Farben. Was einer einzigartigen geologischen Gegebenheit geschuldet ist: Florida ist der aus dem Wasser ragende Teil einer Plattform, die fast 100 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, rund 160 Kilometer von der Küste entfernt. Von da zieht es die Muscheln im Winter in wärmere Gebiete an der Küste. Sanibel Island liegt mitten in der Strömung, bekommt die Muscheln ab. Und so wundert es nicht, dass dort das einzige Muschel­museum der westlichen Erdhalbkugel zu finden ist.

Seine Stellung verdankt Fort Myers übrigens nicht zuletzt zwei großen Erfindern: Thomas Alva Edison und Henry Ford entdeckten das Klima und die Schönheit im Westen Floridas einst für sich, schlugen hier ihre Winterquartiere auf. Heute stehen ihre Häuser Besuchern offen – neun Gebäude auf 80.000 Quadratmeter Land, Meerblick inklusive.

Sie kamen aber nicht nur als Gäste, sondern auch als Macher. So brachte Edison die Elektrizität nach Fort Myers und ließ mehr als 2.000 Königspalmen pflanzen. Diese säumen bis heute den McGregor Boulevard auf 25 Kilometer ­Länge, was Fort Myers zur „City of Palms“ werden ließ. Edison und Ford erfanden viel. Doch mit Fort Myers gelang ihnen sicher die schönste Entdeckung.

09.09.2022    Stefan Westendorp
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