Blick auf den Strand und die Skyline von Dubai, eine beliebte Location für Longstay
16.11.2022    Lisa Reschka
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Nach zwei schweren Jahren mit pandemiebedingten Verlusten gehören Reiseanbieter jetzt scheinbar zu den Gewinnern der Energiekrise. Denn: Langzeiturlaub liegt voll im Trend. Bei einer Aktion von TUI buchten Kundinnen und Kunden kürzlich im Schnitt knapp 25 Nächte und gaben 2.258 Euro pro Person für die Reise aus. In der Spitze blieben die Reisenden sogar bis zu 63 Nächte am Urlaubsort.

„Mit den neuen Möglichkeiten des Homeoffices und flexiblen Arbeitszeitmodellen hat der Trend Workation eine ganz neue Klientel geschaffen“, sagt Stefan Baumert, Vorsitzender der Geschäftsführung von TUI Deutschland. „Alles in allem könnte das Segment der Langzeit- und Workation-Urlauber bei uns schon bald die Schwelle von 100.000 überschreiten.“

Longstay ist nicht nur was für Rentner

Viele Menschen wollen sich in den kommenden Monaten einen längeren Urlaub gönnen. Am besten da, wo es wärmer ist – und keine dicke Rechnung fürs Heizen droht. Reiseanbieter nutzen die Gunst der Stunde und locken mit attraktiven Angeboten. Im Fokus stehen dabei zunächst Rentner sowie Freiberufler, für die ein Longstay – die geläufigere Bezeichnung ist Langzeiturlaub – kein Problem darstellt.

Aber der Workation-Trend zeigt: Solche Angebote kommen zunehmend auch für Angestellte infrage, die sowieso seit Pandemiebeginn im Frühjahr 2020 regelmäßig oder gar dauerhaft im Homeoffice arbeiten.

Für Longstay mit Workation die richtigen Rahmenbedingungen schaffen

Doch wer während des Urlaubs arbeiten möchte, sollte unbedingt darauf achten, dass dafür die nötige Infrastruktur vorhanden ist. Den Laptop am Strand aufzuklappen klingt zwar verlockend, ist ohne Internetverbindung und Energieversorgung aber kaum zielführend. Zahlreiche Hotels bieten inzwischen gut ausgestattete Arbeitsplätze mit einer stabilen Internetverbindung und teils sogar Zubehör wie Drucker auf dem eigenen Zimmer.

Wichtig ist darüber hinaus, sich vor der Buchung mit dem Arbeitgeber abzustimmen, ob überhaupt die Option besteht, für längere Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Denn aus arbeitsrechtlicher Sicht gilt: Selbst wenn die Möglichkeit zu Fernarbeit – also zu Remote Work oder Homeoffice – bereits vertraglich geregelt ist, inkludiert das keine Workation im Ausland. Homeoffice- oder Remote-Work-Vereinbarungen gelten nur solange, wie sich der Arbeitnehmende in Deutschland aufhält.

Und auch in puncto Besteuerung und Sozialversicherung gibt es einiges zu beachten. Denn je nach Dauer und Ort des Auslandsaufenthalts können zusätzliche Abgaben an die Finanzbehörde des Gastlands fällig werden beziehungsweise eine Sozialversicherungspflicht im Ausland bestehen.

Die Wahl des richtigen Ziels

Da sich der Longstay häufig nicht einfach gegenfinanzieren lässt, sollte man seinen Trip früh buchen. Dabei gilt es unter anderem auf folgendes zu achten:

  • Je weiter weg das Domizil liegt, desto teurer wird es.
  • Auf die Zeitzone achten. Oder wollen Sie mitten in der Nacht aufstehen, um an einem Meeting teilzunehmen?
  • Das Saisonende nicht unterschätzen. In zahlreichen Urlaubsregionen rund ums Mittelmeer schließen viele Hotels über den Winter; Charterflüge sind dann ebenfalls nicht mehr verfügbar.
  • Zeiten mit hoher Nachfrage meiden. Besonders rund um Weihnachten und Silvester sind Destinationen wie Madeira oder die Malediven schnell ausgebucht.

Sonne tanken im Emirat

Eine der Destinationen, in denen sich diverse Anbieter bereits auf die Bedürfnisse von Longstay- und Workation-Interessenten eingestellt haben, ist Dubai.

Das „25hours Hotel One Central“ im Financial District lockt mit allerlei Annehmlichkeiten für den Longstay. So sind zum Beispiel die tägliche Nutzung von Schindelhauer Bikes inklusive sowie die eines MINI Cooper zweimal im Monat. Das „Bedouin“-Zimmer in dem stylischen Haus startet ab 12.000 AED (VAE-Dirham) pro Monat, umgerechnet etwa 3.300 Euro. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: 25 Prozent Discount gibt’s im Restaurant und Biergarten „Ernst“.

Neben dem 25hours bietet Rove gleich neun Hotels in Dubai. Hier starten die Preise je nach Haus und Lage bei 3.999 AED („At The Park“), etwa 1.100 Euro für 30 Tage. Und auf Food und Beverage gewährt Rove 30 Prozent Nachlass.

Auch Europa hat im Winter was zu bieten 

Wer den Kontinent nicht verlassen möchte, wird auch in Europa fündig. In Griechenland zum Beispiel. Dafür setzt sich Attika Reisen aus München sogar beim Tourismusminister ein. Auf Longstay winken nicht nur bis zu 50 Prozent Ersparnis, sondern auch das Eintauchen in die griechische Kultur – fast gänzlich ohne Touristen.

In gut ausgestatteten Häusern der Viersterneklasse wie den „Marnos Green Luxury Villas“ zum Beispiel gibt’s 45 Nächte vom 1. Februar bis 18. März 2023 in einer „Junior Villa“ für zwei Personen inklusive Flug ab/bis München (via Athen) für knapp 6.000 Euro.

Auf der Deutschen Lieblingsinsel Mallorca bieten sich zahlreiche Fincas als alternatives Zuhause an. Allein der führende Anbieter Fincallorca hat über 400 Häuser, die sich auf der Website über den Filter „Langzeitmiete“ leicht finden lassen. Angebote gibt es auf Anfrage individuell. Man sollte dabei aber darauf achten, wie die Energiekosten berechnet werden.

Longstay in den Bergen?

Auch Big Player wie Marriott mischen im Longstay-Business mit. Ab sieben Tagen werden hier aktuell 25 Prozent Discount auf den regulären Zimmerpreis gewährt. Spannend: Das gilt nicht nur für Marriott- Häuser, sondern auch für Marken wie Sheraton, Moxy, Autograph Collection – in unglaublich vielen Ländern und Städten, darunter Sevilla, Kairo und Istanbul.

Für Apartments stehen die „Adagio Aparthotels“. Aufenthalte bis zu vier Monaten können online gebucht werden – bis zu 40 Prozent günstiger. Zu den Zielen zählen Rom, Nizza, Malta und 28 Häuser allein in Paris.

Und wer nicht auf Wärme im Winter steht, der könnte sich mit Reith im Tiroler Alpachtal anfreunden. Dort ist in den „Hygna Chalets“ zwar Longstay nicht die Regel; eines der Chalets war aber gerade zwei Monate durchgebucht. Haben wir zumindest gehört…

Lohnt sich jetzt ein Arbeitsurlaub im Süden, um Geld zu sparen?

Wer in den Süden fliegen möchte, um den steigenden Energiekosten hierzulade zu entfliehen, hat bei den Destinationen also die Qual der Wahl. Aber: Ganz so einfach ist die Rechnung Heiz- gegen Urlaubskosten nicht.

Wer den winterlichen Temperaturen entfliehen will, sollte bedenken, dass die Energiekosten zu Hause trotzdem weiterlaufen. Denn die Heizung sollte im Winter nie komplett ausgeschaltet werden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt im Winter die heimischen Räume auf mindestens 16 Grad zu heizen, um Schimmelbildung vorzubeugen. Eine Heizkostenabrechnung flattert also auch den Langzeiturlaubern ins Haus.

16.11.2022    Lisa Reschka
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