Zwei Hände mit OP-Handschuhen formen ein Herz
09.08.2023    Katharina Ungar
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Holistic Health boomt! Denn unser Verständnis von Gesundheit wird immer ganzheitlicher – auch durch die sozialen Medien. Allerdings kursieren bei Trendthemen wie gesunde Ernährung, Fitness oder mentale Gesundheit auch viele Informationen, die nur wenig Mehrwert bieten.

Nicht so bei Medfluencerin Alina Walbrun. Ihren mehr als 230.000 Followerinnen und Followern vermittelt sie fundiertes Medizinwissen und gibt ihnen Einblicke ins Medizinstudium. Im Interview spricht sie darüber, wie die digitale Welt die moderne Medizin bereichert.

Zur Person

Portraitbild der Medfluencerin Alina Walbrun

Alina Walbrun

ist promovierende Medizinstudentin sowie Medfluencerin. In den sozialen Medien gibt sie auch Einblicke in ihren Studienalltag

Was macht gerade die sozialen Medien als Informationsquelle so beliebt?

Alina Walbrun: Soziale Medien werden von jeder Generation konsumiert. Ich persönlich habe mir das Ziel gesetzt, die Menschen auf dem Weg zu einer gesunden Alltagsroutine zu unterstützen – mit fundierten Informationen zu Medizin, Psychologie, Sport und Ernährung. Das funktioniert über soziale Medien am besten: Man tritt dort auf ganz persönlicher Ebene an die Menschen heran und holt sie zu ihren eigenen Interessensgebieten ab. Mein synergistischer Ansatz orientiert sich dabei nahe an meinem Alltag, was die Kommunikation noch authentischer macht.

Was kann die Medizin in Sachen Kommunikation noch von der digitalen Welt lernen?

Walbrun: Das Stichwort ist hier: Aufklärung auf Augenhöhe. Leider ist das hartnäckige Klischee der „Götter in Weiß“ dabei oft hinderlich. Ich selbst arbeite in einer Arztpraxis und sehe tagtäglich, wie ungern viele Menschen zum Arzt gehen. Aber eine Anlaufstelle im Internet, bei der sich eine qualifizierte Ärztin oder ein Pfleger Zeit nimmt und ganz nahbar Wissen vermittelt, baut wieder Vertrauen auf. So könnte man zukünftig mehr Hand in Hand mit Patientinnen und Patienten arbeiten.

Auch wäre es wichtig, verschiedene Therapieansätze in Betracht zu ziehen: Ich selbst habe neben dem Studium noch eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin gemacht. Die Medizin muss lernen, sich vom Schema F zu lösen. Nur so können neue medizinische Ansätze entstehen und Krankheiten ganzheitlich behandelt werden.

Wie kann das in der Praxis konkret aussehen?

Walbrun: Ich selbst habe bereits erlebt, wie gut gemeinschaftliche Praxisverbände funktionieren können, in denen mehrere Behandlungsbereiche zusammenfließen: Psychologie, Osteopathie, Sportmedizin, Ernährungstheorie und so weiter. Das muss in Zukunft mehr gefördert werden. Hier könnte auch das Medizinstudium erste Grundsteine legen, etwa mit mehr Raum für Wahlfächer und Zusatzangebote.

Werden die sozialen Medien also in Zukunft das ausgelagerte Sprechzimmer der Arztpraxen?

Walbrun: Der Digitalisierung gehört ohne Zweifel die Zukunft. Ein großer Teil davon wird die Online-Beratung sein – über Videochat, Telefon oder eben Social Media. Dennoch dürfen wir die niedergelassenen Arztpraxen nicht vernachlässigen, da sie ein essenzieller Bestandteil unseres Gesundheitssystems sind. Aber wenn man digitale und analoge Kommunikation verbindet und die Synergien beider Komponenten nutzt, dann holt man alle Gesellschaftsgruppen ab und schafft eine zukunftsfähige Balance aus Innovation und etablierten Prozessen.

09.08.2023    Katharina Ungar
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